Mehr Flexibilität

Neue Arbeitszeitmodelle bei der Telekom

24.01.2012
Von 
Thomas Cloer war Redakteur der Computerwoche.
Mitarbeiter der Telekom sollen künftig ihren Beruf noch besser mit ihrem Privatleben vereinbaren können. Der Bonner Konzern schafft dafür verschiedene Angebote für zeitlich befristete Auszeiten.
"Die Präsenzkultur hat ausgedient", kontatiert Telekom-Personalvorstand Sattelberger - erstmal aber nur für leitende Angestellte...
"Die Präsenzkultur hat ausgedient", kontatiert Telekom-Personalvorstand Sattelberger - erstmal aber nur für leitende Angestellte...
Foto: Telekom AG

Details stellte das Unternehmen im Rahmen eines Pressetermins zum Thema Familienpflegezeit mit Bundesministerin Kristina Schröder in Berlin vor. Unter anderem erweitert die Telekom sowohl die Philosophie als auch die Finanzierungsform der Familienpflegezeit auf weitere Lebensbereiche, wie zum Beispiel Auszeitwünsche für Bildung oder soziales Engagement.

"Die Präsenzkultur hat ausgedient", erklärte Thomas Sattelberger, Personalvorstand der Telekom. "Ständige Erreichbarkeit und Verfügbarkeit ist kein Zeichen von Leistungsfähigkeit. Wir befinden uns inmitten eines Wandels der Arbeitskultur." Auszeiten brächten frische Energie und neue Perspektiven ins Berufsleben; Mitarbeiter wollen selbstbestimmt und selbstbewusst mit Auszeit, Freizeit und Arbeitszeit umgehen.

Neben dem bisherigen Angebot von Elternzeit, Urlaub ohne Entgelt oder der neu eingeführten Familienpflegezeit will die Telekom künftig folgende Job-Auszeiten (mit Rückkehrgarantie) anbieten:

  • Erweiterte Anwendungsbereiche des Familienpflegezeit-Modells: Analog zum Familienpflegezeitgesetz kann für weitere Anwendungsbereiche wie Bildung, Familie oder soziales Engagement die Arbeitszeit über einen Zeitraum von maximal zwei Jahren flexibel reduziert werden - ohne dass dabei das Gehalt komplett auf die neue Arbeitszeit abgesenkt wird. Arbeitet der Mitarbeiter wieder voll, wird das monatliche Gehalt um den zuvor gewährten Aufstockungsbeitrag angepasst.

  • Vom Unternehmen vorfinanzierte Auszeiten: Die Telekom ermöglicht ihren Mitarbeitern bis zu sechs Monate Auszeit, die das Unternehmen vorfinanziert und mit zukünftigen Bonuszahlungen über drei Jahre wieder verrechnet. Damit ist ein regelmäßiges Einkommen in der Auszeit gesichert.

  • Bildungsauszeiten: Neben flexibel gestaltbaren Bildungsaus-/-teilzeiten kann für ein Studium bis maximal vier Jahre unbezahlter Sonderurlaub mit nahtloser Wiederaufnahme des Arbeitsvertrags gewährt werden.

  • Ansparung von Zeitguthaben: Ab Juli dieses Jahres können zunächst leitende Angestellte einen Teil der monatlichen Grundvergütung oder der jährlichen Variablen für das Ansparen eines Guthabens nutzen. Dieses Guthaben wird in Freistellungszeit umgerechnet und lässt sich für die verschiedenen Arten temporärer Auszeiten sowie vorzeitigen oder gleitenden Ruhezustand nutzen. Ebenfalls möglich ist die Nutzung des angesparten Guthabens, um vorzeitig oder gleitend in den Ruhestand zu gehen.

Die Telekom entspricht mit den neuen Auszeit- und Lebensarbeitszeitmodellen aus eigener Sicht dem Wunsch vieler Beschäftigter nach individueller Gestaltung ihrer Arbeitszeit in unterschiedlichen Lebensphasen. Im ersten Schritt kommen nun Führungskräfte in den Genuss der neuen Regelung. Für eine Ausweitung der Angebote auf tarifliche sowie außertarifliche Angestellte muss im Rahmen der Mitbestimmung der Sozialpartner zustimmen. Soweit gesetzlich möglich, möchte das Unternehmen die Modelle auch bei seinen Beamten einsetzen; Gespräche hierzu seien vorgesehen, heißt es weiter.