Neue Software spart Konstruktion von Prototypen Simulationssoftware sucht nach elektromagnetischen Stoerfeldern

25.02.1994

MUENCHEN (CW) - Die Pruefung elektromagnetischer Vertraeglichkeit (EMV) von Industrieprodukten kann bisher fast nur durch Versuche am Prototypen oder im Fertigungsprozess erfolgen. Die erforderlichen Verfahren sind teuer. Simulationssysteme zur Berechnung der Stoeranfaelligkeit koennten Testergebnisse vorwegnehmen und so die Generationsfolge von Prototypen verkuerzen. Vom 22. bis zum 24. Februar bot die EMV 94 in Karlsruhe, Fachmesse und Kongress, Loesungen aus Unternehmen, von Praktikern wie Forschern.

Spaetestens 1996 werden Qualitaetsvorschriften bezueglich Stoerfestigkeit und -immunitaet sowie Abstrahlungsverhalten fuer alle Hersteller, die mit Mikroelektronikprozessoren arbeiten, zum Thema. Dann treten EU-weit neue Zertifizierungsrichtlinien in Kraft, nach denen Prueflabors, in Deutschland zum Beispiel der TUEV, das CE-Pruefsiegel (Communaute Europeenne) fuer die Stoerfestigkeit elektrischer Geraete erteilen muessen.

Wie Eduard Stangel vom Prueflabor Mikes Produktservice GmbH in Strasskirchen formuliert, "werden Hersteller von elektronischen Geraeten von den gesetzlichen Bestimmungen sicherlich ueberrascht". Uebrigens koennen Verstoesse gegen die Qualitaetsnormen unter Umstaenden mit Strafen bis zu 100 000 Mark geahndet werden. Damit eroeffnet sich ein neuer Markt fuer EMV-Simulationstechnik. Allerdings mangelt es zur Zeit noch an marktreifen Softwareprodukten.

Die deutsche Automobilindustrie beschaeftigt sich bereits seit zwei Jahren mit rechnergestuetzter Simulation in Verbindung mit reduzierten Prototypentests - "bisher mit geringem Erfolg", wie Lothar Laske aus der EMV-Abteilung bei BMW einraeumt.

Mit ihrer Software verspricht nun die amerikanische Firma EMA Electro Magnetic Applications Inc., die sich auf der Fachmesse der EMV erstmalig dem europaeischen Markt praesentierte, eine schnellere und kostenguenstigere Entwicklung gegenueber traditionellen Versuchsreihen. Das 3D-Simulationspaket "EMA 3D" eignet sich laut Hersteller unter anderem fuer die Anwendungsgebiete Bioelektromagnetismus, Antennenanlayse, Elektrostatik und effektiver Radarreflexions-Querschnitt.

British Aerospace, wo das Paket im Einsatz ist, hat die Software sukzessive parallelisiert. Somit koennen die Programme sowohl auf Unix-Workstations als auch auf die mit 1024 Knoten ausgestatteten massiv-parallelen Rechner der Aachener Firma Parsytec portiert werden. Vermarktet wird das Produkt von Dielec Ltd. im britischen Swindon. Die deutsche Kontaktstelle Ziam GmbH befindet sich in Herzogenrath.

Aus der Werkstatt von Herrmann Singer vom Arbeitsbereich Theoretische Elektrotechnik der Technischen Universitaet Hamburg- Haarburg, stammt das Rechenprogramm "Concept". Damit lassen sich elektromagnetische Feldverteilungen im Hoch- und im Niederfrequenzbereich sowie deren Wechselwirkungen mit der Umgebung ermitteln. Im Rahmen von Dienstleistungen tummeln sich darueber hinaus weitere Anbieter: so die Technischen Hochschule Darmstadt (Produkt: "Mafia"), der Fachbereich von Adolf Schwab an der Universitaet Karlsruhe sowie die Botronic GmbH aus Stuttgart.