Kommunales WAN gekapert

Netz-Admin in San Francisco dreht durch

16.07.2008
Ein Netz-Administrator soll ein Weitverkehrsnetz der Stadt San Francisco verriegelt haben. Er weigert sich, der Polizei die Passwörter zu geben.

Am Sonntag hat die Polizei in Kalifornien den 43-jährigen IT-Experten Terry Childs festgenommen. Ihm werden mehrere Fälle der Computersabotage vorgeworfen. So soll der Admin das Glasfaser-WAN der Stadt manipuliert und es gegen den Zugriff durch andere Administratoren abgeschottet haben, nachdem er sich unerlaubten Zugriff auf das System verschafft hatte. Das WAN vernetzt Gebäude in der ganzen Stadt, rund 60 Prozent des kommunalen Netzverkehrs werden darüber geleitet.

Am Dienstag war das WAN zwar noch voll funktionsfähig, doch hatte die Stadt keinen Zugriff mehr auf die Router und Switches, erklärte Ron Vinson, ein ITK-Verantwortlicher von San Francisco. Man überwache derzeit das Netz und bemühe sich, den Betrieb aufrechtzuerhalten. Vor allem werde versucht, die Zugangscodes zu bekommen. Dies ist auch nötig, denn die über das WAN genutzten Anwendungen umfassen E-Mails, die Website, ein Call-Center sowie die Telekommunikation.

Childs war am Sonntag in seinem Haus in Pittsburg, Kalifornien, festgenommen worden, berichtete die zuständige Staatsanwaltschaft. Zuerst nannte er einige falsche Passwörter, danach verweigerte er weitere Angaben. In den Tagen vor seiner Festnahme soll er sich merkwürdig benommen und aggressiv gegenüber seinen Kollegen aufgetreten sein, berichtet der "IDG News Service" unter Berufung auf eine anonyme Quelle. Childs bleibt vorerst in Haft, seine Kaution wurde auf fünf Millionen Dollar festgesetzt. Sollte er in allen Punkten schuldig gesprochen werden, muss er mit bis zu sieben Jahren Haft rechnen. Warum Childs die Systeme kompromittiert haben soll, ist unklar.

Unlängst hatte die IT-Organisation der Stadt einen neuen Sicherheitsbeauftragten eingestellt, der die Security-Einrichtungen überprüfte. Dabei sei ans Licht gekommen, so Vinson, dass jemand die Einrichtungen sabotiert habe. Der Fall wurde an die Polizei eskaliert, deren Computerexperten den Fall aufrollten. Derzeit arbeitet die Stadt zusammen mit Cisco Systems daran, das Problem zu lösen. Sollten alle betroffenen Router und Switches ersetzt werden müssen, könnte dies die Stadt leicht 250.000 Dollar kosten. Das Glasfaser-WAN war vor vier Jahren als kostengünstige Alternative zu Leased Lines eingerichtet worden. Die Kosten beliefen sich bis dato auf rund drei Millionen Dollar. (ajf)