Network Associates trickst Exportverbot aus

Network Associates trickst Exportverbot aus 128-Bit-Code entwischt durch Schlupfloch aus den USA

27.03.1998

Ab sofort vertreibt die europäische Dependance von Network Associates, das aus dem Zusammenschluß von Network General, McAfee und PGP entstanden ist, das Verschlüsselungsverfahren auch außerhalb der USA.Das ist möglich geworden, weil das Schweizer Softwarehaus Cnlab auf Basis des öffentlichen und im Internet als Textversion hinterlegten Sourcecodes das Sicherungssystem neu entwickelte.Dabei haben die Eidgenossen keinerlei technische Hilferstellung der amerikanischen Entwickler erhalten, betonte Network Associates auf der CeBIT in Hannover.

"Wir haben Cnlab beauftragt, uns ein Produkt mit gleicher Funktionalität anzubieten", erläuterte Peter Watkins, General Manager von Network Associates, den Vorgang.Herausgekommen ist ein Verfahren, das sich laut Hersteller in Tests als kompatibel zur amerikanischen Version erwiesen hat.Einige Modifikationen werden noch vorgenommen, um es in verschiedene Sprachen, etwa Japanisch, zu übersetzen.

Um mit dem internationalen Vertrieb keine US-amerikanischen Exportbestimmungen zu verletzen, konsultierte der Hersteller das Handelsministerium.Zwar erhielt der Anbieter nicht explizit grünes Licht für sein Vorhaben, doch die Behörde wertete den Plan nicht als gesetzeswidrig und forderte auch nicht seine Einstellung.Die Beamten sind über das nun veröffentlichte Ergebnis allerdings kaum erfreut.Sie behalten sich vor, die Initiative weiterhin zu beobachten und zu untersuchen.

Network Associates verkündete, als erstes Unternehmen einen Weg gefunden zu haben, Sicherungsverfahren mit langem Verschlüsselungsalgorithmus auch außerhalb der USA vertreiben zu können.Da irrt der Hersteller allerdings, denn sowohl Sun Microsystems als auch RSA haben schon ähnliche Pläne verfolgt.Sun engagierte bereits im Mai letzten Jahres das russische Softwarehaus Elvis-Plus, um das Sicherheitsprotokoll "Skip" neu zu erstellen und zu vermarkten.RSA kündigte ähnliche Pläne mit Programmierern in China an, hat jedoch noch keine Taten folgen lassen.