Nichts bleibt beim Alten

Neue Regeln in der Formel 1

14.04.2009
Von 
Jürgen Mauerer ist Journalist und betreibt ein Redaktionsbüro in München.

KERS (Kinetic Energy Recovery System)

Seit dieser Saison befindet sich auch die Formel 1 im Hybridzeitalter. Die Teams können - bislang noch freiwillig - das Energierückgewinnungssystem KERS (Kinetic Energy Recovery System) einsetzen, um die Leistung ihres Boliden zu steigern. Wie der Name schon andeutet, holt KERS die (in der Regel verschwendete) kinetische Energie zurück, die durch das Bremsen verloren geht. Bremst ein Fahrer während des Rennens, wird die Bremsenergie in einem Akku gespeichert. Pro Runde dürfen die Teams maximal 400 Kilojoule Energie speichern.

Über einen „Boost“-Knopf am Lenkrad kann der Fahrer die gespeicherte Energie am Stück oder in Portionen abrufen und beispielsweise beim Überholen einsetzen. Dank KERS stehen ihm pro Runde 6,66 Sekunden zusätzlich 82 PS zur Verfügung. Wenn man bedenkt, dass die Motoren wegen der Drehzahlreduzierung auf 18.000 U/min rund 50 PS verlieren und damit knapp über der 700 PS-Grenze liegen, sind diese 82 PS Extraleistung durchaus von Bedeutung. Der „Boost“-Knopf könnte mehrere Zehntel Zeitgewinn auf der Strecke ausmachen, jedoch sind das Gewicht und die Verpackung des Systems zu berücksichtigen.

Die Fahrer dürfen KERS beim Start ab einer Geschwindigkeit von 100 km/h und grundsätzlich nur bei mindestens 90 Prozent Gaspedalstellung aktivieren. Schummeln ist aber nicht möglich, da die Standard-Elektronik das System nach 6,66 Sekunden abschaltet; bei jeder Zieldurchfahrt wird das Konto wieder aufgefüllt.

Das KERS-System ist erst ab 2010 verpflichtend. Daher haben die meisten Rennställe zum Saisonauftakt auf „Turbo Boost“ verzichtet. Teams, die mit KERS fahren, müssen das Starkstrom-Symbol auf der Verkleidung tragen. Jedes Auto, das KERS an Bord hat, wird zudem mit einer Kontrolllampe ausgerüstet. Wenn das Steuergerät meldet, dass kein Reststrom mehr gemessen wird, leuchtet die Lampe grün. Erst dann dürfen Mechaniker und Streckenposten das Auto anfassen, damit sie keinen Stromschlag versetzt bekommen.

Die FIA hat den KERS-Fahrplan für die nächsten fünf Jahre abgesteckt. 2011 sollen die Teams auf eine Speichermenge von 800 Kilojoule und eine Abgabe von 136 PS aufrüsten. 2013 sind 1.600 Kilojoule und 272 PS geplant. Diese Regelungen stehen allerdings noch nicht fest, da die Formel 1-Teams die FIA drängen, ab 2010 ein Standardsystem einzuführen.