Novell veröffentlicht Details zum Kauf des Java-Spezialisten Silverstream

Netware erhält eigene Entwicklungswerkzeuge

21.06.2002
MÜNCHEN (as) - Mit den Tools der Firma Silverstream will Novell seiner an Web-Services orientierten Produktstrategie Leben einhauchen. Zugleich kann der Netzwerker erstmals die langversprochene Entwicklungsumgebung für Netware anbieten.

Der Kauf von Silverstream für 212 Millionen Dollar bringt Novell in den Besitz des bisher fehlenden Bausteins seiner mehrmals umdefinierten Produktstrategie eines "One Net". Dieses basiert auf der Idee eines firmenübergreifenden Netzwerks, das neuen Anwendungen und Geschäftsformen als technische Basis dient. Herzstück einer solchen plattformübergreifenden Infrastruktur ist das eigene Netz-Betriebssystem Netware. Dieses bietet umfassende Sicherheits- und Directory-Technologien, Netzdienste und Management-Funktionen und lässt sich mit Web-Servern wie dem "Netware Enterprise Web Server" und "Apache" sowie der Java-Servlet-Engine "Tomcat" kombinieren. Den zweiten Baustein bilden Dienstleistungen der Novell-Tochter Cambridge Technology Partners.

Versprechen eingelöst

Was bisher für One Net fehlte und seit Jahren von Anwendern gefordert wurde, waren Werkzeuge zur Entwicklung von Netware-Anwendungen. Zudem mussten plattformneutrale Integrations- und Schnittstellen-Techniken sowie eine Alternative zur mühsamen Programmierung mit Netware-Interfaces wie den Netware Loadable Moduls gefunden werden. In den derzeit viel beworbenen XML-basierenden Web-Services glaubt Novell nun den gesuchten Integrationsmechanismus für One Net beziehungsweise in den Standards der Java 2 Enterprise Edition (J2EE) die Programmierplattform für die Entwicklung von Anwendungskomponenten und Diensten gefunden zu haben. Die geforderten Tools soll Silverstream liefern, das mit der Suite "Extend" unter anderem einen J2EE-Server, einen Integrations-Server sowie vor allem grafische Entwicklungsumgebungen für Java und Web-Services bietet.

In einer Telefonkonferenz anlässlich der Übernahme erklärte die Führung beider Unternehmen, dass die zugekauften Produkte künftig unter "Novell Extend" firmieren sollen. Nach "geringen Anpassungsarbeiten" an der mit Netware angebotenen Java Virtual Machine könnten die Tools dann problemlos mit dem Netz-Betriebssystem genutzt werden. Sie sollen künftig der Entwicklung und Verwaltung von plattform- und produktneutralen Java-Anwendungen und Web-Services dienen. Novell hofft aber, dank der umfangreichen Dienste von Netware Kunden in erster Linie zum Einsatz der Anwendungen auf dem hauseigenen Betriebssystem bewegen zu können.

Dem J2EE-Server von Silverstream kommt innerhalb des neuen Portfolios offenbar eine geringere strategische Bedeutung zu, zumal bisher nur wenige der 1300 Cambridge-Mitarbeiter mit dem Produkt gearbeitet haben. Er soll nur Novell-Partnern angeboten werden, um einen Konflikt mit ihnen durch den direkten Verkauf zu vermeiden. Auch will der Hersteller seinen Kunden die Wahl eines anderen J2EE-Servers ermöglichen, da man mit den eigenen Produkten in erster Linie "höhere" Server-Dienste und Komponenten erstellen und anbieten wolle.