Richtungskorrektur dringend notwendig:

Nein zur Kommunikation kann teuer werden

20.11.1981

Inhouse-Netzwerke, offene öffentliche Netzwerke, Multi-Funktions-Terminals, Kommunikations-Satelliten - die uns umkreisen, während man sich noch Gedanken darüber macht, wie man sie schnell noch nutzen kann, bevor sie verglühen. Alle diese Schlagworte sind geeignet, den eigentlichen Nutznießer, also den Menschen, immer kleiner erscheinen zu lassen neben dieser gewaltigen Technologie. Noch ist es nicht zu spät, eine Richtungskorrektur vorzunehmen, um aus dem Bildschirm-Arbeitsplatz einen Arbeitsplatz mit Bildschirm zu machen.

Betrachten wir einmal kritisch die typische Entwicklung innerbetrieblicher Aufgabenverteilung im Wandel der Jahrzehnte: Als Folge zunehmender Komplexität vieler Vorgänge, verbunden mit der Notwendigkeit der Bearbeitung an geographisch unterschiedlichen Orten wurden Arbeitsabläufe in Einzeltätigkeiten zerlegt. Nicht eine Person bearbeitet den Vorgang vom Anfang bis zum Ende und verfolgt diesen Vorgang bis zum persönlichen Erfolgserlebnis der Erledigung, sondern unterschiedlich viele Personen übernehmen Teilaufgaben eine Entwicklung, die nicht gerade geeignet ist, Kreativität und Zufriedenheit zu fördern.

Die Ankündigung neuer Kommunikations-Technologien ohne die dringend erforderliche Anpassung an den Menschen wird somit allzuleicht als Mittel zum Zweck interpretiert werden, um noch mehr Teilvorgänge in noch kürzerer Zeit bearbeiten zu können. Dieses Vorgehen ist bestens geeignet, das Verantwortungsgefühl der Mitarbeiter für den zu bearbeitenden Vorgang einschließlich der Kreativität bei der Auswahl der Mittel weiter einzudämmen.

Dabei bildet Kommunikations-Technologie richtig verstanden und genutzt die Grundlage für den Anwender, sich Informationen, die zur vollständigen Abwicklung einer Sache notwendig sind, innerhalb kurzer Zeit, also ohne frustrierende Wartezeiten, auch von unterschiedlichen Orten einzuholen, sei es über Sprachkommunikation, Bildschirminformationen, Fernkopien oder andere Kommunikationsarten.

Internationale Studien beweisen die Richtigkeit und Notwendigkeit solcher Maßnahmen durch beeindruckende Zahlen. Zum Beispiel, 20 000 US-Dollar in Informations-Technologie richtig investiert, erhöht die Produktivität des einzelnen Arbeitsplatzes vom Sachbearbeiter bis zur Vorstandsetage um den Faktor 2 bis 10. Die Palette der Mitbestimmungsmöglichkeiten der Mitarbeiter ist dabei unendlich groß. Sie beginnt bei der Auswahl der notwendigen Information bezüglich Art und Aufbau, bestimmt wesentlich den Ablauf der Tätigkeit und endet schließlich bei der optischen Arbeitsplatzgestaltung. Eine derartige Vorgehensweise muß ungleich mehr Akzeptanz erzeugen, als vom Management vorgegebene Informationsformen, etwas schmackhafter gemacht durch die lobenswerte Tätigkeit von Designern und Ergonomen. Eine Berücksichtigung des natürlichen Bedürfnisses des Menschen nach Eigenverantwortung und Mitgestaltung ist sicher viel viel mehr wert als sonstige Formen der Mitbestimmung nach dem Betriebsverfassungsgesetz einschließlich angestrebter Arbeitszeitverkürzungen. Die Aufgabenstellung an das Management, Organisationsfachleute, Hersteller und Vertreiber von DV-Hard- und -Software-Systemen heißt: Dem Anwender Wege aufzeigen und nahebringen, das vielfältige technologische Angebot zu seinem persönlichen Vorteil und somit zum Vorteil des Unternehmens anzuwenden.

Am Anfang steht die Analyse

Der Stand der Informationsmöglichkeiten ist von Unternehmen zu Unternehmen sehr unterschiedlich. Von der einfachen Wechselsprechanlage bis zum komplexen EDV-Informationssystem ist alles vertreten. Eine Untersuchung, wie gut oder wie schlecht der Informationsfluß ist und mit welchem wirtschaftlich vertretbaren Aufwand er verbessert werden kann, bleibt dem, der optimieren will, nicht erspart. Ausgerüstet mit diesem Wissen kann die zweite Hürde genommen werden: Das Angebot erscheint unüberschaubar.

Zugegeben, eine Auswahl ist nicht einfach. Das erweiterte Dienstleistungsangebot der Post oder dessen Ersatz bei lokaler Anwendung durch Herstellerkonzepte erscheint wie ein Labyrinth auf dem Weg zum Ziel. Das breitgefächerte Angebot der Post ermöglicht es, alle möglichen und unmöglichen Endgeräte zu verbinden, neuerdings auch solche unterschiedlicher Sprache (Prozeduren) und Geschwindigkeit. Je nach Art der Anwendung kann die Verbindung dauernd oder nur zeitweise bestehen. Neuartige virtuelle Übertragungsarten ermöglichen sogar eine Tarifierung nach übertragenem Datenvolumen zuzüglich einer gewissen Grundgebühr. Als Dank für die Möglichkeit mit diesem Angebot träge ablaufende Standardisierungs-Bemühungen seitens der Hersteller zu kompensieren, erntet die Post oft herbe Kritik

