Neue Konzepte mit weiterem Kommunikationsspektrum

Netz-Management: Anbieter drängen auf europäischen Markt

20.04.1990

LONDON/FRAMINGHAM (IDG/CW) - Jüngste Offerten von British Telecom, Codex und AT&T Paradyne lassen darauf schließen, daß Hersteller ausschließlich proprietärer Netz-Management-Systeme in Zukunft nur noch bedingt das Sagen haben. Mit ihren offen angelegten Tools dürfte den Anbietern jetzt zudem der Sprung in den europäischen Markt gelingen.

Mit "Concert" lanciert die British Telecommunications Plc. (BT) über ihre Tochtergesellschaft Tymnet ein Netz-Managementtool, auf das nach Analistenansicht insbesondere multinational agierende Unternehmen ihr Augenmerk richten werden. Jeff Jones, Manager für Telekommunikations-Dienste bei der ebenfalls britischen Powergen Plc. konstatiert: "Wir sind uns der Tatsache bewußt, daß Concert als erstes Produkt verschiedene Netzwerk-Tools in ein System integrieren kann. '' IBM dagegen könne mit Netview der Problematik eines bunt gemischten Equipments nicht Herr werden. So umfaßt das Powergen-Konzept den Einsatz von Novell-LANs, Tl-Vermittlungen des Unternehmens Timeplex und eine Reihe sonstiger, , fremder" Komponenten

Hinsichtlich der Concert-Leistungsmerkmale hebt Jones hervor, daß sich Netz-Management-Funktionen wie das Aufzeigen und Darstellen von Fehlermeldungen in BTs MegastreamNetzwerkdiensten ermöglichen lassen.

James Hermann, Präsident der North East Consultillg Resources Inc. , geht davon aus, daß es British Telecom über das Angebot von entsprechenden Interfaces und die Zusammenarbeit mit Anbietern von Netz-Tools gelingen wird, Übergänge zu anderen auf dem europäischen, aber auch dem amerikanischen Markt gehandelten Netz-Mamagement-Systemen zu schaffen.

Telekommunikations-Experte John Payne von Charles Schwab & Co. gibt darüber hinaus zu verstehen, daß BT etwaige OSI-Konformitätshürden ohne große Schwierigkeiten nehmen könne, da das Unternehmen mit anderen Carriern hier auf einer Wellenlänge liege. Nach Informationen des britischen Branchendienstes "Computergram" entspricht "Concert" zudem den vom OSI Network Management Forum festgelegten Spezifikationen.

Zu den ersten verfügbaren Produkten und Features zählen eine Management-Workstation, die hardwareseitig auf Sun-Systemen basiert und mit einer Oracle-Datenbank für Posixkonforme Betriebssysteme kombiniert ist, X/Windows und weitere Komponenten für die Funktionen Monitoring Performance- und Konfigurations-Management.

Allerdings: Auch die Konkurrenz schläft nicht. So hat sich Infonet mit Digital Equipment zusammengetan, um offene Netz-Management-Ansätze zu realisieren. Nicht wegzudenken ist derzeit natürlich AT&T die Nummer 1 auf dem amerikanischen Telekommunikationsmarkt. Dazu John Payne: "Ich nehme an, daß ich mich an der Unified Network Management Architekture UNMA als kurzfristige Lösung orientiert werde. "

AT&T möchte europäisches Terrain über ihre Tochtergesellschaft Paradyne erobern. In Großbritannien soll der Vertrieb für den, , Accumaster", ein Netz-Managementtool, das gleichermaßen die UNMA-Architektur, Netmaster und Netview untersützt, im dritten Quartal 1990, in den übrigen europäischen Ländern im vierten Quartal 1990 anlaufen.

Der nächste Mitspieler im OSI-Reigen, die Codex Corporation, kündigte soeben eine offene Version für ihr Integrated Network Management System 9800 an. Im Rahmen des Release 3 sind neben einem Link mit 3279-Emulation zu IBMs Netview auch Schnittstellen für DECs OSI-Netz-Management vorgesehen.

Das Produkt zum Preis von 47 000 Dollar managt derzeit T1- und X. 25-Vermittlungen, Modems und Brücken aus der eigenen Produktion sowie Komponenten anderer Anbieter wie beispielweise Netz-Equipment von Stratacom Systems oder Kentrox Industries.