Im Lager der IBM-Gefolgschaft deutet sich eine Teilung an:

Neue PC Serie bringt User in Zwickmühle

03.04.1987

NEW YORK (CWN) - Boom oder Reinfall - diese Frage stellt die CW-Schwester "Computerworld" angesichts der Strategie, die IBM jetzt mit ihrer neuen PC-Familie verfolgt. Zu leiden haben darunter nicht nur die Mitbewerber, sondern vor allem auch die Endanwender. Sie müssen sich nun entscheiden, ob sie dem alten IBM-PC-Standard treubleiben oder dem neuen folgen. Die Marktbeobachter sind geteilter Meinung.

Die Analysten grübeln über die Frage nach, ob der DV-Riese noch er folgreich einen Standard ändern kann, den er nicht mehr unter Kontrolle hat. Die Gründe für diese Änderung liegen auf der Hand: Den Konkurrenten soll der Nachbau erschwert werden; außerdem sind leistungsfähigere Maschinen gefragt, wie sie von Mitbewerbern schon länger angeboten werden. Dabei bedeuten die erwarteten Netzwerk-Fähigkeiten für IBM-Kunden gleichzeitig gute und schlechte Nachrichten. Auf der einen Seite sind die längst überfälligen höheren Übertragungsraten erfreulich. Andererseits jedoch wer den sich die Anwender fragen, welches der Netzwerkprodukte denn nun IBMs gegenwärtiger Strategie entspricht.

Sollte die 16-MBit-Version des Token-Ring-Netzes angekündigt werden, stellt sich die Frage, wie einfach oder auch wünschenswert es für Token-Ring-Anwender ist, ihr 4-MBit-Netz zu erweitern. Ein Branchenbeobachter in den Vereinigten Staaten meinte, IBM wolle eine Brücke für die beiden unterschiedlichen Netze zur Verfügung stellen. Das würde bedeuten, daß ein 16-MBit-Token-Ring als Backbone verwendet werden könnte, mit dem 4-MBit-Ringe ohne großen Aufwand vernetzt werden.

Aber es ist nicht erforderlich, PCs über ein Hochgeschwindigkeitsnetz zu verbinden. Deshalb vermuten Brancheninsider, daß das 6-MBit-Token-Ring mehr am oberen Ende angesiedelt sein wird und IBMs 9370 mit einer 80386-Workstation verbinden wird.

Verwirrung herrschte bei den Industriebeobachtern darüber, daß die Armonker eine Version von Ethernet/Starlan ankündigen wollen. Hierbei handelt es sich um ein Netzwerk, das einen wichtigen Bestandteil in AT&Ts Netzwerkstrategie darstellt. Damit würde IBM wahrscheinlich eher eine bestimmte Marktnische als die breite IBM-Kundschaft ansprechen.