Seltsam eigentlich: Es gilt als absolut normal, wenn ein Steuerzahler, sei es ein Privatmann oder ein Unternehmen, die Hilfe kompetenter Fachleute in Anspruch nimmt. Eine Art Kochbuch, das man kurz liest, mit einem "Aha" zuschlägt und fortan alle seine Steuerangelegenheiten selbst regelt, erwartet man aufgrund der umfangreichen Materie erst gar nicht, zumal der Wissensstand laufend ergänzt und korrigiert werden müßte. Nicht genug, man akzeptiert sogar, daß der konsultierte Fachmann Geld mit dieser Arbeit verdient. Schließlich deckt der Erfolg seiner Arbeit häufig leicht sein Entgelt und bringt darüber hinaus noch finanziellen Nutzen.

Der Vertriebsbeauftragte im Datenübertragungs- oder Datenverarbeitungsbereich oder der unabhängige Berater hat ähnliche oder gleiche Aufgaben. Er kennt die Materie, läßt sich vom Anwender die Problemstellungen darlegen und offeriert praktische nutzbringende Lösungsvorschläge, die meist sogar direkt betriebswirtschaftlich meßbar sind. Trotzdem zögert man viel zu häufig, diesen Fachmann zu befragen. Eigentlich gibt es keinen Grund, ihn nicht zu Rate zu ziehen, es sei denn, man kann ihm nicht erklären, was man von ihm erwartet, weil man noch gar nicht erforscht, hat, wo besserer Informationsfluß notwendig ist.

Beginnen oder Optimieren?

Dort, wo man erst jetzt beginnt, über Sinn und Zweck der richtigen Information am richtigen Arbeitsplatz nachzudenken, bieten sich neue Herstellerkonzepte an, die alle vorstehend genannten Forderungen mehr oder weniger berücksichtigen. Einige Hersteller haben rechtzeitig erkannt, daß sich unterschiedliche Informationssysteme wie Datenverarbeitung, Textverarbeitung, grafische Anwendungen und vieles mehr vereinen lassen. Nicht immer kommen solche Impulse aus den Labors der Marktführer. Wang zum Beispiel hat sehr zeitig die Notwendigkeit des Office Information Systems (OIS) erkannt und bei der Entwicklung neuer Hardware-Systeme berücksichtigt. Das Netzwerkkonzept mit dem Namen Wangnet vereint schon jetzt erstaunlich viele Fähigkeiten wie die Übertragung von Sprache, Bewegt-Bildern und Gateways zu öffentlichen Netzen. Immer mehr solcher Konzepte, zum Teil bereits realisiert, werden dem staunenden Publikum vorgestellt. Namen wie SNA, CNA, Ethernet, Primenet und andere machen deutlich, daß man deren Notwendigkeit erkannt hat. Die Behauptung, daß die Präsenz besserer Informationen nur in großen Unternehmen nötig ist, kann nicht akzeptiert werden. Gerade in kleinen Unternehmen kann schon früh der Grundstein für das Bauwerk "bessere Kommunikation" gelegt werden. Die Chancen, sich durch eine passende Informationsverarbeitung als Leistungselement eine gute Marktposition zu sichern, sind hervorragend.

In manchen Bereichen der Wirtschaft wie Banken oder Versicherungen, hat man dies längst erkannt. Dort, wo Kommunikation schon in großem Ausmaß betrieben wird, gibt es immer etwas zu verbessern:

- Der einfache Umschalter, der die Mehrfachnutzung eines Terminals erlaubt;

- Die Protokoll-Konvertierung, die es ermöglicht dezentrale Computerleistungen in die zentrale Datenverarbeitung zu integrieren;

- Das Datascope, das Schwachstellen im Netz aufdeckt oder erkennen läßt, daß man enorme Summen an Übertragungsgebühren sparen könnte allein durch rechtzeitigen Wechsel der Übertragungs- oder Leitungsart;

- Das Back-up Schaltsystem, mit dem man kostspielige Ausfallzeiten verhindert etc.

Diese Liste kann beliebig fortgesetzt werden.

"Nein. Das brauchen wir alles nicht. Wir haben dafür kein Geld. Kommen Sie im nächsten Jahr wieder, falls wir dann überhaupt noch existieren." - Ob sich die Nein-Sager wohl darüber im Klaren sind, daß diese Nein-Sager wohl darüber im klaren sind, daß dieses "Nein" sehr hohe Kosten verursachen kann?

Es gibt viel zu tun

Auf, auf! ihr Manager, Organisations-Experten, EDV-Hardware- und Software-Planer. Es wurde schon zuviel Zeit dafür verschwendet, den schwarzen Peter dem Techniker zuzuschieben und das nur, weil die absolut an den Menschen angepaßte Lösung fehlt. Diese technischen Erfinder sind so schnell nicht einzuholen, denn schließlich sind sie schon auf dem Mond zu Hause. Aber vielleicht können Sie sie bei der nächsten Runde, wenn Sie wieder an ihnen vorbeilaufen, kurz aufhalten und sie bitten, Ihnen bei der Humanisierung des Arbeitsplatzes zu helfen. Ihre Vertriebsgehilfen als Bindeglied zum Anwender können Sie dabei unterstützen, indem sie aufhören, ausschließlich Bits und Bytes zu verkaufen. Gestalten Sie die Technik so, daß die Kreativität und das Verantwortungsbewußtsein jedes einzelnen in die neue Richtung gelenkt wird.