Gartner-Analyse

Neue Windows-Lizenzen verändern den PC-Einsatz

12.09.2008
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Microsoft hat neue Optionen für die Lizenzierung von Windows angekündigt. Aus Sicht der Analysten von Gartner erlauben die neuen Lizenzen einen breiteren Einsatz virtueller Maschinen in Unternehmen. Der Schritt sei entscheidend, um Windows-Lizenzen von der PC-Hardware zu entkoppeln.

Am 3. September 2008 hat Microsoft zwei zusätzliche Lizenzoptionen unter seinem Programm Vista Enterprise Centralized Desktop (VECD) vorgestellt, die die Einsatzmöglichkeiten von virtuellen Maschinen (VMs) auf PCs erweitern:

  • Eine Lizenz erlaubt die Übertragung einer VM zwischen Maschinen unter VECD für 23 Dollar pro Jahr. Zudem wird der gelegentliche Einsatz einer VM auf einem Privat-PC erlaubt beispielsweise von einem USB-Stick oder verbunden mit einem gehosteten virtuellen Desktop.

  • Die andere Lizenz ermöglicht den Einsatz einer Windows-VM auf PCs, die nicht dem Unternehmen gehören etwa einem Mitarbeiter oder Auftragnehmer. Diese Lizenz kostet 110 Dollar pro Nutzer und Jahr.

Beide Optionen sind Microsoft zufolge ab dem 1. Januar 2009 verfügbar - allerdings nur für Kunden, die einen Software-Assurance-Vertrag (SA) abgeschlossen haben. Auch wenn sich der Produktname VECD auf das aktuelle Windows-System Vista bezieht, kann Windows XP mit Downgrade-Rechten verwendet werden.

Analyse: Lizenzrahmen für PC-Virtualisierung

Durch diese Veränderungen wird Gartner zufolge ein lizenzgemäßer Rahmen für den Einsatz der PC-Virtualisierung geschaffen, Bis dato sei dies nur schwer oder sehr teuer zu implementieren gewesen. Durch den expliziten Verweis auf Rechner, die Mitarbeitern oder Auftragnehmern gehören, legalisiert Microsoft eine Windows-Nutzung, die viele Anwenderunternehmen schon seit Jahren interessiert. Allerdings bleibt der Gebrauch relativ teuer: Über eine dreijährige Laufzeit kostet die Lizenz für eine Windows-VM auf einem Rechner, der nicht dem Unternehmen gehört, 330 Dollar. Allerdings wird es erlaubt sein, die Lizenz nach einer Installation von mindestens 90 Tagen zu verschieben - nützlich beispielsweise für Berater und Zeitarbeiter.

Die Option ist aus Sicht der Gartner-Analysten ein Meilenstein in der Evolution der Lizenzen des Windows-Betriebssystems: Erstmals können Unternehmen ein Windows-OS einführen, das nicht permanent an eine physikalische Maschine gebunden ist. Die Marktbeobachter gehen davon aus, dass Microsoft im Laufe der Zeit die Flexibilität von Hardware und Lizenzen weiter steigern wird. Durch das Angebot der VECD-Option signalisiert Microsoft zudem sein fortlaufendes Bekenntnis zur Strategie der schrittweisen Einführung neuer Einsatzmodelle für die Virtualisierung.

Gartner sieht die jüngst vorgestellten Lizenzergänzungen als erste Schritte in einem langfristigen Prozess der Trennung von Windows-Lizenzen und der PC-Hardware. Auch wenn viele Kunden gegebenenfalls von dem Schritt profitieren werden, muss Microsoft die Entwicklung der Windows-Lizenzen behutsam vorantreiben. Denn die zusätzliche Komplexität bei jeder Veränderung bedeutet für einige Anwender zusätzliche Herausforderungen bei der Interpretation der Lizenzbedingungen.

Die Übertragbarkeit der Windows-VMs sorgt für mehr Innovationen im Markt, doch die begrenzte Portabilität auf PCs unter VECD bleibt nach Einschätzung der Gartner-Analysten ein Thema. Auch wenn der gelegentliche Gebrauch gehosteter virtueller Desktops und portable VMs vom Privat-PC Schritte in die richtige Richtung sind, können die Bedingungen für manche Nutzer zu eng gefasst sein.