Network Appliance wirbt um Großkunden

25.02.2003
Von 
Riem Sarsam war Redakteurin des CIO-Magazins.
MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Im Mittelstand hat sich der Speicheranbieter Network Appliance (Netapp ) etabliert. Ziel des Spezialisten für Network Attached Storage (NAS) sind nun die Konzerne.
Gesunde Mischung: Rund 27 Prozent des Gesamtumsatzes erzielt Netapp mit Software, zehn Prozent kommen aus dem Servicegeschäft.
Gesunde Mischung: Rund 27 Prozent des Gesamtumsatzes erzielt Netapp mit Software, zehn Prozent kommen aus dem Servicegeschäft.

In den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres 2003 (Ende: 24. Januar) erhöhte Netapp seinen Umsatz von 593,5 Millionen im Vorjahreszeitraum auf 650,5 Millionen Dollar. Das Nettoergebnis verbesserte sich von minus 4,7 Millionen auf plus 51,6 Millionen Dollar. Seit April 2002 steigerte der Hersteller damit seine Wachstumsraten von einem Quartal zum nächsten kontinuierlich von plus zwei Prozent im ersten auf plus sechs Prozent im jetzt abgeschlossenen dritten Quartal.

Der Erfolg dürfte in erster Linie auf Kosten des Wettbewerbs gegangen sein, denn Branchenkenner rechnen damit, dass sich das Volumen des weltweiten Marktes für externe (RAID-)Speicher im vergangenen Jahr verkleinert hat. „Das liegt vor allem an dem heftigen Preisverfall von zum Teil bis zu 60 Prozent“, erklärt Norbert Deuschle, Speichermarktexperte bei der Meta Group. Dieser lasse sich auch nicht von den höheren Absatzzahlen kompensieren.

Johannes Kunz, Marketing-Direktor Emea, sieht trotz Ambitionen von Microsoft noch genügend Spielraum.
Johannes Kunz, Marketing-Direktor Emea, sieht trotz Ambitionen von Microsoft noch genügend Spielraum.

Dennoch sind die Gewinnchancen gut und haben inzwischen weitere IT-Anbieter auf den Plan gerufen. Microsoft beispielsweise geht mit Firmen wie HP, Dell oder IBM unter dem Schlagwort „Windows powered NAS“ in die Storage-Offensive und versucht, den NAS-Markt vom Lowend-Bereich her aufzurollen.

Zumindest offiziell reagiert Netapp gelassen. Johannes Kunz, Marketing-Director für die Region Europa, Mittlerer Osten und Afrika (Emea) behauptet: „Das ist für uns kein Problem.“ Sollten die Speicher von Microsoft nur Windows-Daten erfassen, bleibe Netapp genügend Spielraum, da die meisten Unternehmen Daten aus Windows und Unix speichern müssten. Auch Speicheranalyst Deuschle hält die integrierten Lösungen für einen Vorteil. „Aber ich denke trotzdem, dass Microsoft eine Bedrohung werden kann.“

Druck von unten und oben

Gleichzeitig verstärkt sich der Druck von oben, da sich auch Highend-Marktführer EMC Richtung Mittelstand bewegt. Der auf hochpreisige Storage-Produkte spezialisierte Anbieter erweiterte sein Portfolio um „Integrated Storage Appliances“ für kleinere und mittlere Unternehmen und kündigte mit „NS 600“ ein entsprechendes Midrange-Produkt für den NAS-Markt an. Gleichzeitig hat EMC einen erfolgversprechenden Reseller-Vertrag mit Dell abgeschlossen.

Während EMC jedoch zumindest in den ersten neun Monaten 2002 Marktanteile verlor, konnte Netapp sich behaupten und eroberte die an EMC verlorene Spitzenposition im NAS-Segment zurück. Laut IDC dominierte der Hersteller den Markt im dritten Quartal 2002 mit einem Anteil von 38 Prozent. EMC kam auf einen Anteil von 31 Prozent.

Die Konkurrenz drängt ins mittlere Segment, Netapp dagegen zielt nun auf die Großkunden. Zwar haben auch Konzerne schon immer an Netapp gedacht, meint Analyst Deuschle, „doch nicht unbedingt im Rechenzentrumsbereich, sondern eher auf Abteilungsebene“. Mit seiner „Unified-Storage“-Lösung schlug der Anbieter eine Brücke zu dem NAS-Gegenkonzept Storage Area Network (SAN), dem Standard in Konzernen. Diese Orientierung zahlt sich aus. Im dritten Geschäftsquartal machte die neue Produktlinie bereits die Hälfte des Umsatzes im Speichergeschäft von Netapp aus. Mit erheblichen Erweiterungen des Unified-Storage-Portfolios, die Netapp am 18. Febraur vorstellte, soll dieser Erfolg ausgebaut werden.

Mit HDS in die Konzerne

Eine gute Chance, auch im Markt für größere Serversysteme mitzuspielen, sieht Meta-Mann Deuschle in dem Angebot so genannter NAS-Heads. Mit diesen intelligenten Steuereinheiten lassen sich die NAS- und SAN Welten verbinden. Sie werden künftig in die Highend-Systeme „Lightning“ von Hitachi eingebaut. Für Deuschle gibt dies Sinn: „Hitachi hatte keine vernünftige eigene NAS-Lösung“, erklärt er. „Und für Netapp bedeutet das zwar nicht, dass die Kunden zu ihnen kommen, doch das Unternehmen kommt mit HDS in die Rechenzentren hinein.“