Pichai beerbt Rubin

Neuer Chef für Googles Betriebssystem Android

14.03.2013
Beim Google-Betriebssystem Android, mit dem hunderte Millionen Smartphones laufen, gibt es einen Chefwechsel.

Der Manager Andy Rubin, der die Software einst mitentwickelt hatte, soll einen anderen Job bei dem Internet-Konzern bekommen. "Andy hat entschieden, dass es an der Zeit ist, die Zügel aus der Hand zu geben und ein neues Kapitel bei Google zu beginnen", schrieb Konzernchef Larry Page am Mittwoch in einem Firmenblog. Zu den genauen Gründen des Wechsels sowie den neuen Aufgaben schwieg sich der Google-Chef aus.

Nachfolger als Android-Chef wird Sundar Pichai, der sich bei Google um den Chrome-Browser, das Computer-Betriebssystem Chrome OS sowie die Büroanwendungen Google Apps kümmert. Er übernimmt den neuen Posten zusätzlich zu seinen bisherigen Aufgaben. Damit bringt Google seine bisher nebeneinander entwickelten beiden Betriebssysteme in der Hand eines Managers zusammen. Es sei nicht leicht, in Andy Rubins Fußstapfen zu treten, schrieb Konzernchef Page. "Ich bin aber überzeugt, dass Sundar einen tollen Job machen wird."

Der ehemalige Apple-Entwickler Rubin hatte 2003 das Start-up Android gegründet, um ein offenes Betriebssystem für mobile Geräte auf die Beine zu stellen. Google übernahm die Firma 2005, wobei Rubin an Bord blieb. Unter seiner Führung stieg Android zum führenden Smartphone-System auf.

Nach einer Erhebung der Marktforschungsfirma IDC wurden im vergangenen Jahr 497 Millionen Android-Smartphones ausgeliefert. Im Jahr zuvor waren es erst halb so viele Geräte. Der Marktanteil stieg demnach auf 69 Prozent, während Apple mit seinem iPhone bei 19 Prozent stagnierte. Android-Geräte kommen von diversen Herstellern in vielen Preislagen, allen voran von Samsung, aber auch HTC, LG oder der Google-Tochter Motorola.

Nach Angaben von Page wurden bis dato mehr als 750 Millionen Android-Geräte aktiviert, neben Smartphones sind das auch Tablet-Computer und inzwischen auch alles mögliche bis hin zur vernetzten Gabel. Für den späten Donnerstag hat Samsung zu einer Produktvorstellung nach New York geladen. Es wird damit gerechnet, dass der südkoreanische Konzern sein neues Smartphone-Flaggschiff Galaxy S4 zeigt.

Zuletzt schien das Verhältnis von Google und Samsung angespannt. Auf dem Mobile World Congress in Barcelona im Februar hatte Rubin den Elektronikkonzern vor dem Aufbau einer eigenen, isolierten Plattform gewarnt: "Und mein Rat ist: Bauen sie keine Inseln, sie funktionieren nicht mehr. Sie müssen Ökosysteme aufbauen, die verschiedenen Herstellern offenstehen." Das "Wall Street Journal" schrieb nach seinem Abgang, Rubin und seine Kollegen seien zunehmend über die Dominanz von Samsung unter den Android-Partnern besorgt gewesen.

Der Erfolg von Android genauso wie von Apples iPhone beruht auf den Zusatzprogrammen außenstehender Entwickler, den sogenannten Apps. Dadurch wird ein Smartphone zum Multifunktionsgerät. Vor Android sei es extrem aufwendig gewesen, Dienste für mobile Geräte zu bauen, schrieb Google-Chef Page. "Wir hatten mehr als 100 Telefone in unserem Schrank und haben unsere Software so ziemlich für jedes Gerät einzeln entwickelt." Rubins offenes Systems habe dies verändert.

Zugleich prangerte Apple-Marketingchef Phil Schiller in einer ungewöhnlichen Attacke am Mittwoch Schwächen von Android an. Er verwies darauf, dass auf dem Markt noch sehr viele Geräte mit älteren Versionen der Software seien, was Verbrauchern und Software-Entwicklern das Leben erschwere. Android-Smartphones würden oft als "Gratis-Ersatz" für einfache Handys verteilt und das iPhone biete Nutzern ein besseres Erlebnis, behauptete das Apple-Manager.

Page gab Rubin mit auf den Weg, er solle noch häufiger den Mond ins Visier nehmen. "Moonshoots" nennt man bei Google Projekte, die weltveränderndes Potenzial haben, aber auch mit hoher Wahrscheinlichkeit scheitern können. (dpa/tc)