Neue DV-Strukturen - mobile Zeiten

18.01.1991

Den Desktops droht der Garaus. So wünscht es sich der japanische Produzent Toshiba, der sein Geschäft - zumindest im außer japanischen Bereich - überwiegend mit tragbaren Rechnern macht.

So prognostiziert es aber auch die Forrester Group aus Cambridge, Massachusetts. Für die Hersteller von Tischgeräten brechen nach Meinung des Analysten William M. Bluestein schwere Zeiten an. Obwohl sicherlich noch eine Menge Unternehmen damit beschäftigt sein werden, ihren PC-Bestand auf die 386-Plattform zu hieven, sei laut Bluestein aufgrund der allgemein schlechten Wirtschaftslage und wegen des mittlerweile bei den Fortune-1000-Unternehmen zu konstatierenden PC-Sättigungsgrades für die nächsten Jahre mit sinkenden Verkaufszahlen zu rechnen.

Etwa 67 Prozent der US-Angestellten benutzen nach der Forrester-Studie für ihre Arbeit bereits PCs. In Branchen wie dem Dienstleistungsbereich (98 Prozent), bei Banken (88 Prozent) und bei Finanzdienstleistungen (67 Prozent) sei die Computerdurchdringung sogar noch höher.

Sollte sich dieser Trend bestätigen, wird es klare Verlierer und möglicherweise einen Gewinner geben: Bei den PC-Herstellern und -Wiederverkäufern dürfte es zum Ausleseprozeß kommen, die Forrester Group glaubt, daß fast jeder zweite der zehn Top-Wiederverkäufer auf der Strecke bleiben wird.

Auf einer Erfolgswoge könnten hingegen Tragbare schwimmen: Jeder dritte PC wird nach Meinung von Bluestein 1993 ein Mobil-Rechner sein. Gestützt werden könnte diese These durch den Trend zum Downsizing und zur Hinwendung zu Client-Server-Topologien. Die Mobil-PCs gibt es mittlerweile in allen Leistungsstärken bis zum 486-Boliden. Nur bei den Massenspeichern hapert es - eben wegen des Zwangs zur Mobilität. Doch gerade in DV-Strukturen mit verteilter Datenanwendung braucht der einzelne Arbeitsplatz - also der Client - keine mächtigen Peripheriespeicher mehr, er erledigt vielmehr die eigentliche Rechenarbeit. Die Lagerung großer Datenbestände geschieht auf den diversen dedizierten Servermaschinen. Das Argument größtmöglicher Mobilität in der digitalen Kommunikation wiegt hingegen schwer. Laptops und Notebooks könnten also ihre große Zeit erst noch erfahren - als Rechner für alles.

jm