Dreimal so leistungsstark wie AS400

Neue DEC-Mittelklasse soll VAX-Reihe stützen

08.06.1990

BOSTON (CW) - Mit neuen VAX-Rechnern will DEC eigene Produktschwächen im mittleren Leistungsbereich beseitigen und gleichzeitig gegen IBMS Midrange-Aufsteiger AS/400 angehen. Die VAX-4000-Familie soll im Juli auf den Markt gebracht werden.

Das Top-of-the-Iine-System "VAX 4000 Modell 300" mit 8-VUP (VAX units of performance), soll die MicroVAX-3800/3900-Linie ablösen, während die kleinere Version mit 5,5 VUP, die "VAX 4000 Modell 210", als Nachfolgesystem zu den MicroVAXen 3300 und 3400 gedacht ist.

DEC führt die Rechner bereits in dem US-amerikanischen Online-Bestellservice "Electronic Store" auf, und Anwender haben auch schon Bestellungen getätigt. Eine Grundkonfiguration bietet Digital dort unter der Bezeichnung "DV-43JTl-A9" mit 32 MB Arbeitsspeicher für etwa 92 000 Dollar an.

Aus DEC nahestehenden Kreisen war zu erfahren, daß das Modell 300 mit 32 MB Arbeitsspeicher, zwei DSSI-Controllern (Digital Storage System Interconnect), einem Ethernet-Adapter und einer VMS-Lizenz für einen bis zu 40 Benutzer für knapp 100 000 Dollar zu haben sein wird.

Die neue Daten- und Kommunikationsstruktur stehe. Außerdem gebe es eine neue leistungsstarke Mannschaft, die mit viel Eifer bei der Sache sei. Ein Großteil dieses "hochkarätigen" Teams beschäftigt sich derzeit mit der Portierung alter Honeywell-Bull-Anwendungen in die IBM-Welt. "Ein Mordsaufwand", wie der DV-Experte feststellt. Etwa 1400 Mannjahre Entwicklungsarbeit stecken nach Einschätzung Elsässers in den alten Programmen.

Offensichtlich war die Portierung der meisten Alt-Programme in die neue IBM-Umgebung zu Beginn des Großprojektes noch nicht geplant. Ein Beteiligter, der es vorzieht, ungenannt zu bleiben, verrät: "Zu Anfang war vorgesehen, die Systemumstellung zum Anlaß für eine Reihe von Neuentwicklungen zu nehmen."

Als Massenspeicher kommen momentan RF31-DSSI-Platten zum Einsatz, die neuen VAX-Systeme sollen aber in Zukunft auch Digitals RF7X-DSSI-Platten mit 1 GB Kapazität unterstützen.

Für John Logan, Analyst aus Boston, stellt die neue VAX-4000-Serie aus zwei Gründen ein sehr interessantes Midrange-Angebot dar: Man muß sich vor Augen halten, daß die installierte Basis der MicroVAX-3000-Linie allein in den USA etwa 30 000 Einheiten beträgt. Vor allem aber wird die neue DEC-Midrange eine ungefähr dreimal höhere Rechenleistung aufweisen als die AS/400." Deshalb stelle die VAX 4000 nicht nur eine Migrationsmöglichkeit für MicroVAX-Anwender dar, sondern sei auch ein ernsthafter IBM-Konkurrent.

Außerdem könnten alle Anwender, die bereits geclusterte VAX-3000-Systeme benutzen, die VAX 4000 als Hauptrechner in ihre Konfigurationen eingliedern, da diese mit ihren 8 VUP eine erhebliche Leistungssteigerung aufweist. Ohnehin hatten Marktbeobachter nur mit einer 6-VUP-Maschine gerechnet.

Nach Terry Shannon, der bei der IDC spezialisiert ist für DEC-Systeme, wird in Digitals Midrange-VAX eine modifizierte Version der in der VAX 6000 Modell 400 benutzten CPU eingesetzt. Die VAX 4000 unterstützt bis zu vier MS670-Speicher-Arrays, die 32 MB groß sind und für die Datenintegrität den ECC-Modus benutzen. Da Shannon davon ausgeht, daß DEC in Zukunft 4-Mbit-RAMS in seine Arbeitsspeicher einbaut, ist eine maximale Kapazität von 512 MB denkbar. Wegen begrenzter Erweiterungs-, I/O- und Massenspeicher-Optionen ist aber nach Shannon die VAX 4000 trotz ihrer CPU-Leistung, die der der VAX 6000 fast gleichkomme, keine wirkliche Konkurrenz im eigenen Haus.