Neue Wege zum IT-Job

08.03.2002
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Alexandra Mesmer war bis Juli 2021 Redakteurin der Computerwoche, danach wechselte sie zu dem IT-Dienstleister MaibornWolff, wo sie derzeit als Head of Communications arbeitet.

So auch auf dem Karrierezentrum, das die COMPUTERWOCHE zur CeBIT in Halle 10 veranstaltet. Vor zwei Jahren bekam dort auch Jörg von Ohlen seinen Job bei EDS/Systematics AG in Hamburg. Der 43-Jährige musste sich nach einem Ingenieurstudium und zehn Jahren bei einer Firma im Umweltbereich neu orientieren, da es in dieser Branche keine Jobs mehr gab. Ihn reizte der Informations- und Telekommunikationsmarkt. Mit herkömmlichen Bewerbungen blieb er zunächst erfolglos: "Die Unternehmen haben eine sehr ausbildungsbezogene Vorstellung von neuen Mitarbeitern. Wenn in der Bewerbung nur von IT-Grundkenntnissen die Rede ist, fällt man durch das Raster."

Aus den Zeitungsinseraten suchte er jene Stellenangebote heraus, in denen Wert auf Soft Skills gelegt wurde. Bei diesen Firmen wollte er seine Management-Fähigkeiten, die er als Niederlassungsleiter erworben hatte, in die Waagschale werfen. "Um meine Skills zu verkaufen, war die standardisierte Kurzform einer schriftlichen Bewerbung ungeeignet", so seine Einschätzung. Dass eine Bewerbung am Messestand einem Verkaufsgespräch ähnelt, bestätigt Jana Bartl, Personalerin bei EDS/Systematics. Sie bezeichnet Laufmessen wie die CeBIT gar als "Verkaufsmesse für Bewerber". Die Besucher sollten damit rechnen, dass ein Bewerbungsgespräch zustande kommt und auch entsprechend gekleidet sein: "In Jeans und Pulli geht nichts", so Bartl.

Die Personaler machten sich über den Messeauftritt eines Bewerbers außerdem Notizen und leiteten sie an die Fachabteilung weiter. So fließt das persönliche Erscheinungsbild in den Auswahlprozess mit ein, auch wenn der eigentliche Entscheider gar nicht vor Ort war. Es kommt jedoch nicht nur auf die Kleidung an. Der Kandidat muss sich im Vorfeld über die Firmen, die er am Stand besuchen willl, genau informieren und sich idealerweise einen Gesprächsaufhänger überlegen.

Bei von Ohlen waren es die Strukturprobleme schnell wachsender Unternehmen. Hier konnte er sich als Problemlöser präsentieren: Aufgrund seiner langjährigen Management-Erfahrung könne er die Fortentwicklung eines Unternehmens besser planen als ein jüngerer Mitarbeiter, trotz mangelnder Computerkenntnisse. Das überzeugte - er bekam den Job. Auch der Projektleiter eines Münchner IT-Dienstleisters würde das persönliche Messegespräch jeder anderen Bewerbungsstrategie vorziehen. Da er kein Studium vorweisen konnte, wurden seine Bewerbungen gleich herausgefiltert, so seine Vermutung. Erst im persönlichen Gespräch auf einer Jobmesse konnte der 30-Jährige, der ungenannt bleiben möchte, seine 15 Jahre Berufserfahrung plausibel erklären. Schnell stellte sich heraus, dass er die gewünschten Qualifikationen auch ohne Studium mitbrachte.

Konjunkturkrise: Manche Berater arbeiten unseriös

Beim Thema Personalberater hingegen winkt er ab. Keiner der renommierten Münchner Personalberater habe es geschafft, ihn zu platzieren. Diese Erfahrung schilderten viele Bewerber der Redaktion. Niemand konnte berichten, dass er erfolgreich vermittelt wurde. Stattdessen wurden sie mit Newsletter-Mails gequält. "Viele Berater füllen mit unseren Profilen doch nur ihre Kartei auf", so der häufige Vorwurf. Dass Headhunter mit Vorsicht zu genießen sind, geben sogar Kollegen zu. "Personalberater sind zurzeit nicht die beste Adresse, um an einen Job zu kommen", sagt Karuschkat von der 3K Personalberatung.