Leere Kassen und tiefrote Zahlen

Neuer Alcatel-Lucent-Chef prüft Strategie

29.04.2013
Beim angeschlagenen Netzausrüster Alcatel-Lucent ist keine Kehrtwende in Sicht.

Zum Jahresauftakt verbuchte der Konzern erneut tiefrote Zahlen. Der harte Konkurrenzkampf in der Telekombranche und die Krise in Europa machen den Franzosen weiter schwer zu schaffen. Zudem drückte der bereits angekündigte Abbau von mehreren tausend Stellen auf das Ergebnis. Keine leichte Ausgangslage für den seit April amtierenden Chef Michel Combes. Er sieht sich jetzt den bisherigen Geschäftsplan noch einmal genau an und will im Sommer eine neue Strategie vorstellen.

Zum Jahresauftakt habe der Verlust 353 Millionen Euro betragen, teilte das Unternehmen am Freitag in Paris mit. Das Minus war von Experten erwartet worden. Im Jahr zuvor hatte der Konzern noch einen Gewinn erzielt - dieser war allerdings nur auf den Verkauf des Herstellers von Call-Center-Software Genesys zurückzuführen. Ohne diesen Geldregen hätte das Unternehmen schon vor einem Jahr einen hohen Verlust erlitten. Am Markt kamen die jüngsten Zahlen nicht gut an. Am frühen Nachmittag verloren die Papiere an der Pariser Börse rund 2,5 Prozent.

Etwas besser als von Analysten prognostiziert schnitt Alcatel-Lucent beim Umsatz ab. Dieser legte im Vergleich zum Vorjahr leicht auf 3,23 Milliarden Euro zu. Der operative Verlust ging um 30 Prozent auf 202 Millionen Euro zurück. "Operativ spiegelt sich im ersten Quartal der zuletzt ermutigende Trend im Markt sowie die ersten Erfolge des Konzernumbaus wider", sagte Combes.

Die bisher geplanten Schritte gehen dem neuen Chef offenbar nicht weit genug. Bis zum Sommer will er sich ein Bild von der Lage des Unternehmens machen und dann Konsequenzen ziehen. Das dürfte einige Mitglieder des Verwaltungsrates freuen. Berichten zufolge war ihnen die Umstrukturierung unter Combes Vorgänger Verwaayen zu langsam über die Bühne gegangen. Der amtsmüde Niederländer hatte vor knapp drei Monaten die Reißleine gezogen und seinen auslaufenden Vertrag nicht mehr verlängert.

Letztlich war es ihm nicht gelungen, das Ruder bei dem 2006 aus der Fusion von Alcatel und Lucent entstandenem Unternehmen herumzureißen. In seiner Amtszeit gelang ihm nur 2011 ein Jahr mit Gewinn. Doch auch auf den neuen Chef kommen große Herausforderungen zu, denn der Stellenabbau kostet Geld und belastet die eh schon leeren Kassen.

Die Lage verschärfte sich nun. In den ersten drei Monaten floss knapp eine halbe Milliarde aus dem Konzern, so dass Alcatel-Lucent Ende März mit 358 Millionen Euro verschuldet war. Vor einem Jahr hatten die Franzosen noch ein Vermögen von knapp 800 Millionen Euro. Entsprechend kündigte Combes an, dass der Fokus in Zukunft darauf liegen soll, die Finanzen wieder in Ordnung zu bringen und die Schulden in den Griff zu bekommen. (dpa/tc)