Novell setzt zum 20. Geburtstag auf Linux

Netware goes Open Source

25.04.2003
SALT LAKE CITY (IDG) - Zum 20. Firmenjubiläum überraschte Novell seine Anhängerschaft auf der Entwicklerkonferenz Brainshare mit einem besonderen Geburtstagsvorsatz: Die Company will den Anwendern einen Migrationspfad aus der Netware-Sackgasse offerieren. Dazu sollen dessen Services künftig auch auf Linux laufen.

Ganz im Zeichen des plattformübergreifenden Networkings stand Novells diesjährige Brainshare in Salt Lake City. Die Netzwerker, die auf der Entwicklerkonferenz ihr 20-jähriges Jubiläum feierten, wollen sich künftig stärker in Richtung Open Source orientieren und nicht mehr einseitig auf das proprietäre Netware setzen. Mit dieser Plattform war das Unternehmen groß geworden und auf dem Zenit seines Erfolges im Software-Business zur Nummer zwei hinter Microsoft aufgestiegen.

Glorreiche Zeiten

Doch diese glorreichen Zeiten sind Unternehmensgeschichte - in der heutigen IT-Welt kehren immer mehr Anwender Netware den Rücken und migrieren auf die Server-Plattform von Microsoft. Um künftig gegenüber dem Konkurrenten Windows bestehen zu können, setzt die Company nun verstärkt auf Open-Source-Komponenten und will ihre Netzdienste auf Linux portieren. "Dies ist ein weiterer wichtiger Schritt für die Umsetzung unserer One-Net-Vision in einer Welt der Informationen ohne Grenzen", erklärte Jack Messman, Chairman und CEO von Novell.

Einen ersten Beweis, wie ernst es dem Unternehmen mit seinem Bekenntnis zu Open Source ist, will Novell im Sommer mit der Netware-Version 6.5 liefern. Diese positioniert die Company unter anderem als Plattform für Web-basierende Anwendungen, auf der J2EE-Anwendungen laufen. Der hierzu verwendete "Novell Extended Application Server" baut auf Technologie auf, die Novell im letzten Jahr mit der Übernahme der Silverstream Software Inc. erwarb. Ferner gehören Open-Source-Technologien beziehungsweise -Produkte wie Apache, MySQL, Perl, PHP sowie Tomcat zum Lieferumfang des nächsten Netware-Release.

Richtig ernst wird es dann in zwei Jahren, wenn Netware 7, heute unter dem Codenamen "Uinta" bekannt, auf den Markt kommt: Hier fahren die Netzwerker zweigleisig und entwickeln sowohl eine Version mit Netware-Kernel als auch eine Variante, die auf Linux beruht. Klassische Netware-Services wie File und Print, Storage oder Collaboration sollen dann unter Linux funktionieren. Darüber, welche Linux-Distribution die Basis für die Netzdienste bildet, hüllte sich Novell noch in Schweigen. Um einem möglichen Entrüstungssturm eingeschworener Netware-Fans vorzubeugen, betonte Messman, dass das Linux-Engagement keinesfalls das Aus für Netware bedeute: "Novell will dem Anwender in Zukunft die Wahl lassen, auf welcher Plattform er seine Server betreibt." Böse Zungen halten eine andere Erklärung für wahrscheinlicher: Nachdem sich in den letzten Jahren kaum mehr Entwickler fanden, die für Netware Applikationen schrieben, hoffe die Company, mit Linux wieder mehr Programmierer zu gewinnen.

Allerdings bleibt Netware nicht das einzige Produkt, das Novell auf Linux portiert. Auf der Brainshare zeigte die Company bereits den Prototypen einer Groupwise-Version, die auf diesem Betriebssystem läuft. Ebenso will sie den Client der Messaging-Plattform in zwei Stufen auf Linux migrieren. (hi)