Videoton geht Umweg über Österreich:

Neuer Mitbewerber in der Zahnarztpraxis

24.02.1978

WIEN (ee) - Den Hoffnungsmarkt "Zahnarzt-Praxis", den sich in der Bundesrepublik Hersteller wie MAI, Nixdorf, Olivetti, CTM streitig machen, will nun auch die ungarische Videoton angehen: Allerdings zunächst beschränkt auf die "Privatpraxen österreichischer Zahnärzte". Die Magyaren wollen mit einer Pilot-lnstallation in Wien den Probebetrieb aufnehmen.

Der Einstieg Videotons in diesen auch in der Alpenrepublik lukrativen, aber wie in der Bundesrepublik wegen der komplizierten Software schwierigen Markt darf vermuten lassen, daß Videoton von Österreich aus demnächst einen Preiskampf in die Bundesrepublik trägt. Denn erklärtes Ziel Videotons ist es, die westlichen Märkte aggresiv über Preise aufzubrechen. In der Bundesrepublik gibt es 27 000 Zahnärzte, die für die EDV zu erschließen wären. Bislang konnte sich noch kein System so recht durchsetzen, weil die von den kassenärztlichen Abrechnungsstellen geforderte Genauigkeit beim Ausfüllen der Zahn

scheine nicht jedesmal exakt erreicht wird. Papierdifferenzen und nicht endlos gedruckte Zahnscheine führen hier zu Passerproblemen und als Folge zur Ablehnung durch die Kassen-Obersten.

In der Branche schwirren eine Reihe von Gerüchten, daß Zahnärzte gegen Hersteller Prozesse auf Rücknahme der Geräte angestrengt hätten. Nach vorsichtigen Schätzungen sind keine dreihundert Zahnarzt-Systeme in der Bundesrepublik bisher ausgeliefert. Wobei die Parkzahlen der Hardware-Hersteller und die Installations-Zahlen der zumeist herstellerfremden Systemsoftware weit auseinanderklaffen.