Cisco Live! 2017 in Berlin

Netzwerker gibt Gas bei der digitalen Transformation

22.02.2017
Von 
Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 
Digitalisierung - ja oder nein? Auf der diesjährigen europäischen Hausmesse Cisco Live! des US-amerikanischen Netzausrüsters war das kein Thema. Die Digitalisierung findet statt und Cisco will dabei auch die Security mit neuen Lösungen gewährleisten.

Die europäische Cisco Live! ist für den US-Konzern eine Erfolgstory. Erneut stellten die Netzwerker mit ihrer technischen Hausmesse einen Besucherrekord auf. Fanden letztes Jahr über 10.000 Besucher den Weg nach Berlin, um mit dem Hersteller über die Herausforderungen in Sachen Digitalisierung zu diskutieren, so waren es in diesem Jahr über 12.000.

Die Cisco Live! Emea 2017 erzielte mit über 12.000 Besuchern einen neuen Rekord.
Die Cisco Live! Emea 2017 erzielte mit über 12.000 Besuchern einen neuen Rekord.

Besonders stolz war Cisco-Deutschlandchef Oliver Tuszik darauf, dass es dem Unternehmen gelungen war, durch die konsequente Ausrichtung auf die Digitalisierung neue Teilnehmer zu gewinnen. Dazu zählen etwa Airbus, Allianz, Air France, Adidas oder Accenture. Partnerschaften, die für Tuszik auch ein Beleg dafür sind, dass die Digitalisierung nicht lediglich nur ein Thema für Techniker ist, sondern die gesamte Wirtschaft und Gesellschaft betrifft.

Digitalisierung bringt neue Anforderungen für Netze

Gleichzeitig bedeute dies einen fundamentalen Wandel für die IT - vor allem auch für die Netze, erklärt Tuszik. Wurden die Netze bislang eher für Anwendungen wie E-Commerce genutzt, seien sie jetzt mit ganz neuen Anwendungsfeldern konfrontiert.

Zudem hätten sich die Konsequenzen bei Fehlern im Netz gravierend geändert - fiel früher bei einem instabilen Netz eine Anwendung für eine gewisse Zeit aus, so könnte in der digitalisierten Welt - hier sei nur an den Bereich Health Care gedacht - ein Ausfall zu Toten führen.

Wie schnell das passieren kann, verdeutlichen einige Zahlen: So kommen derzeit rund eine Million Devices pro Stunde neu ins Netz. Auf der anderen Seite stellt Ciscos 250 Mann starkes Threat-Research-Team Talos jeden Tag weltweit rund 20 Milliarden Angriffe pro Tag fest.

Cisco-Deutschlandchef Oliver Tuszik: "Cisco is the digitization company"
Cisco-Deutschlandchef Oliver Tuszik: "Cisco is the digitization company"

Laut Cisco ergeben sich daraus zwei Herausforderung: Den Bau einer Digital-Infrastruktur, die agile ist und gleichzeitig neue Sicherheitskonzepte verfolgt, die den neuen Bedrohungsszenarien gerecht werden. Dass diese Lösungen von Cisco stammen, steht für Tuszik außer Frage, denn "Cisco is the digitization company". In Sachen Infrastruktur gehört dazu der Ansatz der Digital Network Architecture (DNA). Fundamentale Element der DNA sind Netzvirtualisierung und integrierte Sicherheitslösungen.

In Sachen Software Defined Networking (SDN) hat der Konzern nach eigenen Angaben bereits 1.900 Kunden für seinen SDN-Controller APIC-EM gewonnen. Zudem habe man in den letzten 12 Monaten bereits 14 neue Apps entwickelt und arbeite an weiteren. In der Pipeline befinden sich laut Ruba Borno, Vice President Growth Initiatives und Chief of Staff to CEO, unter anderem ein Integrated Cloud Center for Azure sowie ein Docker-Container-Lösung.

