Neue Jobs und mehr Zuversicht

07.12.2004
Die ITK-Branche hat Tritt gefasst. Die Zeichen stehen auf Wachstum.

Glaubt man dem Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (Bitkom), ist die Stimmung in der deutschen ITK-Industrie gut wie lange nicht mehr. Nach dem jüngsten Branchenbarometer des Verbandes rechnen 74 Prozent der Mitgliedsfirmen 2005 mit steigenden Umsätzen, weitere 15 Prozent gehen von stabilen Erlösen aus. Mehr als ein Drittel der Unternehmen erwarten sogar eine Umsatzsteigerung von mehr als fünf Prozent. Auf dieser Basis bekräftigte der Bitkom auch seine Wachstumsprognose für den deutschen ITK-Markt von 3,4 Prozent auf 136 Milliarden Euro im kommenden Jahr.

10000 neue Arbeitsplätzesollen hierzulande entstehen

Neben den allgemein guten Wachstumsaussichten dürfte vor allem entscheidend sein, dass sich der Aufschwung auch am Arbeitsmarkt bemerkbar macht. Bitkom-Präsident Willi Berchtold bestätigte: "Der Trend geht bei vielen Unternehmen wieder zu Einstellungen." Demnach wollen rund 46 Prozent der ITK-Firmen in Deutschland im kommenden Jahr neue Jobs schaffen, weitere 42 Prozent rechnen zumindest mit einer stabilen Mitarbeiterzahl. Per saldo werden in der ITK-Branche hierzulande rund 10 000 neue Arbeitsplätze entstehen, hieß es.

Für die These, dass sich die Situation auf dem IT-Arbeitsmarkt allmählich entspannt, sprechen auch weitere Statistiken. So ergab die jüngste Adecco-Auswertung der einschlägigen Jobangebote in 40 deutschen Tageszeitungen und der COMPUTERWOCHE, dass die Zahl der freien IT-Stellen in den ersten zehn Monaten gegenüber dem Vorjahreszeitraum gestiegen ist - von 12 032 auf 14 322. Mit mehr als einem Fünftel (3546) entfielen dabei nach wie vor die meisten Offerten auf die Beratungs- und Softwarehäuser, die mit über 30 Prozent auch den größten Zuwachs gegenüber dem Vorjahr verbuchten. Zu ähnlichen Ergebnissen kam die US-amerikanische Investmentbank Merrill Lynch. Sie ermittelte, dass 47 Prozent aller CIOs in den USA und in Europa im Jahr 2005 Neueinstellungen in nennenswertem Ausmaß planen. Nur noch neun Prozent der befragten IT-Chefs gaben demnach zu Protokoll, dass ihr Bugdet weniger Personalkosten als im laufenden Jahr vorsieht. Einziges Problem dabei ist, dass die Firmen vor allem nach IT-Security-Spezialisten suchen - und diese oft nicht finden. Insofern muss man abwarten. Fest steht aber: Die Stimmung auf dem Arbeitsmarkt wird besser; rigide Sparprogramme und damit Entlassungen gehören weitgehend der Vergangenheit an.

Unternehmen wollen IT-Ausgaben erhöhen

Auch die Entwicklung der IT-Bugdets belegt, dass es in der Branche wieder aufwärts geht. Seit Monaten schon berichten die gängigen Marktforscher und Analysten von wieder steigenden Investitionen der Anwender. In der Oktober-Umfrage der US-amerikanischen CW-Schwesterpublikation "CIO" äußerten 241 IT-Chefs, vorwiegend aus den Vereinigten Staaten, dass sie in den kommenden zwölf Monaten 8,7 Prozent mehr für IT ausgeben wollen. Größte Einzelposten in den Etats sind nach wie vor das Thema IT-Security und - mit einem großen Sprung nach vorne - Equipment zum Bau von Voice-over-IP-Netzen. Die Meta Group ihrerseits geht in einer aktuellen Analyse davon aus, dass die IT-Budgets 2005 durchschnittlich um fünf Prozent zulegen. Rund ein Viertel der Gelder werde dabei für Outsourcing-Projekte aufgewendet - Tendenz steigend, hieß es.

Bezogen auf die Anbieterlandschaft zeigt der ITK-Markt einmal mehr ein uneinheitliches Bild. So gibt es seit geraumer Zeit Furcht vor einem zyklischen Abschwung in der Halbleiterindustrie, die gemeinhin als Indikator für die gesamte Branche gilt. Der führende Verband Semiconductor Industry Association (SIA) senkte jedenfalls im Oktober seine Prognosen für 2005. Zwar soll das weltweite Marktvolumen dieses Jahr auf den neuen Rekordwert von 213,8 Milliarden Dollar klettern, in den kommenden zwölf Monaten rechnet die SIA aber mit einer Stagnation. Als Gründe nannte der Verband unter anderem den Preisverfall bei Speicherchips. Außerdem führten die hohen Ölpreise dazu, dass die Verbraucher weniger Geld für Elektronik ausgeben könnten. Die vermeintlich heraufdämmernde Krise im Halbleitersegment scheint aber nicht unbedingt Marktführer Intel zu berühren, der erst vor wenigen Tagen seine Umsatzerwartungen für das vierte Quartal nach oben korrigiert hat.

Softwarehäuser beklagen mäßige Lizenzgeschäfte

Im Softwaremarkt stehen indes die Zeichen auf flächendeckende Entspannung. Schon in der traditionellen Berichtssaison im Oktober hatten die meisten Anbieter mit guten Geschäftszahlen überzeugt; die "Nachzügler", die jetzt im November ihre Bilanzen vorlegten, enttäuschten - von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen - ebenfalls nicht. Auch hier macht sich die offenbar wieder stärkere Investitionsbereitschaft der Kunden positiv bemerkbar. Bei näherem Hinsehen stellt sich jedoch in vielen Fällen der rückläufige oder bestenfalls stagnierende Lizenzumsatz als Problem dar. Anders formuliert: Die Firmen retten sich mit einem florierenden Wartungs- und Dienstleistungsgeschäft über die Runden.

Was für den ITK-Markt insgesamt gilt, trifft für das Hardwaresegment im Besonderen zu: Es sendet unterschiedliche Signale. Während im weltweiten Server-Geschäft die führenden Anbieter im dritten Quartal um 5,5 Prozent (IDC) beziehungsweise 6,0 Prozent (Gartner/Dataquest) zulegen konnten, stellt sich der PC-Markt unverändert schwierig dar.

PC-Geschäft unter Druck

Die Szenerie dort ist mehr denn je vom Margenproblem vieler Hersteller geprägt - ein Umstand, der laut Gartner bis 2007 dazu führen dürfte, dass von den weltweit zehn führenden Anbietern drei nicht mehr am Markt sein könnten. Eine der von den Auguren genannten Firmen, nämlich IBM, scheint mit dem Verkauf ihrer PC-Sparte an den chinesischen Hersteller Lenovo den Anfang machen zu wollen.