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Neue-Markt-Firmen haben Nachholbedarf bei Investor Relations

20.09.2001

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Ungenügende Finanzinformationen sind daran schuld, dass viele Unternehmen am Neuen Markt trotz besserer Performance in den letzten Monaten keine entsprechenden Kursreaktionen verbuchen konnten. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie "Investor Relations und Shareholder Value am Neuen Markt" von PricewaterhouseCoopers (PwC) und der Wolff & Häcker Finanzconsulting AG. So wenden die Vorstände in 85 Prozent der befragten Firmen weniger als ein Drittel ihrer Zeit für die Kommunikation mit Anlegern und Analysten auf. Zum Vergleich: Manager in etablierten Unternehmen investieren hierfür rund die Hälfte ihrer Zeit.

Außerdem haben laut Studie mehr als 50 Prozent der befragten Teilnehmer des Neuen Marktes ihre Investor-Relations-Strategie nicht schriftlich fixiert. Als Folge davon bewerten mehr als drei Viertel der Unternehmen die Akzeptanz ihrer Kommunikation mit Anlegern und Analysten "eher hoch", während nur 36 Prozent der Experten dieser Einschätzung beistimmen.

Nachholbedarf sehen die Analysten vor allem bei der Qualität und Quantität von Ad-hoc-Mitteilungen oder Geschäftsberichten sowie bei der Beantwortung von Anfragen. Auch der Bereich "Investor Relations" (IR) auf den Firmen-Websites lässt laut Untersuchung häufig zu wünschen übrig. Außerdem sind die Experten mit den quantitativen Informationen unzufrieden, etwa was die Transparenz von finanzieller Risiken oder den Umgang mit Kennzahlen anbelangt.

Weiterer Kritikpunkt der Studie ist die geringe Nutzung von Informationen aus den Bereichen Produktion und Marketing in der Finanzkommunikation. Dabei gründen laut Mirko Häcker, Vorstand der Wolff & Häcker Finanzconsulting AG, mehr als 80 Prozent der Investoren ihre Aktienkäufe auf gute Fundamentaldaten und die aktuelle Geschäftslage. Dem geringer Einsatz von Kontrollwerkzeugen bei der Planung ist es wiederum zu verdanken, dass viele Firmen mit Informationen über die aktuelle Geschäftsentwicklung und die Einhaltung von Unternehmenszielen knausern. So ziehen nur 50 Prozent der Neuer-Markt-Teilnehmer regelmäßig Konkurrenzvergleiche, auch das Wertsteigerungs-Management spielt laut PwC eine untergeordnete Rolle.

Mit derartigen Versäumnissen schaden sich die Unternehmen jedoch selbst, da Investoren und Analysten die Fähigkeit, den eigenen Geschäftsverlauf realistisch vorherzusehen, als ein wichtiges Entscheidungskriterium sehen. So schätzen 89 Prozent von ihnen die entsprechende Befähigung der Firmen zur wirklichkeitsnahen Prognose als gering ein. Wenn es den Unternehmen gelingt, die aufgeführten Defizite abzubauen, dürfte sich die Kursentwicklung wieder stärker an dem inneren Wert orientieren, folgert daher Roland Pruss, Leiter der IPO-Beratung von PwC.

Die Studie "Investor Relations und Shareholder Value am Neuen Markt" kann als PDF-File kostenlos im Web heruntergeladen werden.