Neue Produkte von Fast, Miro und Spea Sprach- und Videoverarbeitung auf dem Weg zum PC-Standard

24.02.1995

MUENCHEN (wm) - Fast, Miro und Spea werden zur CeBIT eine umfangreiche Palette neuer Multimedia-Produkte auf den Markt bringen. Zur Standardausstattung jedes PCs gehoert nach den Vorstellungen der Unternehmen eine Tonqualitaet, die der von Stereoanlagen nahekommt und die Moeglichkeit, digitale Videos abzuspielen. Neben der in- und auslaendischen Konkurrenz machen Fast und Spea aber die deutschen Kapitalgeber zu schaffen: Junge, innovative Firmen erhalten kaum die Gelder, die noetig sind, um Wachstumsraten von ueber 40 Prozent und mehr zu finanzieren.

"Mit dem Massenprodukt Grafikkarte laesst sich schon lange kein Geld mehr verdienen", sagte Rolf Gaertner, bei Miro verantwortlich fuer Marketing und Vertrieb. "Wir gehen davon aus, dass bis Ende des Jahres die meisten PCs einen Grafik- und Videobeschleuniger eingebaut haben." Grafikbeschleuniger sind PC-Erweiterungskarten, die gewisse Teilaufgaben beim Bildschirmaufbau eigenstaendig uebernehmen; der PC-Prozessor loest diese Aktionen nur noch aus. Diese Karten enthalten eine eigene CPU, die in den letzten Jahren so leistungsfaehig geworden ist, dass sie digitale Videos abspielen kann. Spezielle Hardware ist nur noch dann noetig, wenn Videos aufgezeichnet oder bearbeitet werden sollen.

Ebenfalls zum Massenprodukt wird allmaehlich die Soundkarte, die heute auch in Buero-PCs eingebaut wird, wenn der Rechner sich damit zum Anrufbeantworter aufwerten laesst. Insbesondere gilt das fuer eine Kombination aus Modem und Soundkarte wie Miros "Connect 34 Wave", die neben dem Datentransport per Telefon auch die Funktionen eines Anrufbeantworters oder Faxgeraetes uebernehmen kann. Die Soundkarte ist damit nicht laenger das laermende Anhaengsel der Spielcomputer. Im Buerobereich laesst sie sich als Anrufbeantworter oder Vorleser einsetzen; fuer Videokonferenzen ist sie unabdingbar.

Ein Trend laesst sich heute schon ausmachen: Die Kombiprodukte kommen. Die ehemals relativ teure und komplizierte Hardware fuer Ton-, Grafik- und Videoverarbeitung am PC wird auf einen relativ preiswerten Kombiadapter gepackt, der darueber hinaus durch einfache Handhabung glaenzt. Neben den erwaehnten Kombinationen aus Grafik- und Videobeschleuniger oder Soundkarte und Modem wartet zum Beispiel die Fast Multimedia AG mit einem Adapter auf, der Grafik-, Videokarte und Fernsehempfaenger in einem ist. "PCI Video" wird nach Unternehmensangaben ab April fuer rund 1000 Mark zu kaufen sein.

Relativ klein bleibt weiter der Umsatz mit Videoschnitt-Adaptern. Die Einstiegsgeraete von Fast ("Movie Machine II" fuer 1000 Mark) und Miro ("Video DC20" fuer 2800 Mark) sind auch fuer begeisterte Hobbyfilmer eine relativ kostspielige Anschaffung. Ausserdem verschlingen die Filme noch immer Unmengen an Speicherplatz - 100 MB Speicherkapazitaet reichen gerade mal fuer ein 30minuetiges Digitalvideo.

