Kostenloser Server-Kit als Antwort auf Microsofts IIS

Netscape will mit Enterprise Server in die Unternehmens-DV

15.03.1996

Microsofts Idee, sich mit kostenloser Software eine solide Anwendergemeinde grosszuziehen, ist nicht neu. Die Gates-Company griff den Konkurrenten Netscape in Sachen Internet-Server nur mit dessen eigenen Waffen an: Der Newcomer hatte naemlich das erste Release seines WWW-Browsers "Navigator" ebenfalls kostenlos unters Volk gebracht.

Ein Indiz fuer die zunehmend haertere Gangart zwischen den beiden Konkurrenten ist auch der Kampf um die Gunst der Online-Dienste. Hier konnte zumindest Netscape einen ersten Teilsieg erringen: Compuserve, die Nummer zwei unter den Online-Services, nimmt kuenftig den Navigator in Lizenz. Auch Branchenprimus AOL hat laut einem Bericht der Financial Times einen entsprechenden Marketing- Vertrag abgeschlossen.

In Sachen kostenloser Software nutze Netscape jetzt die erste eigene Entwicklerkonferenz zur Retourkutsche und kuendigte mit dem Fasttrack Server ein WWW-Starter-Kit an, das ebenfalls ohne Zusatzkosten via Internet erhaeltlich ist. Darueber hinaus stellten die Internet-Spezialisten eine Reihe von Server-Applikationen vor, die gegen Microsofts Softwarepaket Back Office sowie die Groupware Lotus Notes gerichtet sind. Der "Suitespot" des Unternehmens basiert auf dem neuen "Enterprise Server 2.0", der eine Kombination aus dem "Communications Server" sowie dem "Commerce Server" darstellt und zusammen mit einigen Entwicklungs-Tools ausgeliefert wird. Andere Komponenten sind der neue "Catalog Server" sowie die Entwicklungsumgebung "Livewire Pro" und die Updates der Produkte "Proxy Server", "News Server" und "Mail Server". Alle Komponenten unterstuetzen Java.

"Die Suite haben wir entwickelt, um die Internet-Technologie auch auf der anderen Seite des Firewalls in Unternehmen zu implementieren", propagierte Marc Andreessen, Netscapes Chefentwickler, auf der Entwicklerkonferenz die Absichten der Company. Entsprechend stark betonte Andreessen die Unterstuetzung offener Internet-Standards wie HTTP, HTML, SMTP und das eigene SSL 3.0. Letzteres stellt nun auch auf der Client-Seite Autorisierungsverfahren bereit, die eine hoehere Sicherheit gewaehrleisten sollen. Doch es gibt einen Schoenheitsfehler: Die Funktionen lassen sich erst mit dem naechsten Update des Netscape Navigator nutzen.