Netz-Betriebssysteme und Intra-Internet/Kommentar

Netzwerker in Nöten

05.12.1997

Wie eine Lawine haben die durch das Internet ausgelösten Entwicklungen die traditionellen Netzwerker überrollt. Sie sehen sich plötzlich völlig neuen Herausforderungen gegenübergestellt, die nicht zuletzt ihre Netz-Betriebssysteme einer harten Probe unterwerfen: Für die aus Intra- und Extranets erwachsenden Aufgaben sind diese nicht konzipiert. Da sich solch komplexe Software nicht über Nacht umkrempeln läßt, hilft man sich in der Zwischenzeit mit Flickschusterei.

Beispiel Windows NT: Noch vor wenigen Jahren war im Hause Microsoft das Internet ein Fremdwort, unterschätzte Bill Gates die Bedeutung des weltweiten Datennetzes. Dann kam die Wende, und plötzlich Web-te es bei den Redmondern an allen Ecken und Enden. Entsprechend hat der Hersteller versucht, aus NT eine voll Web-taugliche Netzplattform zu machen, was aber bislang (Stichwort Verzeichnisdienst) noch nicht so recht geglückt ist. Wie so oft vertröstet Microsoft mit Versprechungen: NT 5.0 soll Besserung bringen.

Bei den Kollegen von Novell sieht es nicht viel anders aus. Als die Netz-Company ihrerseits die Zeichen der Internet-Zeit erkannte, wollte sie auf Teufel komm raus beweisen, daß ihr Flaggschiff den neuen Herausforderungen gewachsen ist - Netware wurde der "Intranet"-Stempel aufgedrückt, einige Web-Produkte der Lösung beigegeben. Anwender bekommen aber damit noch lange keine vollwertige Plattform für dieses Einsatzgebiet: Eine native IP-Integration beispielsweise soll es erst mit der für Mitte 1998 angekündigten neuen Version geben. Ironischerweise heißt die dann wieder Netware.

Während Unix-Systeme noch am ehesten als Internet-tauglich durchgehen könnten, lassen echte Rundum-Lösungen noch immer auf sich warten. Auch Rom wurde nicht an einem Tag erbaut.