Branch-Platform für Enterprise NFV

Für seine Enterprise Network Functions Virtualization (NFV) Platform hat das Unternehmen mit dem Enterprise Network Compute System, ENCS 5400 Series, eine Branch-Plattform vorgestellt, die Unternehmen beim Deployment von Enterprise NFV helfen soll. Mit ENCS sollen die Anwender Services wie Routing, Security, WAN-Optimierung ausrollen können.

Die neue Lösung Cisco Secure Agile Exchange virtualisiert den Netzwerk-Perimeter und erweitert ihn mit Colocation-Angeboten. Damit können Unternehmen ihre Kunden, Mitarbeiter und Partner bei Bedarf über virtualisierte Netzwerk-Services dynamisch miteinander vernetzen. Oder wie es Borno formulierte, "let the machines run the machines".

Ruba Borno, Vice President Growth Initiatives und Chief of Staff to CEO, präsentierte auf der Cisco Live! Emea eine Reihe von Neuvorstellungen.
Ruba Borno, Vice President Growth Initiatives und Chief of Staff to CEO, präsentierte auf der Cisco Live! Emea eine Reihe von Neuvorstellungen.

Dabei ist für Gordon Thomson, Managing Director, EN, DC und Collaboration Architectures durchaus vorstellbar, dass der Kunde in Zukunft die SDN-Software bei Cisco lizenziert und dann womöglich auf eigener Hardware installiert. Noch seien solche Gedanken aber noch Zukunftsmusik. Zudem ist Thomson überzeugt, dass die Kombination aus spezifischer Hardware mit ihren ASICs und den Analyticsfunktionen leistungsfähiger ist als Standard-Serverhardware.

Bestehende Cisco-Kunden können laut Thomson ihre vorhandenen Switches, Router oder Access Points im SDN-Zeitalter weiterverwenden, solange sie noch im Support-Fenster sind, "allerdings müssen die Anwender damit rechnen, dass sie nicht alle Funktionen respektive Apps nutzen können".

Security-Fragen bremsen Digitalisierung

Wie bei anderen IT-Playern steht auch bei Cisco 2017 das Thema Security ganz oben auf der Agenda. Borno zufolge sind Security-Fragen bei 71 Prozent der Entscheider die größten Bremser in Sachen Digitalisierung. Erschwerend kommt Borno zufolge hinzu, dass die Security-Paradigmen der Vergangenheit nicht mehr greifen, "denn Sicherheit ist nicht mehr statisch und die Angriffspunkte ändern sich." Aufgrund der eigenen Erfahrung, Sicherheit im und auf dem Netz zu leben, ist Borno überzeugt, dass Cisco "die beste Security der Welt offeriere".

Konkrete Sicherheitsfunktionen sind dabei etwa die Cisco Identity Services Engine (ISE) oder Cisco TrustSec. Die Identity Services Engine soll Transparenz und Kontrolle für Nutzer und Geräte im Netzwerk bieten. Hierzu ermöglicht sie Einblicke in Anwendungen auf Endpunkten, inklusive der Erkennung von ungewöhnlichem Verhalten.

TrustSec erlaubt dagegen die Software-defined Segmentierung eines Netzes. Auf diese Weise sollen Angriffe isoliert und die Verbreitung von Malware im Netz verhindert werden. Wie es heißt, ermöglicht TrustSec eine dynamische Segmentierung überall im Netzwerk, von dessen Rand über das Rechenzentrum bis zur Cloud.

Um Unternehmen auf ihrem Weg zu einem digital-ready Network zu unterstützen, hat Cisco ferner zahlreiche neue Tools und Services eingeführt. So helfen etwa Network Assessment Tools bei der Ermittlung des aktuellen Status, der Planung einer Strategie und beim Verständnis des digitalen Reifegrads eines Netzwerks. Neu sind auch die DNA Advisory Services. Sie bieten eine detaillierte Beratung für die Formulierung einer Strategie, um eine DNA-Netz aufzubauen. (mb)