Bensberger GfU operiert im unteren DV-Bereich:

Neuer Trend zum Facilities Management

15.09.1978

BENSBERG/MÜNCHEN - " In-house-Computer-facilities-management" ist selbst für amerikanische Verhältnisse rar geworden. Im westdeutschen Raum nutzt indes die GfU Gesellschaft für Unternehmensberatung (Bensberg/Köln) offenbar einen Zeittrend, bei dem sich "aus einem Einzelfall ein Markt entwickelt", wie Hermann Boeser, GfU-Mitgesellschafter, konstatiert.

Die GfU entstand aus dem Zusammenschluß der ursprünglich als Einzelkämpfer agierenden Consulter Boeser, Harry Bolz, Georg Goltermann und Karlheinz Zacharias. Und ihr Geschäft läuft, "weil es immer mehr Unternehmen satt haben sich mit der EDV herumzuschlagen", meint Boeser-Partner Bolz. Zwar schränkt Boeser ein, daß "25 000 bis 30 000 Mark monatliche Rendite, von sechs Mann erzielt, keine fantastische Zahl" sei. Aber da die GfU nur durch Mundpropaganda bei inzwischen drei Unternehmen im Hause sei, könne sich das Ergebnis schon sehen lassen.

Das GfU Facilities Management sieht so aus, daß der bisherige EDV-Eigner oder Anwender mindestens dreißig Prozent Grundauslastung für das System garantieren muß. Er kann die Anlagen jedoch auch voll belegen. Abgerechnet wird nach dem Vertragspassus "monatlich im Schnitt pro Jahr", so daß der Anwender keinen Spitzenbedarf künstlich dehnen muß. Die Rest-Kapazität wird auf dem freien Markt als Dienstleistung angeboten. Die GfU übernimmt dabei entweder die installierten Anlagen oder schneidert eine Hardware-Konfiguration nach Maß für die zu lösende Applikation.

Beim Chemiewerk Werner Sauer GmbH in Bensberg übernahm die GfU beispielsweise im September 76 mit der Nixdorf 8870 einen Programmierer und zwei Operateure. Bei der Kölner Messegesellschaft ist die GfU seit Anfang des Jahres auf der Siemens 7722 zunächst nur für die Software-Entwicklung der Messegesellschaft zuständig. Bei einem Steuerberater, der sich aus der Datev-Familie löste betreibt die GfU eine MDS 21/40: Der Steuerberater "brauche nunmehr keine vierzehn Tage auf eine Datev- Antwort zu warten, und von dem direkten Zugriff zur EDV wollen künftig noch ein paar andere Steuerberater leben", Boeser die Zukunft.

Er hat bisher offensichtlich keine Probleme gehabt, die Restkapazität anderen Unternehmen erfolgreich anzudienen.

"Wir brauchen durchschnittlich sechs Monate, um den Background für so einen

Vertrag aufzubauen", spielt Boeser seine kurzen, positiven Erfahrungen aus. "Wenn wir in Süddeutschland oder in Flensburg so etwas mit einem Kunden machen wollten, würden wir wahrscheinlich vor Monate länger brauchen - aber wir würden uns das zutrauen."

Der "Background" - sprich: Abnehmer der restlichen EDV-Kapazität - ist lebensnotwendig. Denn das, was der Kunde beisteuert, ist noch nicht plus minus

Null: "Was nur Ärger spart, ist uninteressant. Argumentieren kann man immer nur mit Geld", gibt sich der Facilities-Manager illusionslos.

Beim Geld aber sieht Boeser Einsparungen bis zu dreißig Prozent. Und da bestätigt ihn einer, der es wissen muß: Arnon Aviner, geschäftsführender Gesellschafter der Aviner, Weisener und Galler KG in Hamburg. Er beschäftigt sich seit Jahren mit Facilities Management, betreibt allerdings "nicht das ganz seltene In house-facilities-management" sondern entwickelt EDV-Gesamtkonzepte für Unternehmen.

Der Hanseate schätzt, "daß höchstens drei bis vier Prozent der gesamten bundesdeutschen EDV-Dienstleistung im Facilities Management erwirtschaftet werden", obgleich da für den Anwender: "bis zu 50 Prozent Kostenersparnis" drinstecken können, "wenn er auch mal die Amortisation der Anlaufkosten und nicht nur die reinen Maschinenkosten rechnete".

Peter Lange-Hellwig, Geschäftsführer im Verband der Deutschen Rechenzentren wollte schon vor ein paar Jahren Facilities Management als "ein persönliches Hobby von mir" publik machen, zumal einige amerikanische Unternehmen "phantastische Gewinne" (Lange-Hellwig) einfuhren. Doch der Durchbruch kam nicht.

Selbst Clas Falk, Geschäftsführer der in Frankfurt residierenden Datema - die in Schweden mit Facilities Management groß wurde -, muß in Deutschland kleine Brötchen backen: Facilities Management wird hier von der Datema nicht "on an operational basis", sondern als "höhere Politik" betrieben.

Falk sieht zwar nunmehr auch wachsendes Interesse der bundesdeutschen EDV-Anwender, "weil nicht mehr jeder die eigene EDV als Prestige-Objekt betrachtet". Und "weil wir das Facilities Management zwar nicht am besten können, aber am besten kennen" (Falk), weiß er zwei typische Ursachen, bei denen Unternehmen für diese Art von Dienstleistung reif werden: Entweder dramatisches Größenwachstum des Unternehmens oder ein totaler Umsatzeinbruch - beides oftmals verbunden mit dem nicht aufzuschiebenden Zwang, das hauseigene EDV-System auf zeitgemäßen, bedarfsgerechten Stand zu bringen. Gerade bei Umsatz-Einbrüchen stellt sich überdeutlich heraus, daß EDV-Kosten nicht in dem Maß schrumpfen, wie der Umsatz schmilzt.

Wenn nun ein Unternehmen klar sieht daß es auch in Zukunft EDV braucht - dann ist es Zeit für das Gespräch mit der Facilities-Zunft, meint Falk.