Neuer Rechner ist billiger als bisheriges Topmodell 8100/110 Apple baut ersten Power-Mac mit PCI-Bus aus der PC-Welt

25.06.1995

MUENCHEN (wm) - Apple hat den ersten Macintosh-Rechner mit PCI-Bus fertiggestellt. Der "Power-Macintosh 9500" markiert den Abschied vom proprietaeren "Nubus". Zugleich laeutet Apple beim Betriebssystem eine neue Aera ein: Die Version 7.5.2 des "Mac-OS" enthaelt die ersten Teile der Software-Umgebung "Opendoc" - Apples Konkurrenzprodukt zu Microsofts OLE-Konzept.

Mit dem Power-Macintosh 9500 kommt Apple der Forderung vieler Anwender nach einem besseren Preis-Leistungs-Verhaeltnis zumindest teilweise nach: Basis ist der Power-PC-Prozessor 604, der etwa ein- bis eineinhalbmal soviel Rechenleistung bringen soll wie die bisher verwendete Power-PC-CPU 601. Hinzu kommt bei diesem Rechner das neue PCI-Bus-System mit einer maximalen Uebertragungsgeschwindigkeit von 132 MB/s - viermal mehr, als die aktuelle Version des Nubus leistet. Der neue Power-Mac bietet Platz fuer sechs PCI-Adapter. Laut Apple koennen PCI-Karten fuer Intel-PCs ohne Modifikationen genutzt werden, sofern sie der PCI- Definition 2.0 entsprechen und die Treibersoftware fuer das Mac-OS in einem ROM-Baustein oder auf Diskette mitgeliefert wird.

Zusaetzliche Schnelligkeit duerften die neuen Speicherbaustei-

ne Dual-Inline-Memory-Modules (DIMMs) bringen, die in der gleichen Zeit doppelt so viele Daten an den Prozessor liefern koennen wie ihre Single-Inline-Memory-Module-(SIMM-)Vorgaenger. Rechnet man noch die Verbesserungen am Betriebssystem hinzu, dann duerften sich gegenueber dem bisherigen Spitzenmodell, dem Power-Macintosh 8100, erhebliche Geschwindigkeitsvorteile ergeben.

9500er Geraet fuer 9500 Mark

Der Preisvergleich weist fuer den Neuzugang in der Power-Macintosh- Familie sogar leichte Vorteile aus: Rund 9500 Mark wird ein Power- Macintosh 9500 kosten, der mit 16 MB Arbeitsspeicher, einer 1-GB- Festplatte, CD-ROM-Laufwerk (Quadruple speed) und einer Grafikkarte von ATI mit 2 MB Videospeicher ausgestattet ist. Das vergleichbar ausgeruestete Topmodell der 8100-Serie muss hingegen mit etwa 10200 Mark veranschlagt werden.

Die neue Hardware bringt allerdings gleich zwei Nachteile fuer die bisherigen Mac-Anwender mit: Die relativ teuren Nubus- Erweiterungskarten lassen sich nicht weiterverwenden. Gleiches gilt fuer die bisher ueblichen Arbeitsspeicher-Chips. Uebergangsloesungen sind von Apple nicht zu erwarten. Das Unternehmen setzt ganz auf die zwei amerikanischen Zubehoerlieferanten Second Wave und Newer Technology. Der eine will eine Bruecke zwischen PCI-Bus und Nubus-Adaptern liefern, der andere eine PCI-Karte fuer SIMM-Arbeitsspeicher.

Im Gegensatz zu den bisher verwendeten Nubus-Karten enthalten die neuen PCI-Adapter keine Spezialhardware fuer die Beschleunigung von "Quickdraw", dem Grafikmodul aus dem Mac-OS. Auf Nachfrage bestaetigte Apples Produkt-Manager Stefan Heimerl, dass die Geschwindigkeit der PCI-Grafikkarte - uebrigens baugleich mit den PCI-Adaptern aus der Intel-Welt - niedriger sei als die einer Nubus-Beschleunigerkarte. Allerdings werde dieser Nachteil durch die schnelle Hardware des Power-Macintosh 9500 wieder ausgeglichen.

Weniger spektakulaer sind die Veraenderungen am Betriebssystem Mac- OS. Die Version 7.5.2 kennzeichnet vor allem die Anpassung an den PCI-Bus und die Optimierung einzelner Programmteile fuer den Power- PC-Prozessor 604. Schneller arbeiten sollen jetzt ausser Quickdraw der "SCSI-Manager" und die Emulation fuer Applikationen, die fuer Macs mit Motorolas 68000-Prozessor geschrieben wurden.

"Mac-TCP", die TCP/IP-Schnittstelle des Betriebssystems, gibt es nicht mehr - ihren Platz nimmt jetzt "Opentransport" ein, das neue Netz- und Kommunikationssystem des Mac-Betriebssystems.