Computer sollen ohne integrierte Schaltkreise auskommen

Neue Chiptechnik von Sun verspricht Leistungsschub

26.09.2003
SAN JOSE (CW) - Anlässlich einer Entwicklerkonferenz im US-amerikanischen San Jose haben Entwickler von Sun Microsystems eine neue Chiptechnik vorgestellt. Damit soll sich der Datenaustausch zwischen den einzelnen Bausteinen deutlich beschleunigen.

Unter der Bezeichnung "Proximity Communication" haben die Ingenieure des kalifornischen Server-Spezialisten eine aus ihrer Sicht revolutionäre Technik entwickelt. Statt über Drähte und Platinen sollen die einzelnen Chips eines Rechners direkt über winzige Sender und Empfänger miteinander in Verbindung stehen und Daten austauschen. Damit ließe sich der Datenverkehr um den Faktor 60 bis 100 beschleunigen, versprechen die Entwickler. In ersten Versuchen sei es gelungen, einen Datendurchsatz zwischen zwei Chips von 21,6 Gigabit pro Sekunde (Gbit/s) zu erreichen. Sun-Forscher gehen davon aus, in künftigen marktreifen Produkten Raten von weit über 1000 Gbit/s zu realisieren.

Datendurchsatz als Flaschenhals

Diese Technik kann Sun zufolge ein zunehmend dringliches Problem der Computerindustrie lösen. Zwar gelinge es den Herstellern, immer schnellere Chips zu entwickeln. Die Entwicklung von effektiveren Wegen zum Datenaustausch innerhalb eines Systems hinke diesem Trend allerdings deutlich hinterher. Aktuelle Prozessoren könnten die Informationen schneller verarbeiten, als diese herangeschafft würden.

Sun Microsystems hat die Technik im Rahmen eines Projekts für die US-amerikanische Defense Advanced Research Projects Agency (Darpa), eine Forschungseinrichtung des Verteidigungsministeriums, entwickelt. Sun-Chefentwickler John Gustafson geht davon aus, dass die Ergebnisse seiner Forschungen künftig Platinen überflüssig machen und ein ganz anderes Rechnerdesign ermöglichen werden. Analysten sehen die Entwicklung weniger euphorisch. Zunächst einmal müsse Sun die Technik fertig entwickeln, dämpft Forrester-Analyst Richard Fichera vorschnelle Erwartungen. Mit ersten Produkten sei frühestens in drei bis fünf Jahren zu rechnen. (ba)