Top 10 - Michael Kranz, Krones

Netzwerker vs. Kleingeister

25.11.2010
Von 


Simon Hülsbömer betreut als Senior Research Manager Studienprojekte in der Marktforschung von CIO, CSO und COMPUTERWOCHE. Zuvor entwickelte er Executive-Weiterbildungen und war rund zehn Jahre lang als (leitender) Redakteur tätig. Hier zeichnete er u.a. für die Themen IT-Sicherheit und Datenschutz verantwortlich.
Da war MUSIK drin: Fast vier Jahre lang stellte Michael Kranz die IT des Oberpfälzer Abfüllanlagenherstellers Krones vom Kopf auf die Füße.
Michael Kranz ist Bereichsleiter Informationsmanagement bei der Krones.
Michael Kranz ist Bereichsleiter Informationsmanagement bei der Krones.
Foto: Krones, Michael Kranz

"Mitarbeiterentwicklung Und Serviceorientierung für das Informationsmanagement von Krones" - oder einfach kurz MUSIK: So nannte sich das Mammutprojekt, mit dem der Bereichsleiter Informationsmanagement im März 2007 an den Start ging. Das Ziel war die Industrialisierung der gesamten Krones-IT unter Verwendung des Itilv3-Frameworks. Für eine produktivere, an den unternehmensinternen Kundenwünschen ausgerichtete IT sollten unter anderem die Zuständigkeiten für bestimmte Aufgaben klar geregelt werden. Das war neben einer höheren Kosten- und Leistungstransparenz die größte Herausforderung, der sich Kranz und seine Mannschaft stellen mussten.

"Zu Beginn der Einführung eines zentralen Service Desk fühlten sich einige Anwender ihres Direktkontakts in den IT-Bereich beraubt. Heute ist der Service Desk nicht mehr wegzudenken, da seine Leistung und Transparenz überzeugen", resümiert der CIO auch Widerstände in der Belegschaft. "Es hat sich über viele Stufen ein Lernprozess ergeben, der mich im Rückblick sagen lässt: Was wir getan haben - besonders die großen Schritte -, war notwendig und richtig."

Der Coach

Die Vermittlung von notwendigen Veränderungen in Projekten erfordert vor allem eines: Kommunikation. Deshalb ist der nach eigenen Worten "offen, zielorientiert und analytisch denkende Netzwerker" der richtige Mann am richtigen Ort. Der 48-Jährige begreift einen Großteil seiner täglichen Arbeit auch als Coaching der Mitarbeiter - fast 50 Prozent seiner Arbeitszeit bestehen aus Personalführung und Kommunikation.

Das betrifft nicht nur die regelmäßigen Absprachen mit dem ihm direkt überstellten Finanzvorstand, sondern in erster Linie die Diskussionen mit seinen 185 IT-Mitarbeitern, von denen er sich bei fundierten Argumenten auch schon einmal von der eigenen Meinung abbringen lässt. Der Diplominformatiker Kranz ärgert sich über "Leute, die kleingeistig unterwegs sind". Er selbst möchte mit gutem Beispiel vorangehen und legt neben sachlichen Gesprächen viel Wert auf die Motivation der Belegschaft: "Diese Impulse im Sinne eines Coachings sind mir sehr wichtig."

Budget ist, was man daraus macht

Ebenfalls besonders wichtig ist Kranz die ISO-20000-Zertifizierung, die bald ansteht und das MUSIK-Projekt zu einem erfolgreichen Abschluss bringen soll. "In den verschiedenen Audit-Stufen waren jeweils deutliche Fortschritte zu erkennen - deshalb mache ich mir keine Sorgen." Auch das Budget lässt ihn gelassen: Die veranschlagten Gesamtkosten im einstelligen Millionenbereich konnten trotz der langen Projektlaufzeit von dreieinhalb Jahren immerhin um zehn Prozent unterboten werden. "Mir kommt es nicht darauf an, dass mein Budget von Jahr zu Jahr steigt. Ich habe immer den Anspruch, die Betriebskosten zu optimieren. Der Nutzungsgrad von IT-Services sowie Projekte werden jährlich mit dem Business abgestimmt ", sagt Kranz.

