Sun gibt Einblick in zukünftige Architektur

Neuer Ultrasparc-Chip kommt später

13.06.2003
MÜNCHEN (CW) - Sun wird den "Ultrasparc-IV"-Prozessor erst Anfang 2004 und damit rund drei Monate später als erwartet auf den Markt bringen. Die übernächste Generation, "Ultrasparc V", verzögert sich ebenfalls.

Kleine Zeitverzögerungen bei neuen Prozessoren sind zu verschmerzen, wenn sie sich nicht häufen. Intel beispielsweise verschob die Auslieferung des "Merced"-Chips Quartal für Quartal, ebenso IBM die des Power-PC-Prozessors "630". Auch Suns "Ultrasparc III" kam viel später auf den Markt als ursprünglich geplant. Wenn Sun neue Server auf Basis des Ultrasparc IV Anfang 2004 liefern kann, dann wäre die Kundschaft wohl damit zufrieden.

Der Ultrasparc-IV-Chip enthält zwei Prozessorkerne, die auf dem Vorgänger Ultrasparc III basieren. Nach Herstellerangaben soll die Leistung des Neuen ungefähr doppelt so hoch sein wie die des Ultrasparc III mit einer Taktrate von 1,2 Gigahertz. Er passt in den gleichen Sockel wie ein heute verwendeter Ultrasparc III. Sun lässt den neuen Prozessor von Texas Instruments in 130-Mikrometer-Technik auf Basis von Kupferleiterbahnen fertigen. Die übernächste Generation - Ultrasparc V - soll dann mit 90 Mikrometer breiten Leiterbahnen ausgestattet sein.

Kann Sun den Chip nicht termingerecht liefern, droht Gefahr: Die Konkurrenz im Risc-Lager plant ebenfalls neue Chips mit doppelten Prozessorkernen. So will HP Anfang 2004 mit dem "PA-8800" eine Version auf Basis des "PA-8700" liefern, die in die Server "HP 9000" und die "rp-Serie" passen soll. IBM plant mit dem "Power-5" bereits die dritte Generation von Doppelkernchips für das zweite Quartal des nächsten Jahres. Nach Angaben des Branchendienstes "Computerwire" lässt sich mit dem Power-5 IBMs Highend-Unix-Server "Regatta" allerdings nicht ohne Modifikation beschleunigen, denn er passt nicht in den Power-4-Sockel.

Sun gab einen Einblick in das Design des übernächsten Prozessors, Ultrasparc V, der zwei Batch-Befehle parallel ausführen und sich "der Art der Arbeit anpassen" kann. Vergleichbar mit heutigen Prozessoren, die sowohl 32-Bit- als auch 64-Bit-Programme verarbeiten können, soll sich der Chip von einem Single-Thread-Modus in einen Multi-Thread-Zustand versetzen können. Threads sind Teilaufgaben von Programmen. Sun will seine Prozessoren - und auch Server - auf die Abarbeitung von Multi-Threaded-Anwendungen trimmen, denen man eine große Zukunft prognostiziert. Die "Chip-Multi-Threading"-Technik (CMT) verwendet statt eines einzigen leistungsstarken Prozessors viele einfache Prozessoren, die gleichzeitig sehr schnell Teilaufgaben erledigen. Sun hat sich das Know-how dafür durch die Übernahme von Afara Websystems ins Haus geholt. (kk)