Nynex setzt zum Rundum-Schlag gegen AT&T, IBM und andere an

Netz-Management: Hersteller setzen im Endeffekt auf Dominanz

10.11.1989

FRAMINGHAM (IDG) - Die Marketing-Strategie in Hinblick auf Netzwerk-Management-Systeme ist zum Teil doppelbödig: So sind große Unternehmen wie IBM, AT&T oder DEC zwar auf Kooperationen bedacht, wollen aber im Endeffekt die Zügel nicht aus der Hand geben und ihre Position als dominanter Partner gewährleistet sehen.

Präzedenzfall IBM: Big Blue hat beispielsweise Spezifikationen für Alarmmeldungen an Netview via Netview/PC-Interface verfügbar gemacht, ohne allerdings dafür zu sorgen, daß Produkte anderer Anbieter Netview "anzapfen" beziehungsweise von dort Informationen holen können. Ein "Hand-in-Hand-Gehen" mit einem anderen Hersteller dagegegen praktiziert AT&T: Der Telecom-Gigant tat sich im Entwicklungsbereich mit Cincom Systems, IBMs Erzrivalen im SNA-Netzwerk-Management-Feld zusammen. Cincom ist nun mit einem Produkt vorstellig geworden, daß Netview-Informationen extrahieren und sie an den AT&T-Akkumaster weiterleiten kann.

Unterdessen scheint aber für die Hauptstreiter im Bereich Netzwerk-Management Gefahr in Verzug - durch einen Rundum-Schlag des Unternehmens Nynex. Diese Firma hat inoffiziell ein Netzwerk-Management-System angekündigt, das laut Nynex-Direktor Gary Tjaden beliebige, unter dem AT&T Schirm Unified Network Management Architecture gemanagte Komponenten gerade so wie "ein anderes Subsystem behandelt". Ein Brückenschlag zur IBM-Welt soll hier auch gegeben sein: Anwender könnten SNA-Netze mittels eines "Window-Links" zu NetView darstellen und managen.

AT&T-Vizepräsident Lawrence Bernstein hat dem Vorwurf von Tjaden, AT&T biete keinen, "Third-Party"-Zugriff auf Netzwerk-Daten, widerlegt. So seien gerade jetzt erst "Accumaster Netzwerk Management Services" in Aussicht gestellt wollen, die einem Benutzer das Einbeziehen der Akkunet-Familie ermöglichen.

Auch DEC will dem Vernehmen nach an vorderster Front mitmischen und sucht "wacker" nach Herstellern, die ihre Produkte als Subsysteme in die "Enterprise Management Architekture" einloggen. Ähnlich sieht es bei Hewlett-Packard aus, wo die Adaption des Openview-Systems zur Disposition steht.

Da nun kein Anbieter alleinigen Besitzanspruch auf den Titel "Manager der Manager" erheben kann, hofft jeder sich den größten Anteil auf dem expandierenden Markt für unternehmensweite Netzwerk-Management-Systeme "schnappen" zu können Fraglich bleibt in diesem Zusammenhang, ob nicht der Third-Party-Zugriff im Vergleich zu den eigenen Systemfunktionalitäten doch etwas stiefmütterlich behandelt wird.

Auf einem anderen Blatt steht der für den Benutzer nicht minder wichtige Aspekt der Funktionalität eines Netzwerk-Management-Systems Wichtige Fragen lauten hier: Ist die Sammlung von Realtime-Informationen möglich, um den Effekt der Netzwerk-Ausfälle zu reduzieren? Ist das Netzwerk-Management Problemen sowohl auf der physikalischen als auch auf der logischen Ebene gewachsen und werden die Bereiche Netzwerk-Design sowie Kapazitätsplanung abgedeckt?