Netwise wird eine Microsoft-Division Microsoft schlaegt eine Bruecke in das Geschaeft mit Mainframes

17.11.1995

FRAMINGHAM (IDG) - Microsoft hat die Netwise Inc. aus Boulder, Colorado, gekauft. Der Zugriff auf die Middleware-Spezialisten stellt einen wichtigen Teilerfolg in den zaehen Bemuehungen der Gates-Company dar, sich mittelfristig mit Windows NT und den Back- Office-Produkten in der Unternehmens-DV zu etablieren.

Als neugeschaffene Microsoft-Produktabteilung sollen die 25 von urspruenglich 49 Netwise-Mitarbeitern vor allem dafuer sorgen, dass sich die unter Windows NT laufenden Back-Office-Produkte mit Mainframe-Applikationen verstehen. Derartige Integrationsaufgaben ueberliess Microsoft bislang lieber Drittanbietern. "Diese Strategie war einer der Gruende, warum die Mainframer sich beim Kauf von Back-Office zurueckgehalten haben", urteilt Robert Cameron, Director Software Strategy beim Marktforschungsinstitut Forrester Research Inc., Cambridge, Massachusetts.

Attraktiv war die Akquisition der kleinen Softwareschmiede wegen des Know-hows der Mitarbeiter. Bei Netwise wird bislang die Werkzeugreihe "Transaccess" hergestellt, deren Tools DOS, Windows- und Unix-Software mit Mainframe-Systemen verbinden, sofern diese mit dem Transaktionsmonitor CICS oder dem Datenbanksystem IMS arbeiten. Auch die Kommunikation mit IBMs SNA-Netz gehoert zu den Fertigkeiten der neuerworbenen Mannschaft.

Die Vorteile der Transaccess-Techniken gegenueber bisher verwendeten Datenzugriffswerkzeugen wie etwa "Eda SQL" von Information Builders liegen in der Zwei-Wege-Kommunikation. Die Grossrechner-Datenbank dient also nicht nur als Datenlieferant, sondern kann gegenueber NT-Systemen auch als Client auftreten.

Langfristig ist eine enge Integration in das Datenbanksystem SQL Server, die Entwicklungswerkzeuge von Microsoft sowie in die Objekttechnik OLE geplant. Zwar will sich Gary Voth, Produkt- Manager fuer den SQL Server, nicht festlegen, es scheint ihm aber "vernuenftig zu sein, die Transaccess-Tools so zu erweitern, dass sich damit OLE-Objekte erzeugen lassen". Bei dieser Vorgehensweise muesste OLE nicht vollstaendig auf den Grossrechnern installliert werden, so dass die dort laufenden Anwendungen unangetastet bleiben koennten.

Ueber die finanziellen Details schweigt sich Microsoft aus. Nach Einschaetzung des Yankee-Group-Analysten John Mann musste Bill Gates fuer die Neun-Millionen-Dollar-Company allerdings nicht allzu tief in die Geldboerse greifen.