Neue Mode: Man trägt Tastatur

28.11.2006
Eine rollbare Stofftastatur von Handit.de komplettiert das mobile Office in der Jacket-Tasche.

Vielreisende kennen das Problem: Der Traum vom mobilen Office in der Tasche zerplatzt spätestens dann, wenn größere E-Mails zu schreiben oder längere Texte zu erfassen sind. Grundsätzlich sind die heutigen Minicomputer in Form eines PDA oder Smartphones zwar leistungsstark genug für ein Office oder Excel im Pocket-Format, doch mit der Texteingabe hapert es immer noch. Selbst die oft verbauten Minitastaturen sind kein adäquater Ersatz für eine herkömmliche Tastatur. Und Mini- oder Klapptastaturen sind in der Regel zu sperrig oder zu schwer, um sie einfach im Jackett zu tragen.

Steckbrief

Produkt: Rolltastatur;

Anbieter: Handit.de;

Funktion: rollbare Bluetooth-Tastatur für Smartphones und PDAs mit 63 Tasten;

Größe: zirka 30 auf 13 Zentimeter;

Gewicht: rund 70 Gramm;

Web-Seite: www.handit.de,

Verfügbarkeit: ab Anfang Dezember 2006;

Preis: um die 100 Euro.

Hier lesen Sie ...

• welche Vorteile eine Roll- tastatur offeriert;

• wo die Grenzen einer Tastatur aus Stoff liegen;

• worauf bei der Installation zu achten ist.

Plus Minus

-- Rollbare Tastatur, kompaktes Packmaß;

- drahtlose Anbindung per Bluetooth;

- geringes Gewicht.

- eventuell schwierige Treiberinstallation;

- ungewohntes Schreib- gefühl wegen fehlendem Druckpunkt.

Die Technik dahinter

Mit Elektex hat die Firma Eleksen eine Sensorfolie entwickelt, die nur 0,6 Millimeter dick ist und aus vielen Minitastern besteht. Mit der Folie lassen sich laut Hersteller nicht nur Tastendrücke wie bei Tastaturen realisieren, sondern beispielsweise auch Schieberegler, wie sie zur Einstellung der Lautstärke bei MP3-Playern etc. verwendet werden. Nach Angaben von Eleksen kann die Folie unter fast jeder Gewebeoberfläche angebracht werden - etwa bei Anoraks zwischen der Füllung und dem Obermaterial. In der Praxis habe sich Elektex unter anderem bereits in Kombination mit Leder, Denim, Gummi sowie Neopren bewährt. Da die Folie keine Kabel benötige und sehr biegsam sei, könne sie in vielfältigster Weise eingesetzt werden. Neben der getesteten Rolltastatur wird Elektex beispielsweise in Oberkleidung verwendet, um elektronische Gadgets von außen zu installieren. Letztlich, so heißt es bei Eleksen, setzt lediglich die Phantasie der Anwender dem Einsatzgebiet Grenzen. Für spezielle Elektex-Lösungen im Kundenauftrag entwickelt die Firma auch die passende Firmware dazu.

CW-TV

Einen Filmbeitrag über die Handhabung der Stofftastatur finden Sie unter

www.computerwoche.de/tv "Rolltastatur aus Stoff"

Eine Lösung für dieses Problem hat jetzt die auf Smartphones und PDAs spezialisierte Berliner Firma Handit.de im Programm: eine rollbare Tastatur. Zusammengerollt und in einem Beutel verpackt, hat diese ein Transportmaß von zwölf Zentimetern Länge sowie einen Durchmesser von rund drei Zentimetern und wiegt knapp 70 Gramm. Rollbar ist die Tastatur, weil sie aus Stoff ist. Das Geheimnis dahinter ist eine von der britischen Firma Eleksen unter der Bezeichnung Elektex entwickelte Sensorfolie, die nur 0,6 Millimeter dick ist. Damit lässt sie sich nicht nur problemlos in Textilien einnähen, sondern ist auch extrem biegsam.

