Marktbeobachter moniert irreführende Wortwahl

Neue Service-Begriffe werden häufig mißbräuchlich genutzt

23.11.1990

FRANKFURT (CW) - "Systems Integration" und "Facilities Management" gehören zu den meistbenutzten DV-Schlagworten des Jahres. Wie Peter Lines, Vice President in der Londoner Niederlassung des Marktforschungsunternehmens Input, anläßlich einer Kundenpräsentation ausführte, werden diese Begriffe allerdings oft zu Unrecht strapaziert.

Von den 51,6 Milliarden Dollar, die im vergangenen Jahr auf dem westeuropäischen Markt für Software und Services umgesetzt wurden, gaben die Anwender laut Input nur etwa 22,3 Milliarden Dollar oder 43,2 Prozent für Softwareprodukte und Turnkey-Systeme aus. Insgesamt 22,9 Milliarden Dollar oder 44,4 Prozent gingen auf das Konto sogenannter Facilities-Management-Leistungen, 15,2 Milliarden davon auf das der Professional Services und 7,7 Milliarden auf das der Processing Services.

Drei Milliarden Dollar oder 5,8 Prozent des westeuropäischen Software-und-Services-Marktes heimsten die Anbieter von Network-Services ein, 1,9 Milliarden oder 3,7 Prozent die System-Integratoren. Dem letztgenannten Marktsektor räumen die britischen Analysten für die kommenden Jahre besonders große Wachstumschancen ein: Innerhalb der nächsten fünf Jahre soll sich das Volumen dieses Marktes von geschätzten 2,49 Milliarden Dollar im laufenden Jahr um 24,3 Prozent jährlich auf 7,39 Milliarden Dollar in 1995 ausdehnen.

Dem Augenschein nach wachse dieser Markt sogar noch ungleich schneller, konstatierte Input-Manager Peter Lines. Derzeit werde mit dem Begriff System-Integration nämlich viel Schindluder getrieben.

Eine Dienstleistung, die diesen Namen zu recht trage, müsse vier Kriterien erfüllen: Zum einen könne erst ab etwa einer Million Dollar Auftragsvolumen von "Systems Integration" die Rede sein, zum zweiten setze dieser Begriff eine gewisse technische Komplexität des Problems voraus; drittens sei die Integration der Endanwender notwendiger Bestandteil der Lösung, viertens müsse die Management-Verantwortung für diese Leistungen beim Anbieter und nicht beim Kunden liegen.

Der letzte Punkt unterscheide im übrigen auch die herkömmlichen RZ-Dienstleistungen von einem echten "Outsourcing" oder "Facilities Management". Diese beiden Begriffe würden derzeit ebenfalls sehr oft mißbräuchlich benutzt.

Den Markt für die neuen Dienstleistungsformen müssen sich die Third-Party-Anbieter mit den Hardwareherstellern teilen. Der Kunde stehe hier, so Lines, vor einer schweren Entscheidung: Während vom Hardware-Anbieter detailliertes Know-how in puncto Equipment erwartet werden könne, spreche das Argument der Hersteller-Unabhängigkeit für die Third-Party-Unternehmen.