Neue Aufbruchstimmung im Web

30.08.2006
Von Jürgen Liebherr

Aus der simplen und klugen Idee ist so schon vor Beginn der Web-2.0-Euphorie ein Erfolgsmodell geworden: Mittlerweile haben 1,5 Millionen Mitglieder ihr Profil bei OpenBC hinterlegt und pflegen dort ihre Business-Kontakte. Hinrichs kann die Ernte einfahren: Dank des monatlichen Mitgliedsbeitrags (knapp sechs Euro) ist sein Unternehmen längst rentabel. Zudem ist kürzlich der Risikokapitalgeber Wellington Partners mit 5,7 Millionen Euro bei OpenBC eingestiegen. Branchenkennern zufolge könnte nun der Gang an die Börse anstehen.

T-Shirts aus dem Online-Shop

Ein weiteres deutsches Vorzeigeunternehmen ist der T-Shirt-Händler Spreadshirt. Über 120000 Shop-Partner nutzen mittlerweile das Angebot des Leipziger Startups, einen T-Shirt-Laden in den eigenen Web-Auftritt zu integrieren. Diese Firmen ermöglichen den Besuchern ihrer Site, Shirts individuell zu gestalten. Spreadshirt kümmert sich um Wareneinkauf, Versand und Inkasso. Das Schlagwort für die Community-bezogene Handelsform lautet "Social Commerce". Spreadshirt wurde 2002 von dem Betriebswirtschaftsstudenten Lukasz Gadowski gegründet. Ihm zufolge lief das Geschäft ganz ohne Wagniskapital binnen kürzester Zeit profitabel. Heute beschäftigt Spreadshirt weltweit gut 230 Mitarbeiter und expandiert von Leipzig aus in das europäische Ausland und die USA.

Während Spreadshirt und OpenBC zwei der wenigen renommierten deutschen Frühstarter im Web-2.0-Umfeld sind, steigt die Zahl der erfolgversprechenden, aber noch unprofitablen Spätzünder wie "Qype" und "Mister Wong". Beide Internet-Firmen widmen sich im weiteren Sinne dem Thema "Suchen und Finden".

Qype ("Quality" und "Hype") ist eine Kombination aus Gelben Seiten, Stadtmagazin und Community. Durch die Empfehlungen und Kommentare der Mitglieder soll die lokale Suche nach Cafés oder Handwerkern persönlicher werden. Der Gründer von Qype, Stefan Uhrenbacher, ist im New Business nicht unerfahren und beackert schon seit gut einem Jahrzehnt das (Um-)Feld Internet. Der 37-Jährige gründete das Reiseportal Travelchannel und war für Lastminute.com sowie DocMorris tätig.

Zwar soll Qype irgendwann Geld in die Kassen bringen, derzeit liegt Uhrenbacher jedoch primär daran, zwei Haupttrends zu realisieren: Zum einen gebe jeder etwas ab bei Web 2.0, woraus sich eine Kultur des Teilens entwickle. Ein weiterer, längerfristiger Trend entsteht laut Uhrenbacher dadurch, dass das Internet dem Verbraucher mehr Macht verleiht. "Unternehmen, die das verstehen, versuchen, sich mit dem Konsumenten auf Augenhöhe zu begeben." Ganz neu ist die Idee der lokalen Suche allerdings nicht. Ähnliches bietet "Yelp" bereits seit längerem in den USA an.