Hewlett-Packard zieht den Kürzeren

Nestlé kauft für 500 Millionen Dollar bei IBM ein

22.03.2002
VEVEY (CW) - Der Schweizer Konsumgüterhersteller Nestlé kauft bei IBM in den nächsten fünf Jahren Hardware, Software und Services im Wert von 500 Millionen Dollar ein. Das Gros der Investitionen fließt in die Konsolidierung der weltweit verstreuten IT. Das Nachsehen hat Hewlett-Packard (HP).

Das mit Big Blue vereinbarte Abkommen ist Teil des IT-Projekts "Global Business Excellence" (Globe) bei Nestlé. Mehr als zwei Milliarden Euro lassen es sich die Eidgenossen insgesamt kosten, allgemeingültige und automatisierte Geschäftsprozesse auf Basis von Mysap.com einzuführen sowie die mehr als 100 verteilten IT-Niederlassungen in 84 Ländern auf fünf Datenzentren zu reduzieren. Jeweils ein IT-Shop wird in Phoenix, Arizona, in Sydney, Australien und in Frankfurt am Main entstehen. In Bussigny, Schweiz, errichtet der Konzern zudem zwei Rechenzentren für Entwicklungsarbeiten und für das Konsolidierungsvorhaben.

Die Ausstattung der fünf neuen IT-Niederlassungen obliegt IBM. Der IT-Konzern wird dort seine Unix- beziehungsweise Intel-Server der "P-Series" und "X-Series" abstellen sowie "Shark"-Speichersysteme und Storage Area Networks (SANs) installieren. Des Weiteren liefert IBM DB2-Datenbanken und System-Management-Tools von Tivoli aus. IBMs Aufgabe wird es zudem sein, Mysap.com (etwa für die Personalverwaltung, das Finanzwesen und den Kundenservice) zu integrieren und bei der weltweiten Einführung der ERP-Anwendungen zu helfen.

Bei dem Abkommen handelt es sich nicht um eine Outsourcing-Vereinbarung, denn mit Betriebsübergabe ziehen die IT-Experten von Nestlé in die Datenzentren ein und übernehmen die Verantwortung.

Der Verlierer dieses Vertrags ist HP, Nestlés bisheriger IT-Lieferant. Die Schweizer zählten zu den 70 weltweit wichtigsten HP-Kunden. "Wir sind enttäuscht", räumte HP-Sprecherin Andrea Brass ein, "dennoch glauben wir nach wie vor, dass wir die bessere Lösung bieten."

Die Ursache für die Schlappe in der Schweiz ist nicht zuletzt in den unglücklich verlaufenden Fusionsvorbereitungen mit Compaq zu sehen. Das meint zumindest Rob Enderle, Analyst bei der Giga Information Group.

Unsicherheit und ZweifelIBM habe die Unsicherheit und Zweifel bei potenziellen Kunden mit einer Anti-HP-Compaq-Kampagne geschürt, so Enderle. Außerdem hätten hochrangige HP-Vertreter in jüngster Zeit mehr Merger-Marketing als Lobby-Arbeit bei wichtigen Kunden geleistet. Dennoch wäre IBM nicht zum Zuge gekommen, wenn Nestlé mit dem HP-Vertrag restlos zufrieden gewesen wäre. (jha)