Drei Fliegen mit einer Klappe:

Neuer HP-Mikro emuliert IBM-3270-Datenstation

07.10.1983

Der von Hewlett-Packard jetzt vorgestellte HP 150 (CW Nr. 40 vom 30. September 1983, Seite 1) integriert einen "sensitiven" Bildschirm mit der Kompatibilität eines IBM-PC und der Philosophie der"Lisa" von Apple.

Die Ankündigung Hewlett-Packards verdeutlicht eine Neurorieritierung der kalifornischen Konstrukteure im Bereich der Mikrocomputer; eine Neuorientierung, die bereits im Mai dieses Jahres von Vice-President Paul Ely avisiert wurde.

Dieser HP-Mikro mit einer Wortlänge von 16 Bit stellt einen neuen Anlauf der Entwickler auf einem Gebiet dar, auf dem man IBM als die Nummer eins ansieht. Tatsächlich wurde neulich von Cabinet Future Computing der Marktanteil von IBM auf 26 Prozent vor Apple mit 21 und Tandy mit 13 Prozent geschätzt. Bei dieser Schätzung beträgt der Marktanteil von Hewlett-Packard nur 6,5 Prozent.

Bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt war Hewlett-Packard mit einer unabgestimmten Produktpalette auf dem Mikrocomputermarkt vertreten. So hat das Unternehmen konkurrierende und unkompatible Produkte entwickelt: Die programmierbaren Taschenrechner HP 40, den tragbaren HP 75, die Produktlinie des HP 80, die Linie der Bürocomputer HP 100 - unter anderem mit dem Modell HP 125 - sowie die technischen Mikrocomputer HP 200, alias HP 9800.

Hewlett-Packard ist es nach eigenen Angaben im Jahr 1982 gelungen, etwa 500 Millionen Dollar auf dem Gebiet der Personal Computer umzusetzen. In dieser Zeit hat jedoch die Firma den Anforderungen des Marktes nicht voll entsprechen können. Der nun vorgestellte HP 150 soll eine machtvolle Rückkehr Hewlett-Packards auf das wichtigste Segment des Mikrocomputermarktes markieren, das des Bürocomputers.

Wenn auch HP der letzte der traditionellen ist, der ins Personal-Computer-Busineß einsteigt - voraus gingen auf diesem Marktsegment DEC mit der Rainbow-Serie, Wang mit seinem Professional Computer und Data General mit seiner Desktop Generation - so scheint der Meßgerätehersteller doch gute Chancen zu haben, einen Spitzenplatz zu erringen. Warum dieser Eintritt in den Büromarkt erst so spät geschieht, präzisierte Ely: "Wir verfügen über eine wichtige Basis potentieller Kunden und ein wesentliches Händlernetz, das für den Vertrieb des HP 80 aufgebaut wurde. Mehr noch, die IBM-Kompatibilität wird für uns eine Stütze bei kleinen Anwenderfirmen sein, die noch auf eine Alternative zum IBM-PC warten, die von einem großen Hersteller aus der Informationsbranche kommt.

Der "sensitive" Bildschirm, der ausgewählt wurde, stellt ein natürliches Mensch-Maschine-Interface dar. Hält nun der 150, was HP verspricht? Betrachten wir ein wenig mehr seine spezifischen Merkmale.

Es überrascht nicht, daß das Herz des HP 150 der Intel 8088 ist. Der Hauptspeicher verfügt standardmäßig über 256 KB, die bis auf 640 KB ausgebaut werden können. Er ist weiterhin mit einem elektro-sensitiven Bildschirm ausgerüstet, der durch Berührung des Bildschirms mit dem Finger oder einem Bleistift Programme ausführen kann. Auf der Oberfläche des Bildschirms befindet sich eine doppelte Schicht von Leuchtdioden, die als Leuchtmatrix erscheinen. Durch Kennzeichnung eines Produktes oder einer Zone durchkreuzt der Benutzer diese Matrix.

Zwei Disketten-Laufwerke von 3,5 Zoll und ein integrierter Drucker oberhalb des Bildschirms vervollständigen die Konfiguration des HP 150, der für den Bürobereich bestimmt ist. Die zusätzlich verfügbare Peripherie besteht aus einer Winchester-Disk (fünf oder 15 Megabyte), die mit einem Diskettenlaufwerk zur Datensicherung ausgestattet ist.

Kommt man auf die Kommunikationsmöglichkeiten zu sprechen, dann muß man festhalten, daß der HP 150 über eine optionelle Emulationskarte verfügt, die es erlaubt, eine Verbindung zur IBM-Datenstation 3270 aufzunehmen. Diese Emulations-Karte bietet dem HP 150 einen direkten Kontakt über Koaxialkabel mit IBM-Hostrechnern zur Benutzung lokaler oder überregionaler Netzwerke. Anderseits kann der HP 150 als intelligentes Terminal dann eingesetzt werden, wenn er mit dem Rechner HP 3000 oder einem größeren Rechner verbunden wird. Der Austausch der Karten wird durch die Terminalfunktion "DSN" auf der ISO-Ebene "LINK" der Serie 100 abgesichert.

Man muß nicht erstaunt sein, wenn trotz dieser charakteristischen Technik die hauptsächlichen Trümpfe des HP 150 in der zur Verfügung stehenden Software zu finden sind.

Es ist denn auch keine Überraschung, daß für den HP 150 das Betriebssystem MS-DOS (Version 2.0) gewählt wurde, so daß auf alle Software-Entwicklungen des PC von IBM zugegriffen werden kann. Im Softwarekatalog findet man sowohl VisiCalc (Visicomp), das Textverarbeitungssystem WordStar (Micropro) mit Mailmerge, das Datenbanksystem Condor (Condor computer corporation), als auch Basic von Microsoft.

Neben dieser Software soll in Kürze für den HP 150 dBase II (Ashion Tate), BPI General Ledger, MicroPlan, Context MBA, vor allem aber das Rechen- und Graphik-System "1-2-3" von Lotus Development verfügbar sein.

Zusätzlich kann der HP 150 Programme ausführen, die die Vorteile des "sensitiven" Bildschirms nutzen. So ist "Gaphics/Serie 100" ein Werkzeug, das es dem Benutzer erlaubt, Diagramme in Form von Kreisen, Kurven, Histogrammen etc, darzustellen.

* Mitarbeiter des Fraunhofer-Instituts für Artbeitswirtschaft und Organisation, Stuttgart.