Neue Anbieter sorgen für Schwung im Laptop-Markt

20.07.1990

MÜNCHEN (CW/IDG) - Zwei Trends kennzeichnen die Laptop-Welt des Jahres 1990: Zum einen gerät der Markt immer mehr in Bewegung. Hatten ihn bisher einige wenige Hersteller im Griff; werden in den nächsten Monaten zahlreiche neue Unternehmen auftauchen, die hier Absatzchancen wittern. Zweitens hält der Trend zu den "Notebook-PCs" unvermindert an.

Mittlerweile bekommt man für sein Geld hier wesentlich mehr als noch vor ein oder zwei Jahren. Es gibt immer mehr Laptops, die zwar um einiges kleiner, aber genauso leistungsstark sind wie die Standard-Desktop-Computer. Die vielleicht interessanteste Entwicklung hat es im Bereich der sogenannten "Notizbuch"-Computer gegeben. Dabei handelt es sich um Kleinst-Laptops, die kaum größer sind als ein Hardcover-Roman. Die Größe wird ihnen letztlich durch Mindestanforderungen an Tastatur und Bildschirm vorgegeben. Daß es kleiner geht, beweisen die "Jackentaschen"-PCs von Sharp (IQ-700) und Atari (Portfolio). Und selbst diese Computer lassen sich über Schnittstellen an Netzwerke oder Desktop-PCs anbinden.

Anwender innerhalb großer Unternehmen wollen jetzt auch über ihre Laptops auf die Unternehmensdatenbanken zugreifen, sei es via Modem oder direkten Netzwerkanschluß. Netzkarten für Standard- oder proprietäre Steckplätze oder Adapter, die an den Parallelport des Laptops gesteckt werden, zeigen, daß hier eine große Nachfrage besteht.

Vor etwa einem Jahr riefen NEC und Toshiba die Kategorie der Notebook-PCs mit "Ultralite" (NEC) und "Dynabook" (Toshiba) ins Leben. Der wesentliche Unterschied zu den vorhandenen Laptops war, daß sie anstatt über die üblichen Disketten- oder Festplattenlaufwerke nur über sogenannte "RAM-Laufwerke" verfügten.

Nach der internationalen Markteinführung des "Ultralite" hat Zenith den "Minisport" mit einem 2-Zoll-Diskettenlaufwerk auf den Markt gebracht. Kurz nach dieser Markteinführung reagierte Toshiba mit der internationalen Auslieferung der Dynabook-Rechner als Serie "T 1000" .

Als Alternative zum Desktop-Gerät

Am meisten Aufsehen erregte in letzter Zeit der "PC-6220" von Sharp mit einem 286er Prozessor mit 12 MHz, einer eingebauten 20-MB-Festplatte, 1 MB RAM-Speicher, erweiterbar auf .3 MB, und einen 10-Zoll-VGA-LCD-Bildschirm mit einer Auflösung von 640 x 480 und 16 Grauabstufungen, mit einem Gewicht von 1,8 Kilo zum stolzen Preis von rund 10 000 Mark.

Besonders auf der diesjährigen Frühjahrs-Comdex die in Atlanta im US-Bundesstaat Georgia stattfand, zeigte sich der Trend, daß immer mehr bisher unbekannte Hersteller im Laptop-Markt mitmischen wollen: Arima stellte den Prototyp eines 2,2-kg-Notizbuch-PCs aus, der bis zum Herbst lieferbar sein soll. Dieser Prototyp ist ausgestattet mit einem 12-MHz-286er-Prozessor, einem VGA-Bildschirm und einer 20-MB-Festplatte (kein eingebautes Diskettenlaufwerk).

Ein Unternehmen namens Altima stellte eine Maschine auf 386SX-Basis aus, die im September zunächst nur in den USA zu einem Preis von rund 5000 Dollar auf den Markt gebracht wird. Der Altima "NSX" ist ausgestattet mit einem VGA LCD Bildschirm mit 32 Grauabstufungen, einem 2.400 bps-Modem, einer 20-MB-Festplatte und internem Nicad-Akku, bei einem Gewicht von 4,2 kg.

Am anderen Ende des Portable-Spektrums stellten einige Anbieter neue Maschinen vor, die mit ihren Farbbildschirmen einen mit Abstand besseren Eindruck hinterließen als alles, was bisher geboten wurde. Diese Maschinen sind jedoch deutlich teurer und werden nicht im Batteriebetrieb laufen.

All das deutet auf einschneidende Veränderungen auf dem Portable-Markt hin. Wo bislang nur einige wenige bedeutende Anbieter, darunter Compaq, Grid, NEC, Toshiba und Zenith den Markt beherrschten, tummeln sich mittlerweile neue Technologien und neue Mitbewerber, einschließlich solcher Firmen, die sich auf Portables spezialisiert haben.

Auch viele große OEM- Hersteller nehmen nun diesen Markt ins Visier, einschließlich aller japanischen Firmen.

Der Portable-Markt zeigt weiterhin ein höheres Maß an Diversifikation als der Desktop Markt. Das liegt vor allem daran, daß jeder Portable, der auf den Markt gebracht wird, Abweichungen aufweist. Ein Anbieter verzichtet zum Beispiel auf das Diskettenlaufwerk und spart so zwar Gewicht ein, nimmt aber dafür eine umständlichere Handhabung in Kauf. Ein anderer Hersteller kann einen schnelleren Prozessor und einen besseren Bildschirm einbauen, damit wird das Gerät jedoch notwendigerweise auch teurer.

Aufgrund dieser Unterschiede ist es um so wichtiger, daß man sich sehr genau vor dem Kauf überlegt, wie man den Computer überhaupt einsetzen will .

Die Vielzahl an Anbietern dürfte für den Anwender den Vorteil haben, daß die Preise wettbewerbsfähiger werden. Da mittlerweile Notizbuch-Computer mit Festplatten und schnelleren Prozessoren ausgestattet werden, und Mittelgewichts-Portables mit LCD-Farbbildschirmen, werden sich vermutlich eines Tages viele Verbraucher - als Alternative und nicht etwa als Ergänzung zum Desktop - für einen Portable entscheiden.+