Netzangebot im Datenfunk nimmt zu Noch schraenkt fehlende Software die drahtlose Kommunikation ein

23.12.1994

KOELN (jha) - Der Markt fuer die drahtlose Datenkommunikation wird vielfaeltiger. In Deutschland sollen neben den Funknetzen Modacom und Mobitex mittlerweile auch die GSM-Netze D1 und D2 mit ihren erweiterten Funktionen zur Zeichenuebertragung Kundschaft anlocken. Die Anbieter warten aber noch auf Applikationen, die dem Wireless- Markt den entscheidenden Absatz-Kick geben sollen.

Auf der "Wireless Information Network Conference" in Koeln, veranstaltet von der BIS Strategic Decisions, wurde jegliche Form der drahtlosen Datenkommunikation beleuchtet. Die Spannweite reichte von Datenuebertragung im GSM-Netz ueber Wireless LANs bis hin zu Zukunftstraeumen der PDA-Hersteller. Der Fokus lag jedoch auf der drahtlosen Anbindung an Weitverkehrsnetze.

Waehrend im LAN-Markt die Produkte mit verschiedenen Uebertragungstechniken um Marktanteile kaempfen, wird im WAN-Umfeld die Konkurrenz durch die unterschiedlichen Systeme wie Mobitex, Modacom und die Datenuebertragung in Zellularnetzen beherrscht. Das Schwergewicht der heutigen Anwendungen liegt auf seiten der Mobitex-Dienste - die ueberwiegende Anzahl der Redner behandelte denn auch diese Technik.

"Mobitex ist De-facto-Standard", behauptet Steffen Faegerhall, Manager Mobitex bei dem schwedischen Unternehmen Telia Mobitel AB. Das System, dessen internationale Vermarktung Ericsson verantwortet, sei ein offener Standard und biete bereits eine grosse Zahl von Services, so der schwedische Experte. Den Einsatz sehen die Mobitex-Anbieter vor allem im transeuropaeischen Kraftverkehr sowie bei den haeufig und international reisenden Geschaeftsleuten, die unterwegs Zugriff auf unternehmenseigene Daten benoetigen. Fuer diese Anwendungsfelder ist ein internationales Roaming erforderlich, das eine durchgehende laenderuebergreifende Versorgung erlaubt.

Das Mobitex-Roaming wurde im Dezember 1993 erstmals demonstriert und soll ab Anfang 1995 implementiert sein. Das Ericsson- Datenfunknetz ist derzeit in Laendern wie Grossbritannien, Frankreich, Norwegen, Belgien und den Niederlanden im Einsatz. In Deutschland hat sich die Gesellschaft fuer Datenfunk mbH (GfD) fuer den Aufbau eines Datenfunknetzes auf Mobitex-Basis entschieden. Im Fruehsommer dieses Jahres erhielt sie den Zuschlag vom Bundesministerium fuer Post und Telekommunikation fuer die Einrichtung einer Konkurrenzloesung zum Modacom-Dienst der DeTeMobil.

Das Modacom-Netz der DeTeMobil zehrt noch von dem Vorsprung, den sich die Telekom-Tochter durch ihre laengere Aktivitaet erarbeitet hat. Das Netz basiert auf der Motorola-Technik "Datatac" und kann auf dem internationalen Markt auf keine durchgehende Praesenz verweisen. Anders als Telia mit ihrem Mobitex-Dienst, die sich von der Datenuebertragung via GSM klar abgrenzen will, verfolgt Motorola den Ansatz, alle drahtlosen Techniken unter einem Dach zu integrieren, "denn es gibt keine Loesung fuer alle Probleme", meint Steffen Ring, Marketing Director der Wireless Data Group bei Motorola.

Verfahren wie Wireless LANs, GSM und Datatac (Modacom) sollen bei Service- Providern gebuendelt und dem Endanwender je nach Bedarf zur Verfuegung gestellt werden. Unterstuetzt wird diese Motorola- Vision von PDA-Herstellern, die ihre Winzlinge zu umfassenden Empfangs- und Sendegeraeten machen wollen:

"Der intelligente PDA der Zukunft", so Christian Bubenheim, European Product Marketing Manager bei Apple, "ist ein Informationsmedium mit verschiedenen Schnittstellen."

Erst 1998 erwartet der Apple-Manager den grossen Absatzsprung fuer die auf Mobilitaet und Kommunikation eingerichteten PDAs. Dann, so seine Vision, werden die digitalen Assistenten so ausgestattet sein, dass sie je nach Anwendung und physikalischen Voraussetzungen selbsttaetig das guenstigste Uebertragungsmedium waehlen. Dazu muessen die Hersteller jedoch Infrarot- und verschiedene Funk- Schnittstellen fuer Modacom, Mobitex und GSM in einem Geraet integrieren.

Die GSM-Netze liessen sich, so Joop Heijenrath, Marketing Manager bei der PTT Telecom Netherlands, fuer Informationsdienste wie aktuelle Nachrichten, Wetter, Boerse und Sportnachrichten verwenden. Derzeit sind die Zellularnetze fuer Short Message Services (SMS) ausgelegt. Zunaechst unterstuetzt das SMS-System nur die Uebermittlung von 160 Zeichen zum Handy-Display. Angestrebt wird jedoch eine Full-Data-Loesung, die die Begrenzung der SMS- Loesung aufhebt.

Die Akzeptanz einer solchen Loesung schaetzt Heijenrath optimistisch ein. 30 Prozent der heutigen Zellularnetz-Anwender haben neben dem Handy einen portablen Rechner, 23 Prozent besitzen einen elektronischen Terminkalender. Aus diesen Anwendern wollen die Niederlaender die Kundschaft fuer Datenservices via GSM rekrutieren. In Deutschland wird das Marktpotential fuer diese Form der Datenuebertragung auf rund 20 Prozent der heutigen D1- und D2- Kunden geschaetzt.

Allen Herstellern von drahtlosen Uebertragungstechniken ist gemeinsam, dass sie voller Erwartung in einem Markt agieren, dem Analysten enormes Wachstumspotential prognostizieren. Dennoch will der Absatz derzeit nicht in dem erhofften Umfang anlaufen. Die Hardwarehersteller warten sehnsuechtig auf die Kreativitaet der Softwareproduzenten. Von ihnen fordern die Anbieter eine Applikation, die den Markt richtig in Schwung bringt. So erhofft sich beispielsweise Heijenrath vom Fax- und E-Mail-Dienst im Full- Data-Modus den Durchbruch fuer die Datenuebertragung im GSM-Netz.