Ueber das weitere Wachstum der deutschen Multimedia-Firmen entscheidet aber nicht die Nachfrage allein. Hans-Christian Wolf und Matthias Zahn, die Vorstandsvorsitzenden der Spea Software AG beziehungsweise Fast Multimedia AG, beklagen sich ueber die deutschen Kapitalgeber. Deutsche Banken wuerden High-Tech-Firmen weniger nach den Wachstumsmoeglichkeiten in den kommenden Jahren bewerten als vielmehr nach den Ergebnissen der vergangenen Jahre. Kredite seien nur nach grossen Zugestaendnissen oder ueberteuert zu haben.

Den spektakulaersten Schritt plant deshalb die kleinste der drei deutschen Hardwarefirmen: Die Fast Multimedia AG wird sich im Laufe dieses Jahres an die amerikanische Fast Multimedia Holding Inc. in Delaware im Bundesstaat New Jersey verkaufen. Diese Muttergesellschaft wurde Ende vergangenen Jahres gegruendet und gehoert zu 95 Prozent Zahn und den bisherigen Teilhabern. Die restlichen fuenf Prozent liegen bei der amerikanischen Beteiligungsgesellschaft Techno Venture Management (TVM).

Wenn alles klappt, wird die Fast Multimedia Holding noch in diesem Jahr an die amerikanische High-Tech-Boerse Nasdaq gehen, um das weitere Wachstum der amerikanischen und europaeischen Toechter zu finanzieren. Der Kernbereich des Unternehmens, also Entwicklung und Management, bleibt in Deutschland, allein der Vertrieb wird mit Blickrichtung auf den amerikanischen Markt direkt von Boston aus agieren. Fast wolle in den naechsten zwoelf bis 18 Monaten mehr Umsatz in den USA machen als in Deutschland, wo man 1994 rund 40 Millionen Mark eingenommen habe.

Zahn begruendet den Schritt: "Anders als in Deutschland wird eine Firma auf dem US-Kapitalmarkt nach ihrem Wachstumspotential bewertet. Ein amerikanischer Finanzberater prueft bei einer Firma die Technik ihrer Produkte und schaetzt die Verkaufschancen." Bei deutschen Banken stosse man eher auf technisches Unverstaendnis: "Versuchen Sie mal, von einem deutschen Bankangestellten Geld fuer die Entwicklung einer Video-Overlay-Karte zu bekommen."

Hoehere Kredite nach gutem Ergebnis

Die Spea Software AG konnte im vergangenen Jahr nach zaehen Verhandlungen Kreditlinie und Eigenkapital erhoehen. Wichtigster Pluspunkt war dabei wohl das laufende Geschaeftsergebnis: Nach einem Bericht des Vorstandsvorsitzenden Wolf verbuchte das Unternehmen 1994 einen Umsatz von rund 174 Millionen Mark - 60 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Hatte man 1993 noch einen Verlust von rund 2,8 Millionen Mark einfahren muessen, so brachte 1994 den Umschwung zu schwarzen Zahlen. Ueber die genaue Hoehe des Gewinns wollte sich Wolf nicht aeussern. Fuer 1995 rechne man mit einem Umsatzplus von 40 Prozent und mit einem Gewinn von drei Prozent nach Steuern.

Dazu beitragen soll der neue Geschaeftsbereich "Media Gallery Games". Spea werde CD-ROMs mit Spiel- und Lernsoftware vertreiben, ausserdem sei die Produktion von Video- und Musikvideo-Titeln geplant. Der Vertrieb wird ueber die gewohnten Wege laufen, sich aber neuer Mittel bedienen. Gedacht sei, so Wolf, an die monatliche Produktion einer Demo-CD-ROM mit einer Auflage von 500 000 Exemplaren. Diese Probepackung werde allen anderen Spea- Produkten und der PC-Zeitung "PC Direkt" beigelegt. Auf diese CD- ROM werde man nicht nur die Demo-Version der Media-Gallery- Produkte speichern, sondern auch Software und Hilfsprogramme fuer die Grafik- und Videokarten.

