Open Software Foundation verschickt dritten "Request for Technology":

Netzsoftware jetzt auf der OSF- Wunschliste

30.06.1989

MÜNCHEN (pi) - Mit der Festlegung auf eine bestimmte Netzsoftware will die Open Software Foundation (OSF) die Voraussetzungen für verteilte Datenverarbeitung in heterogenen Systemumgebungen schaffen. Bei ihrem neuesten "Request for Technology" (RFT) geht es deshalb um Kommunikations-Produkte,mit denen sich Rechner verschiedener Hersteller Daten und Peripheriegeräte teilen können.

Die Benutzer sollen unterschiedlicher Architekturen wie ein Gesamtsystem benutzen können", beschreibt Paul Wahl, OSF-Direktor für den deutschsprachigen Raum, die Ziele seiner Organisation. Unter der Bezeichnung "Verteilte Verarbeitungsumgebung (Distributed Computing Environment)" will die OSF daher eine Kommunikationsschicht zwischen Anwendungsebene und Netzwerk-Betriebssystemkern einziehen. Diese Schicht soll die Anwender von den Details des Netzwerkbetriebs entlasten und ihnen den Eindruck vermitteln, in einer homogenen Umgebung zu arbeiten.

Der Verarbeitungsumgebung fällt dabei die Zusammenarbeit mit Netzwerkprotokollen und Transportschnittstellen wie Berkeley Sockets und der X /Open-Transportschnittstelle XTI zu. Die Verwaltung verteilter Dateien ist als modularer Teil des OSF-Betriebssystems vorgesehen.

Außerdem soll die Programmierung für den Netzbetrieb vereinfacht und der Schutz gegen Datenverluste sowie unberechtigte Zugriffe verbessert werden. Konkret sind Möglichkeiten für Online-Prozedur-Aufrufe (Remote Procedure Call Services) zur Vereinfachung der Programmkommunikation beabsichtigt. Ferner sollen eindeutige Namensgebungen für die Netz-Ressourcen gewährleistet und die Darstellung der Daten in verschiedenen Architekturen angeglichen werden.

Die Vorgaben der OSF besagen, daß Unternehmen, die sich beteiligen wollen, mit ihren Produkten das Application Program Interface (API) ebenso unterstützen müssen wie den Posix-Standard. Vorgeschrieben sind außerdem modulare Programmierung und Portabilität auf möglichst viele Hardware-Architekturen und Transportprotokolle. Der Code muß in ANSI-C geschrieben sein oder zumindest die entsprechenden Anwendungs-schnittstellen unterstützen. Eine Bindung an andere Sprachen ist nicht gestattet.

Inzwischen haben Digital Equipment und die HP-Tochter Apollo angekündigt, daß sie ein systemunabhängiges Remote Procedur Call(RPC) entwickeln und der OSF als Standard vorschlagen wollen. Geplant ist eine Erweiterung der Funktionen von Apollos RPC-Produkt.