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Neuer Ärger um Enterasys

12.12.2002

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Die Querelen um den finanziell angeschlagenen Netzausrüster Enterasys Networks gehen in die nächste Runde: Ein kalifornischer Pensionsfonds hat jetzt Behauptungen wiederholt, das Unternehmen habe seine Umsätze und Ergebnisse von Mitte 2000 bis Anfang 2002 weitaus stärker künstlich aufgebläht, als bislang eingestanden worden ist. Spezielle Manager-Teams hätten gegen Ende der Berichtszeiträume die Zahlen geschönt, indem Distributoren aufgefordert wurden, mehr Produkte als nötig abzunehmen. Obwohl explizite Klauseln für die vereinfachte Rückgabe diese Waren in die Verträge eingeflossen sind, seien die Umsätze komplett verbucht worden. Auch seien die Produkte weit unter Preis und teilweise auf dem Graumarkt abgesetzt worden. Mit diesen Phantom-Deals habe Enterasys gegen Bilanzierungsregeln verstoßen, so die Argumentation.

Der Pensionfonds hat in diesem Jahr Klage vor Gericht gegen Enterasys und einige ehemalige Top-Manager eingereicht und beruft sich darin auf Aussagen nicht benannter Ex-Mitarbeiter der Netzwerkschmiede. Zudem untersucht seit etwa einem Jahr die US-amerikanische Börsenaufsicht Securities and Exchange Commission (SEC) den Fall. Ein Anwalt der Firma sagte, man wolle sich gegen die Vorwürfe verteidigen. Ein Teil der Anschuldigungen sei falsch und entbehre jeder Grundlage.

Enterasys Networks hat erst vor kurzem seine Bilanz des Jahres 2001 offiziell revidieren müssen (Computerwoche online berichtete). Für das am 3. März 2001 beendete Fiskaljahr bedeutete dies rund elf Prozent geringere Umsätze bei ebenfalls rund elf Prozent größeren Verlusten. Auch im daran anschließenden Rumpfjahr bis Ende Dezember 2001 schrumpften die Einnahmen der Cabletron-Ausgründung, während sich das Nettominus ausweitete. Das Unternehmen hatte im Februar gemeldet, dass ein Vertrag über vier Millionen Dollar in Asien nicht korrekt verbucht worden war. Laut den neuen offiziellen Zahlen wurden insgesamt jedoch rund 150 Millionen Dollar Umsatz zu viel verbucht, der Verlust war um 145 Millionen Dollar zu niedrig angesetzt. Im Lauf des Jahres hat Enterasys das Management komplett ausgetauscht und ein Drittel der Belegschaft entlassen. (ajf)