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Neue Gerüchte um Finanzhilfe von Microsoft für SCO

05.03.2004

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Die Open Source Initiative hat gestern eine E-Mail veröffentlicht, die Mitte Oktober vergangenen Jahres von Michael Anderer, CEO der in Salt Lake City ansässigen Venture-Capital-Firma S2 Partners, an SCOsource-Chef Chris Sontag und SCOs Finanzchef Robert Bench verschickt wurde. Darin findet sich der pikante Satz "Microsoft wird uns 86 Millionen Dollar besorgt haben von unter anderem BayStar" - gefolgt von einem süffisanten Kommentar von Eric Raymond: "Hier liegt der Hase im Pfeffer. Wir wissen nun, dass Microsoft mindestens 86 Millionen Dollar für SCO aufgetrieben hat, aber laut der Telefonkonferenz von SCO betrugen ihre Barreserven 68,5 Millionen Dollar. Ohne Microsofts Hilfe hätte SCO heute mindestens 15 Millionen Dollar Schulden."

Die SCO Group hat die Authentizität der E-Mail bestätigt, erklärte aber, sowohl deren Autor als auch Raymond hätten falsche Schlussfolgerungen gezogen. Die 50-Millionen-Dollar-Investition von BayStar sei nicht durch Mitwirkung von Microsoft zustande gekommen, erklärte Firmensprecher Blake Stowell. "Wir halten die E-Mail für eine simple Fehlinterpretation der Tatsachen durch einen externen Berater, der an einem Projekt arbeitete, dass nichts mit der BayStar-Transaktion zu tun hatte. Er wurde seinerzeit über das Missverständnis aufgeklärt", so Stowell. "Entgegen den Spekulationen von Eric Raymond, hat Microsoft die Baystar-Transaktion weder eingefädelt noch daran teilgenommen."

In dem Memo ist außerdem die Rede davon, Microsoft habe SCO im Jahr 2003 neben der BayStar-Finanzierung weitere mehr als 30 Millionen Dollar zukommen lassen, teils über Lizenzgebühren. "Das war ein Missverständnis von jemand Außenstehendem", wiegelte Marc Modersitzki ab, SCOs PR-Manager. "Microsoft hat keinen Penny in SCO investiert." Die Open Source Initiative hat die Mail jedenfalls in ihre "Halloween"-Sammlung von Dokumenten aufgenommen, die Versuche Microsoft dokumentieren soll, die Open-Source-Bewegung zu untergraben.

BayStar Capital hatte im vergangenen Oktober 50 Millionen Dollar in SCO investiert, von denen 30 von der Royal Bank of Canada stammten (Computerwoche.de berichtete). Einer von BayStars größten Investoren ist laut Selbstdarstellung der Wagniskapitalfirma Paul Allens private Investmentfirma Vulcan Capital. Allen hatte Microsoft mitbegründet und ist nach Bill Gates noch immer zweitgrößter Aktionär des Redmonder Konzerns. (tc)