Das Größte an der ganzen Tastatur ist das Fach für die beiden Mikrobatterien, in dem auch die Funkelektronik verbaut wurde. Die Verbindung zum mobilen Endgerät erfolgt nämlich mit Hilfe des Kurzwellenfunks Bluetooth. Smartphone oder PDA kommunizieren dabei über das Serial-Port-Profile von Bluetooth mit der Tastatur. Entsprechende Treiber und Software sind derzeit für Geräte mit den Betriebssystemen Windows Mobile 2003, Windows Mobile 5, Symbian Series 60, Symbian UIQ, RIM Blackberry sowie Palm Garnet 5.4 verfügbar.

Startschwierigkeiten

Bei unserem Test kam als Gegenstück zur Tastatur der Pocket-PC "Loox 720" von Fujitsu-Siemens mit dem Betriebssystem Windows Mobile 2003 Second Edition zum Einsatz. Nach der Installation der Treiber ließ sich die Tastatur problemlos per Bluetooth mit dem Loox koppeln. Der Start der eigentlichen Software "Fabric Keyboard", die zur Konfiguration dient, gelang allerdings nicht. Erst nach einem Hardreset, also dem Löschen aller installierten Programme, waren unsere Bemühungen von Erfolg gekrönt. Hier liegt die Vermutung nahe, dass es zwischen der Software und einer anderen bereits auf dem Loox installierten Applikation zu Konflikten kam. Denn eine Vielzahl der von uns auf dem Loox verwendeten Anwendungen wie etwa Navigationssoftware, Diagnoseprogramme, Remote-Control-Anwendung, Infrarot-Fernbedienung etc. nutzen ebenfalls die serielle Schnittstelle, und die Zahl der virtuellen COM-Ports ist nun mal begrenzt. Bei Schwierigkeiten sollte sich der Anwender also erst einmal die Konfiguration und Verteilung der COM-Ports anschauen.

Nach entfernen der Programme auf dem Loox verlief die Installation dann ohne Probleme. Das Zusammenspiel von Tastatur und Endgerät klappte in unseren Versuchen aber nur, wenn sich der Anwender penibel an die Anleitung hielt. Wurde die Tastatur etwa direkt im Bluetooth-Manager des Betriebssystems mit dem Pocket PC verbunden, fand anschließend die Keyboard-Software das Gerät nicht.

Reihenfolge beachten

Bewährt hat sich dagegen folgende Reihenfolge: Bluetooth auf beiden Geräten aktivieren - an der Tastatur signalisiert dies eine grüne LED - und dann direkt das Tool Fabric Keyboard aufrufen und hier auf Connect drücken. In der Software stellt der Anwender auch Parameter wie die Sensivität der Tasten oder die Wiederholrate ein. Ebenso legt er hier fest, ob jeder Tastendruck mit einem akustischen Klick aus dem Lautsprecher bestätigt wird.

Y und Z vertauscht

Ist die Verbindung aufgebaut, steht dem Bearbeiten von E-Mails oder dem Schreiben von Texten in "Pocket Word" nichts mehr im Wege. Anfangs etwas ungewohnt ist allerdings, dass der bei PC-Tastaturen spürbare Druckpunkt fehlt. Nach einer kurzen Eingewöhnungsphase störte dies aber nicht mehr weiter. Schwerer fiel es dagegen, sich an das US-Layout zu gewöhnen, denn die deutschen Umlaute fehlten, und Y und Z waren vertauscht. Trotz dieses Mankos ließen sich mit der Tastatur Texte deutlich schneller verfassen als mit den sonst bei Pocket-PCs üblichen Bildschirmtastaturen. Zudem faszinierte der Gedanke, mit der Kombination aus Smartphone oder PDA und Rolltastatur der Vision vom mobilen Office ein Stückchen näher zu kommen, ohne gleich ein Notebook mit sich herumzuschleppen. Für das ausführliche Beantworten von Mails oder die Eingabe einer ersten Rohfassung eines journalistischen Artikels genügt die Rolltastatur vollauf. (hi)