Alle Hände voll zu tun

Dass das IT-Budget im ablaufenden Jahr dennoch um über zehn Prozent gestiegen ist, begründet der CIO mit der Verschiebung von Investitionen, die in Zeiten der unsicheren wirtschaftlichen Lage zurückgehalten und nun wieder freigegeben wurden. Der IT-Chef plant, in den nächsten Monaten vor allem die Mobilität der Krones-Außenmitarbeiter zu fördern - so sollen Monteure vor Ort einfacher und schneller auf die hauseigenen Systeme zugreifen können - und die Internationalisierung des Unternehmens in technischer Hinsicht voranzutreiben. Zwar ist Krones strategisch zentral aufgestellt, der hohe Exportanteil und der Lifecycle Service (LCS) erfordern jedoch eine weltweite Verfügbarkeit der auf das Anlagengeschäft ausgerichteten Prozesse.

Der IT-Chef gibt die Richtung vor

Bei diesen vielseitigen Herausforderungen passt es gut ins Bild, dass Kranz auch auf einigen Kanälen im Social Web unterwegs ist - mit eigenem Twitter-Kanal (@drmkranz), mit Präsenzen auf Facebook, Xing und LinkedIn. Innerhalb der Krones AG gehört er damit noch zu einer Minderheit - aber Michael Kranz wäre nicht Vordenker und Netzwerker, wenn er nicht schon die Projekte auf dem Schirm haben würde, diesen Zustand zu ändern: "Mir schwebt da bereits eine Social-Media-Integration in unser Intranet 'Krones inside' vor…"

Steckbrief

Michael Kranz ist Bereichsleiter Informationsmanagement bei der Krones. Er sagt: "Ein CIO muss die Menschen überzeugend und fundiert für seine Ziele begeistern können."

Zum Unternehmen:

  • Name: Krones.

  • Branche: Konsumgüter.

  • Größe: ca. 10.000 Mitarbeiter.

  • Zahl der IT-Mitarbeiter: 185.

  • IT-Budget: 36 Mio. Euro, ca. 1,7 Prozent vom Umsatz.

Das eingereichte Projekt:

  • Name: MUSIK (Mitarbeiterentwicklung und Serviceorientierung für das Informationsmanagement von Krones).

  • Projektbeschreibung: Die Ausrichtung des Bereichs Informationsmanagement an Servicemanagement Good Practices (Industrialisierung der IT). Verwendung des Itil-Frameworks in Version 3. Projekterfolg soll Anfang Dezember durch eine ISO 20000 Zertifizierung nachgewiesen werden.

  • Zeitrahmen: 03/2007 bis 11/2010.

  • Eingesetzte Produkte: Prozessbeschreibung mit AdoIT, Prozessumsetzung und CMDB mit FrontRange ("ERP-System der IT"), Service-Desk-Anbindung per VoIP mit Avaya, Leitstand von Jungmann, Request Management mit ActiveEntry, Lizenzmanagement mit SmartTrack, Softwareverteilung mit LANDesk.

  • Projektkosten: Im einstelligen Millionenbereich.

  • Zahl der IT-Projektmitarbeiter: Zu Beginn des Projekts 7 Prozent der IT-Mitarbeiter, gegen Ende 3 Prozent.

  • Besondere Herausforderungen: Eine weitreichende Prozessveränderung wie die Ausrichtung des gesamten Bereichs nach IT-Servicemanagement mit neuen Rollen und Verantwortlichkeiten ist eine Top-Führungsaufgabe und erfordert ständige Kommunikation. Die Herausforderung besteht sowohl nach innen (Mitarbeiter stehen Veränderungen skeptisch gegenüber) als auch nach außen (den Fachbereichen die Mehrwerte aufzeigen und beim Anwender die Zufriedenheit steigern).