Netze konvergieren mit Applikationen und Prozessen

16.07.2007
Von Klaus Walter und Christoph Beyer

Blick in die Glaskugel

Unumstritten sind die Synergien und die Vorzüge, die sich aus den verknüpften Kommunikationswegen ergeben. Deckt man aber die zusätzlichen Möglichkeiten wie Instant-Messaging-Anwendungen am Arbeitsplatz auch über die Wertschöpfungsketten und Unternehmensgrenzen hinweg ab, dann sollten auch die neuen Wege für Viren und Würmer nicht vergessen werden. Da über IM übertragene Schädlinge nicht wie bei E-Mail bereits auf dem Gateway am Rand des Unternehmensnetzwerks abgefangen werden können, gehört der Schutz der User-Desktops zu den wichtigsten Maßnahmen. Der Wildwuchs von IM-Clients und das damit verbundene Sicherheitsrisiko ist IT-Administratoren bekannt. Daher drängen sich unternehmensweite Richtlinien auf, um den Umgang mit den Kurznachrichten zu definieren. Unter anderem sollte darin auch definiert sein, welche Daten überhaupt per IM übertragen werden dürfen, ob und in welchem Umfang eine Überwachung und Protokollierung stattfindet.

Die Herausforderung im Kleinen hat jedoch einen weitaus größeren Rahmen: Je mehr Kommunikationskanäle gebündelt werden, umso komplexer wird es, die Rechtskonformität bei der Bereitstellung, Archivierung, dem Abruf und der Verteilung der Inhalte aus allen Kommunikationsprozessen zu gewährleisten. Compliance und Unified Communications sind jedoch kein Widerspruch, wenn die Unified-Communications-Strategie in eine unternehmensweite zentrale Sicherheitsstrategie eingebunden ist.

Dass der Trend eindeutig zu integrierten Strategien und Lösungen geht, belegt unter anderem die im Januar dieses Jahres veröffentlichte Gartner-Studie "A Framework for Unified Communications". Dieser zufolge wirkt sich die integrierte Kommunikation positiv auf die Produktivität der Mitarbeiter, der Teams und des gesamten Unternehmens aus. Die verschiedenen Kommunikationsmethoden werden gesteuert, verwaltet und integriert. Erreicht wird dies zum einen durch die Bereitstellung integrierter Unified-Communications-Frameworks für alle Mitarbeiter sowie die Konvergenz und Integration verschiedener Medien, Netze, TK-Systeme und Unternehmensanwendungen. Zum anderen spielt die konsolidierte Steuerung dieser Systeme eine entscheidende Rolle. Ein umfassendes Vertrauen in die integrierte Kommunikation wird zunächst jedoch die Ausnahme bleiben. Vielmehr könnten sich Unified Communications-Strategien wie der Einsatz von VoIP-Anwendungen entwickeln: sukzessive und anfänglich in Kombination mit traditionellen Kommunikationsmethoden wie der Festnetztelefonie beispielsweise. Da der Erfolg von Unified Communications letztlich immer von der Akzeptanz und Nutzung der Mitarbeiter abhängt, ist es ratsam, Projekte Schritt für Schritt anzugehen.

Gegenwärtig scheint es, als wäre das Management des gesamten Sprach- und Datenverkehrs über WAN, LAN und per Fernzugriff von mobilen Geräten die Herausforderung einer Unified-Communications-Strategie. Von den Vorzügen der nahtlosen und integrierten Kommunikation können Unternehmen profitieren, wenn die Strategie an den unternehmensspezifischen Geschäftsvorgängen ausgerichtet ist. Unterschiede in der Zusammenarbeit, die oftmals auch kulturell bedingt sind, fassten Frost & Sullivan, Verizon Business und Microsoft in ihrer Studie "Meetings around the world" im letzten Jahr zusammen: In den USA wird relativ viel allein gearbeitet, E-Mails werden anstelle des telefonischen Kontaktes bevorzugt, während Europäer Teamwork schätzen und häufiger den persönlichen Kontakt suchen. Angestellten im asiatisch-pazifischen Raum hingegen ist der konstante Kontakt während des Arbeitstages wichtig, folglich ziehen sie den Telefonkontakt und Instant Messaging E-Mails vor. Solchen kommunikationskulturellen Unterschieden muss die Unfied-Communications-Strategie Rechnung tragen. Erste Projekte belegen bereits jetzt, dass anstelle einer Standardlösung von der Stange nur der individuell erarbeitete und analysierte Ansatz zum Ziel führt. Die Erfahrungen aus der Praxis untermauern die Theorien der Analysten, die unisono in der gerade beginnenden Kommunikationskonvergenz rosige Zukunftsperspektiven sehen. (mb)