Minderleister

Netbooks vor einer ungewissen Zukunft

06.04.2010
Von pte pte
Netbooks, einst Hoffnungsträger der Hardware-Branche, geraten unter Druck. Die Euphorie ist verflogen, während mit Apples iPad ein neuer Formfaktor für Furore sorgt.

Apples Tablet-PC scheint sich noch vor seiner internationalen Markteinführung gegenüber den bisher tonangebenden Netbooks durchzusetzen. "Netbooks sind nicht besser als alles andere. Sie sind lediglich billige Laptops", unterstrich Apple-Chef Steve Jobs schon bei der iPad-Präsentation Ende Januar. Die Einschätzung bestätigt sich mit Blick auf die Netbook-Verkaufszahlen. IDC zufolge stieg der Absatz im ersten Quartal 2010 nur um 33,6 Prozent. Ein Jahr zuvor waren die Netbook-Verkäufe noch um 872 Prozent gestiegen.

"Bei den Netbooks von einem Einbruch zu sprechen, wäre übertrieben. Schließlich weist das Segment nach immer zweistellige Wachstumsraten auf. Trotz alledem müssen sich die Geräte technologisch anpassen, um nicht den Anschluss zu verlieren", erläutert Erste-Bank-Analyst Hans Engel auf Nachfrage von pressetext. Dem Fachmann zufolge ist die Rechenleistung vieler Netbooks oft deutlich begrenzt. Vor allem Intel sei aufgrund seiner Monopolstellung eine "bremsende Kraft". AMD hingegen würde starke Partner benötigen.

Der Hype um die handlichen PC-Winzlinge hat sich merklich abgekühlt und sorgt bereits in den Führungsetagen der Hersteller für helle Aufregung. Weil die Gewinnmargen bei kleinen Zehn-Zöllern offenbar nicht den gewünschten Erfolg gebracht haben, wollen Branchenriesen wie Hewlett-Packard oder Dell die Investitionsausgaben für die Geräte reduzieren. Ein Umdenken ist nicht zuletzt aufgrund des iPads anzuraten. Denn das Netbook-Konzept orientiert sich lediglich am bestehenden PC.

Aber nicht nur der angezettelte Preiskampf sowie mangelnde Zukunftsinnovationen belasten die Netbook-Branche langfristig. Auch die Lieferanten reagieren auf die geringere Nachfrage und kappen die Produktion für LCD-Netbook-Panels. Angesprochen auf das Problem, zeigen sich PC-Hersteller wie Hewlett-Packard, Dell und Acer wortkarg und geben keine Auskunft über Lagerbestände unverkaufter Netbooks. Wie die "BusinessWeek" vergangene Woche berichtete, scheint die Branche - ähnlich wie damals beim iPhone - nach Innovationen zu suchen.

Die auch aufgrund der Krise und der Suche der Konsumenten nach günstigen PC-Alroundern verflogene Netbook-Euphorie dürfte vor allem der begrenzten Leistung der Geräte geschuldet sein. "PC-Nutzer wollen weniger Abstriche machen und ähnlich wie beim großen Stand-PC auch mobil komplexe Anwendungen durchführen können", so Engel gegenüber pressetext. Sollte die Netbook-Nachfrage weiter sinken, dann könnten auch die Gewinne leiden. Denn Netbooks haben zu Ferienperioden Händlern zufolge 26 Prozent aller PC-Verkäufe ausgemacht. (pte)