Hoher Halbjahres-Verlust konnte nur halbiert werden

Neue Struktur beschert der Bull-Gruppe rote Zahlen

09.03.1990

PARIS/KÖLN (CW) - Mit einem Verlust von 267 Millionen Franc (rund 78,7 Millionen Mark) hat die französische Bull-Gruppe das Geschäftsjahr 1989 abgeschlossen. Damit schaffte es der Pariser DV-Konzern nicht, die Halbjahres-Schlappe von 537 Millionen Franc im zweiten Abschnitt auszumerzen. Ein Grund: die hohen Kosten für die jüngst eingeleitete Umstrukturierung.

Noch im Juni vergangenen Jahres hatte Bull-Chef Francis Lorentz gehofft, den hohen Minusbetrag der ersten sechs Monate 1989 durch traditionell bessere DV-Geschäfte im zweiten Halbjahr ausgleichen zu können. Doch vor allem eine Rückstellung von mehr als 405 Millionen Franc für die eingeleitete Restrukturierung und den geplanten Personalabbau von rund 1200 Mitarbeitern im Geschäftsjahr 1990 (siehe auch COMPUTERWOCHE 4/90, Seite 6) machten Lorentz einen Strich durch die Rechnung. Hinzu kamen eine Verengung des Computerweltmarktes sowie geschmälerte Bruttomargen. Damit konnte der Pariser DV-Konzern den Verlust bis zum Jahresende nur halbieren, so daß die Groupe Bull nach einem Vorjahres-Gewinn von 303 Millionen Franc nunmehr mit 267 Millionen Franc in den "Miesen" steckt.

Auch in Sachen Umsatz bekleckerten sich die Franzosen keinesfalls mit Ruhm. Die Einnahmen stiegen geringfügig von 31,5 auf 32,7 Milliarden Franc. Noch nicht berücksichtigt ist in diesen Zahlen der Umsatz der Ende 1989 übernommenen Zenith Data Systems. Investiert wurden 198 Milliarden Franc, was einer Steigerung von acht Prozent entspricht. Für Forschung und Entwicklung wendete die Bull-Gruppe mit 3,7 Milliarden Franc 1,6 Prozent mehr auf als im Vorjahr. Mit großen Wachstumssprüngen rechnet Lorentz auch im laufenden Geschäftsjahr nicht. Generell sehe es derzeit nicht nach einem nennenswerten Aufschwung im internationalen Computergeschäft aus. Dennoch hoffe er, für 1990 wieder schwarze Zahlen ausweisen zu können.

Bewertungsprobleme gibt es nach wie vor bei der Festlegung des Kaufpreises von Zenith Data Systems. Bull hatte die PC-Division im Dezember 1989 von der Zenith Electronics Corp., Glenview/Illinois, für 496 Millionen Dollar erworben. Mittlerweile bestehen die Franzosen jedoch auf einer Rückzahlung von 49 Millionen Dollar. Sollten sich beide Parteien bis zum 18. April nicht einigen können, muß ein unabhängiges Schiedsgericht eine Bewertung vornehmen und den endgültigen Kaufpreis bestimmen. Wie Jörg M. Pläsker, Pressesprecher der Kölner Bull AG, erklärte, sei die Transaktion durch diese Unstimmigkeit jedoch nicht gefährdet.