Update.com

Neuer CEO will Update.com sanieren

03.08.2001

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Seit fünf Wochen ist er im Amt, der neue CEO (Chief Executive Officer) des am Neuen Markt notierten Wiener CRM-Anbieters Update.com. Nun hat sich Gerhard Schuberth ein erstes Bild von den Zuständen im Unternehmen verschafft: Die Mitarbeiter hält er für fähig und hoch motiviert, die Produkte brauchen aber noch Feinschliff. Mit einer Restrukturierung will Schuberth über einen "steinigen, aber kurzen Weg" zum Jahresende den Break-even schaffen.

Die neue europäischen Niederlassungen von Update.com werden als Vertriebsdependancen zu zwei Regionen (Süd/Nord) zusammengefasst, für die außereuropäischen Ableger sucht man Partner. Außerdem wird das mittlere Management zusammengestrichen. Insgesamt werden von rund 250 Mitarbeitern 75 entlassen. Auch der neue Finanzchef Marcus Mühlberger soll richtig durchgreifen. "Leider mussten wir feststellen, dass die Zahlenwerke teils auf unrealistischen und überzogenen Erwartungen beruhen", gesteht der CFO. Sein neues Budget geht für das laufende Jahr von 16,7 Millionen Euro Umsatz aus (angeblich konservativ, aber kaufmännisch seriös gerechnet).

Bereits im März 2001, als die Unternehmensleitung von Update.com, damals noch mit CEO Gabriele Rittinghaus und Finanzchef Michael Foy, die endgültigen Zahlen für das Geschäftsjahr 2000 präsentierte, waren die Aussichten alles andere als rosig. Den kriselnden Softwareanbieter nahm damals die freie Journalistin Andrea Goder für die Computerwoche unter die Lupe:

Update.com Software AG -ein CRM-Anbieter macht wenig erfreulichen Kassensturz

Von Andrea Goder. Andrea Goder ist freie Journalistin in München.

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Drastische Gewinn- und Umsatzwarnungen, über 90 Prozent Kursverlust, Einbruch im deutschen Markt, Vertriebs- und Produktschwierigkeiten - die Update.com Software AG schlitterte im letzten Jahr in eine schwere Unternehmenskrise. Dass der Wiener Softwareanbieter schon am Ende des vierten Quartals den Breakeven erreichen wird, ist deshalb eine sehr optimistische Prognose.

Gabriele Rittinghaus, seit 1999 Vorstandsvorsitzende von Update.com, dürfte mittlerweile das Lachen vergangen sein. Die ehemalige Chefin von Computer Associates (CA) Deutschland, die zur Bilanzpressekonferenz in Frankfurt am Main aufgrund eines angeblich sehr wichtigen anderen Termins nicht erschien, hat sich kräftig vergaloppiert. Wie ein Kartenhaus ist der Business-Plan des Wiener Unternehmens in den Monaten nach dem IPO im April 2000 in sich zusammengebrochen.

Wurde noch zum Börsengang von einem Verlust von 12,4 Millionen Euro ausgegangen, ist der Fehlbetrag bis zum Ende des letzten Geschäftsjahres auf 22,3 Millionen Euro angewachsen (Vorjahr: minus 7,2 Millionen Euro). Durch den Verlust mehrerer Großaufträge verfehlte die Company mit Erlösen in Höhe von 20,4 Millionen Euro auch die ursprüngliche Umsatzplanung deutlich (Vorjahr: 18,3 Millionen Euro). Insgesamt liegt der Verlust damit erstmals höher als der Umsatz. Nach Geschäftsbereichen unterteilt, steuerten Lizenzverkäufe und Wartung 73 Prozent zu den Einnahmen bei (plus 25 Prozent), der Service die restlichen 27 Prozent (minus 14 Prozent).