Neue VLIW-Architektur soll die Leistung verzehnfachen: GEI präsentiert Unix-Supercomputer-Serie

02.10.1987

STUTTGART (CW) - Einen weiteren High-Tech-Meilenstein will das Aachener Systemhaus GEI Rechnersysteme GmbH mit der Supercomputer-Serie "GEI-Trace" setzen. Sieben bis 28 32-Bit-Befehle sollen im Rechner vom Trace Scheduling Compiler erzeugt und auf einer "Very-Long-Instruction-Word"-Architektur (VLIW) abgearbeitet werden.

Rund neun Jahre Forschung und Entwicklung sowie rund 35 Millionen Dollar Venture Capital sei in diese neue Maschine investiert worden, erklärte jetzt GEI-Geschäftsführer Michael Emrich vor der Presse. Gebaut hat den Rechner die amerikanische Multiflow Computer Inc., die das kleinste System 7/200 im Frühjahr in den USA vorgestellt hatte.

Unter der Unix-Version 4.3 laufen auf der GEI-Trace Fortran- sowie C-Programme. Die VLIW-Hardware 7/ 200 erlaubt in einem Maschinenzyklus die Ausführung von bis zu sieben Operationen - das entspricht einer Instruktionswortbreite von 256 Bit. Darüber hinaus verfügt die CPU über weitere Funktionselemente wie Addierer, Multiplizierer und Memory-Interfaces. Die hohe Auslastung dieser Elemente bewirkt der Trace Scheduling Compiler, der sich die "Feinkörnigkeit" bei der Parallelverarbeitung von Programmen zunutze macht.

Um die im technisch-wissenschaftlichen Bereich alle acht bis zehn Operationen auftretenden "programmbedingten Sprünge" zu vermeiden, schätzt der Trace-Compiler bei diesen Sprüngen ab, mit welcher Häufigkeit sie in die eine oder andere Richtung verzweigen; selbst bei einer groben Schätzung wählt der Compiler den Ablauf-Pfad mit der höchsten Wahrscheinlichkeit aus. Bei einer Falschentscheidung läuft der Compiler "rückwärts" zum Ausgangspunkt und schlägt dann die andere Richtung ein. Mit diesem Verfahren ließe sich die Rechen-Leistung um den Faktor Zehn erhöhen, erklärte dazu GEI-Produkt-Marketing-Manager Norbert Vorstädt.

Bei einem Preis von knapp 900 000 Mark biete das Unternehmen, so Geschäftsführer Emrich, insbesondere mittelständischen Anwendern eine Alternative zu den bereits etablierten Supercomputern. "Der zehn bis zwanzig Millionen Mark Anschaffungspreis schreckt eher ab."

Wahrend die GEI-Systeme 14/200 mit 512 Bit breitem Instruktionswort und die 28/200 mit 1024 Bit breitem Instruktionswort erst zu Beginn des nächsten Jahres in der Bundesrepublik angeboten werden sollen, ist die 7/200, von der das Unternehmen bis Ende 1987 noch vier Stück verkaufen will, sofort verfügbar.