MWC

Netzausrüster erwarten Explosion bei mobilem Datenverkehr

15.02.2010
Die großen Netzausrüster bereiten sich auf eine Explosion der Datenmengen im Mobilfunk vor.

Die Branche unterschätze noch, was in den nächsten zehn Jahren passieren werde, sagte Ericsson-Chef Hans Vestberg am Montag auf dem Mobile World Congress (MWC) in Barcelona. NSN-Chef Rajeev Suri pflichtete ihm bei. Es zeige sich erst die Spitze des Eisbergs. "Wir haben noch gar nichts gesehen", sagte er mit Blick auf die Datenmengen, die Mobilfunknetze derzeit verkraften müssen.

Die Mobilfunkwelt steht an der Schwelle zu den Netzen der nächsten Generation: Smartphones und mobile Computer benötigen viel höhere Netz-Kapazitäten als zuvor. Ein auf das Handy heruntergeladenes Youtube-Video entspricht zum Beispiel 500.000 SMS. Nokia Siemens Networks erwartet, dass der mobile Datenverkehr schon im Jahr 2015 auf 23 Exabytes anwachsen wird. "Das ist, als ob 6,3 Milliarden Menschen jeden Tag ein digitales Buch herunterladen", sagt Suri. Neben mobilen Breitbandverbindungen werde auch die Kommunikation zwischen Geräten zunehmen, bei der zum Beispiel Patientendaten oder der Stand des Stromzählers automatisch übermittelt werden, sagte Vestberg. "Wir rechnen im Jahr 2020 mit 50 Milliarden verbundenen Geräten."

Helfen soll der neue Mobilfunkstandard Long Term Evolution (LTE), der höhere Downloadraten ermöglicht. Ericsson zeigt auf der Mobilfunkmesse in Barcelona eine LTE-Version mit einer Übertragungsrate von einem Gigabit pro Sekunde. Das übersteigt bei weitem, was herkömmliche Festnetzanschlüsse, aktuelle UMTS-Netze und auch die ersten LTE-Verbindungen heutzutage leisten. Die Demoversion könne voraussichtlich 2014 vermarktet werden, sagte ein Sprecher.

Der NSN-Chef warnte jedoch, die Branche könne nicht einfach nach und nach mehr Kapazitäten zu den gleichen Kosten aufbauen. "Das funktioniert nicht, weil die Umsätze der Netzbetreiber nicht im gleichen Maße wachsen." Lasse die Qualität der Netze aber nach, liefen die Netzbetreiber Gefahr, Kunden zu verlieren. "Ich bin deshalb ganz sicher, dass sich die Branche weg von der Frage der Schnelligkeit und hin zur Qualität von Netzwerken bewegen wird."

Die Netzwerkausrüster wittern angesichts der Probleme der Netzbetreiber neue Geschäftsmöglichkeiten. Sie litten zuletzt unter der Schwäche im Infrastrukturgeschäft. Nun können sie neue Lösungen vermarkten - und die hat der NSN-Chef schon parat: So müsse zum Beispiel die Zahl der Verbindungen zwischen Smartphones und dem Netzwerk, die nur dem Datenabgleich dienten, reduziert werden. Allein dadurch könnten die Netzbetreiber Millionen von Euro sparen. Außerdem müssten die Smartphones so konzipiert werden, dass sie keinen überflüssigen Netzverkehr produzieren. (dpa/tc)