Abschied aus dem Massengeschäft

Neue Strategie bei Transtec

04.04.2003
STUTTGART (CW) - Der IT-Systemhersteller Transtec konnte im vergangenen Jahr sein Versprechen einhalten und mit dem Vorsteuerergebnis in die schwarzen Zahlen zurückkehren. Dass gleichzeitig der Umsatz sank, gehört gewissermaßen zur Strategie.

"Wir haben uns bewusst weg vom Massengeschäft hin zur höhermargigen Herstellung maßgeschneiderter Server- und Storage-Lösungen verlagert", erläuterte Transtec Vorstandschef Dieter Weißhaar auf der Bilanzpressekonferenz. Auf der Ertragsseite geht diese Strategie so langsam auf: Nach einem Verlust vor Zinsen und Steuern (Ebit) von mehr als zwei Millionen Euro im Vorjahr, konnte Transtec 2002 mit 200000 Euro ein positives Ergebnis erwirtschaften. Dagegen schrumpfte der Umsatz zum zweiten Mal in Folge: Nach Spitzeneinnahmen von 185 Millionen Euro im Jahr 2000 war er 2001 bereits um gut 30 Millionen Euro niedriger ausgefallen, und 2002 sanken die Einnahmen weiter auf 116 Millionen Euro.

Leicht war die Umstellung nicht. Defizitäre Auslandsniederlassungen wurden geschlossen, in einigen Gesellschaften wie in der Schweiz und den Niederlanden wurden die geschäftsführenden Manager ausgewechselt, die Logistik und die Produktion wurden zentralisiert, und die Zahl der Mitarbeiter sank von 310 auf 240 Angestellte inklusive 28 Auszubildende. Doch Weißhaar ist überzeugt, die richtige Strategie zu fahren. "Weniger kann auch mehr sein", begründet er den Ansatz. Die Kunden, zum Großteil Firmen aus dem Bereich Forschung und Lehre, zeichnen sich dadurch aus, dass sie zum einen spezielle Anforderungen an die Lösungen stellen, zum anderen unter chronischer Geldnot leiden. In dieser Nische, ist Transtec seit mehr als 20 Jahren mit Erfolg tätig. Mehr als 60 Prozent der westeuropäischen Universitäten zählen zu ihren Kunden.

Enttäuscht zeigte sich der Vorstand über die Entwicklung an der Börse. Manfred Rubin-Schwarz, Finanzvorstand des ehemals am Neuen Markt und nun im Prime Standard notierten Unternehmens, kann die Qualitätskriterien der Deutschen Börse für die Neusegmentierung des Kapitalmarktes nicht nachvollziehen: "Wir müssen uns ernsthaft fragen, ob die Börse überhaupt noch ein realistischer Bewertungsmaßstab ist." Nicht nur dass der Aktienkurs von Transtec von rund vier Euro deutlich unter dem Buchwert von derzeit 6,3 Euro liege, bemängelte er. Auch Faktoren wie die Ausbildung in Deutschland würden zu wenig berücksichtigt. (rs)