Beteiligung von France Telecom nach wie vor umstritten

Netzdienste: Telekom drängt bei Syncordia auf Entscheidung

06.03.1992

BONN (pg/gh) - Der Verhandlungsmarathon um die Anteile an der Outsourcing-Company Syncordia, einer Tochter der Britisch Telecom, tritt offenbar in die entscheidende Phase. Dem Telekom-Vorstand scheint jedenfalls der Geduldsfaden zu reißen im Hickhack um Prozente sowie die Beteiligung von France Telecom neben der japanischen NTT. Die Bonner drohen nun mit Alternativen.

Das monatelange Verhandeln mit den Briten und Japanern geht den Verantwortlichen der Telekom anscheinend auf die Nerven. "Es muß jetzt endlich zu einer Entscheidung kommen", äußerte Carl-Friedrich Meißner, Mitglied des Vorstandes der Telekom, gegenüber der COMPUTERWOCHE den Unmut über das ewige Gerangel um den Einstieg in das Syncordia-Projekt und fügte hinzu: "Irgendwann verlieren wir alle die Lust, immer wieder in die Details zu gehen. Wir hätten zwei Alternativen, die wir nur zum Leben erwecken müssen." Interesse an einer Kooperation mit der Telekom haben neben den Briten auch die beiden amerikanischen Carrier AT&T sowie MCI signalisiert.

Telekom hat Sand ins Getriebe gebracht

Schuldlos an der Stagnation der Verhandlungen sind die Deutschen allerdings nicht. Mit der Forderung, France Telecom, zu der die Bonner enge Beziehungen unterhalten, an Syncordia zu beteiligen, hat die Telekom zusätzlichen Sand ins Verhandlungsgetriebe gebracht. Britisch Telecom, das nur den Deutschen und der japanischen NTT ein Beteiligungsangebot gemacht hat, will die französische PTT wie es scheint auf keinen Fall direkt am Geschäft teilhaben lassen. "British Telecom hält es nicht für sinnvoll, zuviele Partner an Syncordia zu beteiligen, weil dadurch das Management des Unternehmens erschwert würde", begründete Bob Raggett, Deputy Director of Corporate Relations, die Zurückhaltung der Londoner.

Vieles deutet im Moment jedoch darauf hin, daß Telekom-Chef Helmut Ricke France Telecom über eine gemeinsame Beteiligungsgesellschaft an Syncordia partizipieren lassen will. Sicher ist inoffiziellen Quellen zufolge, daß beide PTTs je 50 Prozent an dem Subunternehmen halten sollen, unsicher ist jedoch noch, wieviel Prozent des gesamten Telekom-Anteils Ricke im Falle des Einstiegs bei Syncordia bereit ist, mit den Franzosen zu teilen.

Die direkte Beteiligung dieses Joint-ventures an Syncordia dürfte derzeit, wie es scheint, einer der wesentlichen Knackpunkte in den laufenden Gesprächen mit BT sein.

Bob Raggett bestätigte, daß die Aufteilung der Prozente das Hauptproblem der Verhandlungen darstelle und wollte auch Gerüchte einer möglichen Aufschlüsselung 48 Prozent BT, 40 Prozent Telekom und 12 Prozent NTT nicht dementierten. Spekulationen, wonach potentielle Kunden wie IBM Geschäfte mit Syncordia von der Beteiligung der Deutschen und Japaner abhängig machen, wies der BT-Manager jedoch zurück.

Selbstbewußt gibt man sich in diesem Punkt bei der Syncordia Corp. Jack Baird, Director of Corporate Communications, sagte dazu: "Syncordia ist durchaus in der Lage, das Geschäft allein abzuwickeln." Partner, so Baird, würden zwar die Möglichkeiten seines Unternehmens, den Outsourcing-Markt zu bedienen, verbessern, seien aber nicht unbedingt notwendig. Der Kunde wolle nur die Sicherheit, daß die Dienste wirklich angeboten werden.

Gerüchte, denen zufolge die Verhandlungen auch erschwert worden seien, weil Syncordia angeblich beabsichtige, auf den Stammärkten der möglichen Konsortialpartner unter eigenen Namen Kunden zu akquirieren, bezeichneten sowohl BT als auch Syncordia als gegenstandslos. "Syncordia ist ein Service beziehungsweise ein Produkt, das die Partner in ihrem Portfolio hätten", sagte Raggett.

Ein Sprecher der Telekom schloß nicht aus, daß die Verhandlungen trotz ihrer Komplexität doch zu einem schnellen Ende kommen könnten.