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Matthias Kurth sieht Potenzial noch nicht ausgeschöpft

Netzagentur sieht noch Wachstumschancen für Handy-Anbieter

02.04.2008
Die Bundesnetzagentur sieht ungeachtet der hohen Handy-Verbreitung Wachstumschancen für die Mobilfunkanbieter. Das Potenzial sei bei weitem noch nicht ausgeschöpft, sagte Behördenchef Matthias Kurth am Mittwoch in Bonn.

"Mit 97 Millionen Mobilfunkteilnehmern und einer Penetrationsrate von 118 Prozent im statistischen Durchschnitt ist das Potenzial bei weiteren Verträgen zwar begrenzt, aber durch Flatrates und günstige Angebote sind 2007 circa elf Milliarden zusätzliche Gesprächsminuten aus Mobilnetzen geführt worden", sagte Kurth. Dies sei ein Zuwachs von rund 20 Prozent.

Mittlerweile verzichte jeder zehnte Haushalt auf einen Festnetzanschluss und habe nur noch ein Mobiltelefon, so der Präsident der Bundesnetzagentur. Hohe Zuwachsraten sieht er auch bei der mobilen Datennutzung. 2007 habe sich das Datenvolumen gegenüber dem Vorjahr auf 1,7 Gigabyte verdoppelt. Grund seien die zunehmende Verbreitung von UMTS-fähigen Handys sowie Preissenkungen für die Nutzung des mobilen Internets.

Nachfrage nach schnellen Internetanschlüssen ungebrochen

Die Preisabschläge hinterließen allerdings ihre Spuren in den Bilanzen der Unternehmen. Der Umsatz der deutschen Telekomindustrie brach im vergangenen Jahr um 2,5 Milliarden auf 63,8 Milliarden Euro ein, wobei vor allem die Deutsche Telekom kräftig Federn lassen musste. Kurth erwartet, dass die Preise weiter unter Druck bleiben werden. Die Terminierungsentgelte würden weiter sinken, sagte er. Diese Gebühren erhalten T-Mobile, Vodafone D2, E-Plus und O2 für Anrufe in ihr Netz; sie stellen eine wichtige Einnahmequelle dar. Die Unternehmen wollen mit den Preisnachlässen die Handy-Nutzung erhöhen und damit ihre zuletzt arg gebeutelten Margen sichern. Zuwächse wies zuletzt nur E-Plus aus.

Ungebrochen hoch blieb die Nachfrage nach schnellen Internetanschlüssen. Die Zahl der Breitbandkunden wuchs um knapp fünf Millionen auf 19,6 Millionen. Damit weist Deutschland nach Angaben der Behörde den höchsten Zuwachs aller EU-Länder aus. Die Europäische Kommission hatte wiederholt kritisiert, dass Deutschland bei den schnellen Internetanschlüssen hinter den Zuwachsraten anderer EU-Länder zurückhängt. Rund die Hälfte der Anschlüsse entfällt auf die Telekom-Konkurrenten.

Die Wettbewerb auf dem DSL-Markt wurde zuletzt durch Engpässe bei der Umschaltung von Teilnehmeranschlussleitungen (TAL) durch die Telekom behindert. Diese sieht Kurth nun "weitgehend" beseitigt. Diese sogenannte Letzte Meile stellt den direkten Zugang zum Endkunden dar und ist nötig für die Freischaltung von neuen DSL-Kunden. Da die frühere Regelung aufgrund der hohen Nachfrage nicht mehr ausreichte, musste der Marktführer seine Kapazitäten in diesem Bereich aufstocken. Offen sind allerdings noch die Entscheidungen in zwei Missbrauchsverfahren, die von den Wettbewerbern Arcor und Telefonica angestoßen wurden. Die Entscheidungen sollen in den kommenden Wochen fallen, sagte Kurth. (dpa/tc)