Grafikbeschleuniger

Miro "Crystal 12SD", 200 Mark- 32-Bit-Grafikprozessor

- 1 bis 2 MB Bildspeicher (DRAM)

- PCI-Schnittstelle

- 16,7 Millionen Farben bei einer Aufloesung von 640 x 480 Bildpunkten und einer Bildwiederholrate von 60 Hertz

- bei der maximalen Aufloesung von 1152 x 864 Bildpunkten sind 256 Farben unterscheidbar; die Bildwiederholrate betraegt 80 Hertz.

Miro "Crystal 22SD", 400 Mark- 64-Bit-Grafikprozessor

- 2 MB Bildspeicher (DRAM)

- PCI-Schnittstelle

- 16,7 Millionen Farben bei einer Aufloesung von 800 x 600 Bildpunkten und einer Bildwiederholrate von 70 Hertz

- die maximale Aufloesung betraegt 1280 x 1024 Bildpunkte mit 256 Farbnuancen und einer Bildwiederholfrequenz von 75 Hertz.

Fast "MVP Publisher" Photoshop-Beschleuniger, der Preis stand bei Redaktionsschluss noch nicht fest

- Multimedia-Video-Prozessor von Texas Instruments

- PCI-Schnittstelle- 20 bis 50fache Arbeitsgeschwindigkeit unter dem Programm "Photoshop" von Adobe

Spea "Fire GL", rund 5000 Mark

- ein 64-Bit-Grafik- und ein 3D-Beschleunigungsprozessor

- 8 MB Videospeicher (VRAM) und 4 - 24 MB Bildspeicher (DRAM)

- PCI-Schnittstelle

- kompatibel zu den Grafikstandards Open-GL, Hoops und 3DR

- 16,7 Millionen Farben bei einer Aufloesung von 1280 x 1024 Bildpunkten

- 65536 Farben bei der maximalen Aufloesung von 1600 x 1200 Bildpunkten.

Grafik- und Videobeschleuniger

Fast "PCI-Video", 1000 Mark- 32-Bit-Grafikprozessor

- PCI-Schnittstelle

- 2 MB Videospeicher

- 16,7 Millionen Farben bei einer Aufloesung von 800 x 600 Bildpunkten

- 256 Farben bei der Maximalaufloesung von 1280 x 1024 Bildpunkten und einer Bildfrequenz von 75 Hertz

- Fernsehempfangsteil mit Bildschirmtext-Decoder

- VHS- und S-Video-Ein- und Ausgang

- Beschleuniger fuer "Video for Windows"

- optional Motion-JPEG-Aufzeichnung mit einer Bildfrequenz von 50 bis 60 Hertz, zwischen 500 und 800 Mark

- optional MPEG-Video aufzeichnen und abspielen fuer 500 bis 800 Mark.

Spea "V7 Vega Video", 200 Mark

- 32-Bit-Grafikprozessor

- 1 MB Videospeicher (DRAM)

- VL- oder PCI-Schnittstelle

- 16,7 Millionen Farben bei einer Aufloesung von 640 x 480 Bildpunkten und einer Bildwiederholrate von 60 Hertz

- 256 Farben bei der maximalen Aufloesung von 1024 x 765 Bildpunkten und einer Bildwiederholrate von 75 Hertz

- Videobeschleuniger fuer die Formate MPEG, Motion-JPEG, Video for Windows, Indeo und Quicktime for Windows.

Spea "V7 Mercury P-64 V", Preis stand bei Redaktionsschluss noch nicht fest

- 64-Bit-Grafikprozessor

- 2 bis 4 MB Videospeicher (VRAM)

- VL- oder PCI-Schnittstelle

- 16,7 Millionen Farben bei einer Aufloesung von 800 x 600 Bildpunkten

- 256 Farben bei der Maximalaufloesung von 1280 x 1024 Bildpunkten und einer Bildwiederholfrequenz von 75 Hertz.

(wird fortgesetzt)